Wie oft hattest du schon „eine geniale Idee„, „einen super Einfall“ oder „eine perfekte Eingebung„?
Und wie oft ist eine fertige Geschichte daraus geworden?
Nie?
Warum das so ist oder zumindest so sein könnte, darüber habe ich mir in diesem Artikel Gedanken gemacht.
Was ist eine Idee?
Eine Idee ist ein roher Entwurf, eine grobe Skizze, ein einzelnes Fragment. Eine Idee könnte zum Beispiel sein:
- Eine Nonne verliebt sich in einen Geschäftsmann.
- Zwei Kinder verirren sich im Wald.
- Ein Geschäftsmann verliebt sich in eine Nutte.
Was ist eine Idee nicht?
Aber all diese Ideen für sich genommen machen noch keine Geschichte, sie füllen keine fünfhundert Seiten Roman aus. Damit sie das könnten, brauchen wir (wenigstens):
- Eine Mutter Oberin, einen Streit in einem Geschäftsraum, eine oder zwei Gespielinnen, einen großen Deal, ein mächtiges Opfer und einen schicken Kuss.
- Eine böse Stiefmutter, Kieselsteine, Brotkrumen, ein Lebkuchenhäuschen, eine Hexe und einen Ofen.
- Eine gemeine Verkäuferin, einen liebenswürdigen Concierge, ein Pferderennen, eine Einkaufsorgie, einen schleimigen Arbeitskollegen, eine Limousine und einen Strauß Rosen.
Wir brauchen Füllmaterial, wir brauchen Substanz, wir brauchen Leben.
Was ist eine Geschichte?
Es ist nicht die Idee an sich, die am Ende Hunderte von Lesern fesselt. Es sind die Kleinigkeiten drum herum, die Szenen, die Schauplätze, die Handlungen, die Gedanken, die Entwicklung der Charaktere, ihre Interaktion und ihre Entscheidungen.
Es ist das Leben in seiner ganzen Fülle, das uns packt, uns in seinen Bann zieht und uns mit den Wesen verbindet, die eigentlich nur in unserer Fantasie existieren.
Eine Geschichte ist wie ein Wald. Die Idee hinter dem Wald, das ist „grün„, „blühend“ oder „herbstlich“ und vielleicht noch „feucht„, „moosig“ oder „dunkel„. Aber der „Wald“ an sich, der besteht aus Bäumen mit Borke, Ästen und Blättern, der ist angefüllt mit Pilzen, Flechten und Moos, es gibt Sträucher mit Dornen, Knospen und Beeren, Insekten mit Fühlern, Flügeln und Stacheln, Spechte, Eulen, Amseln, Rotkehlchen, Drosseln, Mäuse, Ratten, Eichhörnchen, Kaninchen, Füchse, Stinktiere, Dachse, Rehe, Wildschweine, Bären …
Kurzum, der Wald ist ein Wald voller Leben, voller Sein. Er hat keinen richtigen Anfang und kein richtiges Ende. Er existierte schon, bevor jemand daher kam und ihn „Wald“ nannte und er lebt auch dann noch weiter, wenn jeder seinen Namen bereits vergessen hat. Genauso wie eine Geschichte schon begonnen hat, bevor ein Leser in sie hineinschmökert und ihre Charaktere immer noch weiterleben, auch wenn das Wort „Ende“ bereits gelesen wurde.
Deshalb scheitern so viele „Geschichten“
Genau das ist der Grund, warum es da draußen so viele unvollendete „Geschichten“ gibt. Es waren niemals Geschichten, es waren nur Ideen, grobe Skizzen, einzelne Bäume im Nirgendwo.
Wie mache ich aus einer Idee eine Geschichte?
Passiv sammeln
Eine Idee reicht nicht für eine Geschichte – Viele tun es. Also sammle Ideen, kombiniere sie, spalte sie auf, würfle sie neu zusammen, lass sie wachsen und warte darauf, dass die Muse dich küsst.
Aktiv entwickeln
Lass deine Gedanken fließen, versuch es mit Mindmapping, Waldspaziergängen, heißen Bädern. Frage dich: „Was wäre wenn [x]“ und setze für [x] alles ein, was dir in den Sinn kommt, egal wie abstrus oder widersinnig es zunächst erscheinen mag.
Versuch so viele Ideen zu sammeln, bis du sie dir nicht mehr alle merken kannst, bis du sie aufschreiben musst, um sie zu sammeln und zu sortieren. Dann fang an sie zu sortieren, gruppieren, organisieren und entwickle ganz langsam eine vollständige Geschichte, mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende.
Diskussion
Denkst du auch, dass eine Geschichte aus mehr als nur einer Idee besteht? Hattest du schon mal eine Idee, die nie zu einer Geschichte geworden ist? Wie machst du aus Ideen Geschichten?