Das ist der dritte Teil des Interviews mit Harald Hillebrand, Jahrgang 1958, seine Wahlheimat ist Glambeck/Nord-Brandenburg (Landkreis Oberhavel), er ist verheiratet, hat 3 erwachsene Söhne und ist hauptberuflich Verwaltungsbeamter.
Der Verlag
Jacky: Wie hast du dir einen Verlag ausgesucht? Wie lief die Kontaktaufnahme ab? Was gehört alles in den Umschlag mit dem Manuskript?
Harald: Es ist verdammt schwierig, aus dem Produkt seiner Fantasie eine Ware zu machen, die auch gekauft wird. Insofern hab ich mir beim Schreiben meines ersten Romans über Veröffentlichungsmöglichkeiten keine Gedanken gemacht. Und als es soweit war, ging ich den gleichen Weg, den jeder Jungautor geht: Man schreibt erstmal die bekanntesten Verlage an.
Der Erfolg dessen war gleich Null – wie bei allen Jungautoren. Wer wirklich einen Verlag sucht, muss andere Wege gehen: Meinen ersten Verlag fand ich durch eine e-Mail, die fünf Zeilen lang war und keinerlei Anhänge hatte. Die e-Mail-Adresse stammte von der Verlags-Homepage eines Kleinverlags, in dessen Verlagsprogramm mein Buch zu passen schien.
Mein nächster Roman wurde in einem Verlag veröffentlicht, dessen Inhaber ich in einem Autorenforum im Internet kennen gelernt hatte. Daraus entwickelte sich eine längere Zusammenarbeit.
Jacky: Was war deiner Meinung nach Ausschlaggebend dafür, dass dein Werk angenommen wurde? Was ist dein bester Tipp für ein erfolgreiches Einreichen eines Manuskripts?
Harald: Das Manuskript muss wirklich gut sein, dann findet es auch seinen Weg! Das ist der beste Tipp, den ich habe. Denn das Manuskript muss seine erste große Bewährungsprobe bestehen: Es muss einen wirklichen Kenner der Materie fesseln – nicht mehr und nicht weniger.
Allerdings heißt das nicht, dass man von seinen ersten Büchern großartige Gewinne erwarten sollte.
Jacky: Wie viel verdienst du an einem Buch bzw. was muss in einem Standardvertrag drin stehen, dass ich nicht übers Ohr gehauen werde? (Prozentuale Angaben oder grobe Schätzwerte sind völlig ausreichend)
Harald: Bei Jungautoren kommen meist nur Kleinverlage infrage für eine Erstveröffentlichung. Diese Kleinverlage nutzen alle die gleichen Vertragsvorlagen. Was variiert sind lediglich die Prozente. Aber ehrlich gesagt: Die Prozente, die man pro Buch vom Verlag erhält, sind nicht der Rede wert, weil es auf die Stückzahlen ankommt, die man verkauft.
Die realistische Frage ist, wie viele Bücher muss ich verkaufen, um die Kosten für das Druckerpapier und den Toner und den Strom wieder einzufahren?
Jacky: Wie sehr hat das Lektorat deine Texte verändert? Kannst du gegen Änderungen Einspruch erheben? In wie weit wird (muss) dem nachgegeben (werden)?
Harald: Mein erstes Manuskript hatte in der Fassung, die die Lektorin erhielt, 360 Seiten. Die veröffentlichte Fassung hatte noch 220. Erste Frage beantwortet?
Fest steht für mich: Der Lektor ist nicht dein Feind! Jedenfalls nicht beim Debütroman. Der Lektor ist dein Lehrer, mit dem ich vertrauensvoll zusammenarbeiten möchte und muss. Der Lektor kennt die Materie des Literaturgeschäfts und ist in der Regel selbst ein erfahrener Autor. Deshalb sind die Änderungswünsche des Lektors keine Dogmen, sondern eben Vorschläge, die ich als Autor sorgfältig prüfen muss. Denn meist hat der Lektor recht – manchmal ist es aber komplizierter.
Verlangt der Lektor das Löschen eines langatmigen, überflüssigen Absatzes, dann lösche ich den Absatz. Enthält dieser aber eine Information, die ich später im Roman wieder aufgreife, muss ich halt sehen, ob und wie ich sie an anderer Stelle wieder einbaue.
Der Lektor ist also der erste ernsthafte Leser, mit dem ich alle meine Ideen teile. Und das geht nicht, wenn ich mich frage, ob er sie zerstört. Ein Lektor greift meine Ideen auf und zeigt mir als Autor, wie ich sie dem Leser noch besser verdeutlichen kann.
Jacky: Wer hat das Cover gemacht? Was ist mit der Werbung? Gibt es jemanden der dir bei all den kleinen Dingen hilft?
Harald: Die Coverbilder der beiden „Jard“-Bücher habe ich selbst gemacht, weil ich zufällig auch male. Bei Eismenschen stammt das Cover vom Verlag. Bei allen drei Büchern wurden mir die Cover vorgestellt und mit mir diskutiert. Mag sein, dass das nicht bei allen Verlagen so ist.
Die Frage nach der Werbung ist komplizierter; man muss sie anders stellen: Wer kauft das Buch eines vollkommen unbekannten Autors, das bei einem Kleinverlag veröffentlicht wurde? Die Käufer sind fast ausschließlich Leute, die den Autor kennen. Also Freunde, Verwandte, Bekannte, Kollegen oder eben solche, die den Autor bei Lesungen kennen gelernt haben. Entsprechend begrenzt sind die Möglichkeiten der Kleinverlage. Alles steht und fällt mit dem Engagement des Autors.
Natürlich kann der Verlag den Autor unterstützen, zum Beispiel mit seiner Verlagshomepage, mit Presseveröffentlichungen, mit Vorlagen für Aushänge oder mit Tipps für die Vorbereitung von Lesungen – aber tun muss es der Autor selbst. Und am leichtesten (und mit den geringsten Kosten verbunden) geht der Verkauf eben in der lokalen Umgebung des Autors.
Und wenn du nach Helfern fragst; da gibt es die Buchhändler, Ehefrauen und andere Autoren der Umgebung, die bei der Vorbereitung und Durchführung von Lesungen helfen können.
Persönliches
Jacky: Wer sind deine Lieblingsautoren und warum?
Harald: Wirkliche Lieblingsautoren habe ich nicht. Jeder Autor schreibt gute und schlechte Bücher. Und dann ist mein Lesestoff auch ganz entscheidend von meiner Stimmung abhängig. Das Spektrum reicht von Humor bis Spannung, von historisch bis Scifi, von Klassik bis modern.
Jacky: Was sind deine Lieblingsbücher? Wie viele Bücher liest du im Jahr? Liest du nur Sachen aus dem Genre, in dem du auch schreibst? Liest du auch Trivial-Literatur?
Harald: Mein erstes Lieblingsbuch war „Käuzchen-Kuhle“ von Horst Beseler, ein Jugendbuch, an das ich beim Schreiben meines ersten Romans immer wieder denken musste. Dann wären da zu nennen die Romane von Erwin Strittmatter und Isaac Asimov, der „Dune„-Zyklus von Frank Herbert und Krimiklassiker von Christie, Simenon und Sjowall/Wahlöö. Tolstoi und Aitmatov hab ich gern gelesen, ebenso gern wie einige Tom-Clancy-Bücher.
Übrigens, wenn ich schreibe, lese ich keine Belletristik. Dann regen mich die Fehler der anderen Autoren zu sehr auf. Dann lese ich lieber Sachbücher: Schreibbücher, Gartenbücher, Geschichtsbücher, Kunstbücher usw. Eine Zeit lang hatte ich aber auch „Perry Rhodan“ abonniert.
Jacky: Was tust du, wenn du nicht gerade schreibst? Siehst du fern?
Harald: Klar sehe ich auch fern. Aber ich kann dabei nicht lange stillsitzen. Wir haben einen großen Garten, der beackert werden will. Ich male, am liebsten Landschaftsbilder und Aktbilder, in Öl und Pastell. Und wenn ich abschalten will (lach nicht!), stricke ich Socken.
Für die Gesundheit mache ich Nordic Walking oder ich wandere einfach in der Umgebung meines Dorfes.
Jacky: Wie reagieren andere Menschen auf dich, wenn du ihnen offenbarst, dass du Schriftsteller bist?
Harald: Was willst du hören? Dass sie den Mund nicht zukriegen? Es ist nicht so, denn meist spiele ich das herunter. Hier in meinem Landkreis bin ich allerdings inzwischen so bekannt, dass ich es nicht mehr erzählen muss. Sie wissen es – da werden die Fragen persönlicher.
Jacky: Wenn du ganz von vorne anfangen könntest, was würdest du anders machen? Was würdest du wiederholen?
Harald: Ich würde noch in der Schulzeit ernsthaft zu schreiben anfangen und einer Schreibgruppe (oder einem Autorenforum im Internet) beitreten. Ich würde mich mehr für meine Umwelt interessieren, mit Kurzgeschichten beginnen und entsprechende Fachbücher lesen. Ich würde berühmt werden, so viel ist sicher.
Das schlimme ist nur, dass ich mir in dem Alter meiner Möglichkeiten nicht bewusst war und es niemanden gab, der sie mir aufgezeigt hat. Weißt du: hinterher ist man immer schlauer!
Noch einmal ein herzliches Dankeschön an Harald für seine Zeit und das ausführliche Interview. Wenn du mehr über ihn erfahren möchtest, dann besuche einfach seinen Blog.
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Dieses Interview ist in drei Teile aufgegliedert. Hier findest du Teil 1 und Teil 2.