Von Schreibblockaden hab ich ja schon viel gehört und auch schon einiges drüber geschrieben, aber dass es auch Korrigier-Blockaden gibt, das war mir persönlich völlig neu.
Genau deshalb habe ich sie heute zum Thema gemacht. Es gibt auch ein kleiner Statusbericht, wie es mir dabei ergangen ist und einige Tipps, wie du deine Korrigier-Blockade vielleicht loswerden oder sogar ganz umgehen kannst.
Die Gründe …
… können mannigfaltig sein. Bei mir lag es an einer besonders kniffligen Stelle. Ich hatte mich in der Rohversion für Verhalten A entschieden, aber vergessen, einige Faktoren miteinzubeziehen. Jetzt war die Frage, ob Verhalten B nicht besser wäre.
Die Antwort war nicht völlig eindeutig. Auf der einen Seite schien mir Verhalten A immer noch logisch, aber ich war mir nicht sicher, ob das daran lag, dass es wirklich logischer ist, oder daran, dass Verhalten B bedeutet hätte, dass ich die folgenden Szenen würde umschreiben müssen (= mehr Arbeit).
Die Lösung
Ich hab mich sicher zwei Wochen oder länger darum gedrückt weiterzukorrigieren (sehr effizient 😐 ) nur, um mich am Ende doch für Verhalten B zu entscheiden und einfach weiterzumachen.
War ich mir sicher, dass das die richtige Lösung ist?
Nein, absolut nicht.
Aber es fühlte sich richtiger an und anstatt mich weiterhin gegen den Mehraufwand zu sträuben, habe ich mich einfach hineingestürzt. Es hat sich herausgestellt, dass es gar nicht so viel zusätzliche Arbeit war, und dass sich alles Weitere ganz natürlich daraus entwickelt hat.
Was tun bei einer Korrigierblockade?
Triff eine Entscheidung.
Wenn es die Falsche ist, wirst du es früher oder später merken, aber triff sie einfach!
Denn bevor du sie nicht getroffen hast, wirst du nie herausfinden, ob sie die Richtige war oder nicht.
Ist meine Geschichte langweilig?
Eine Frage, die mir immer wieder durch den Kopf gegangen ist. Ich kenne meine Geschichte so gut, so durch und durch, so in- und auswendig, dass es keine Überraschungen mehr gibt, keine Spannung. Natürlich weiß ich, dass das normal ist, trotzdem haben diese Zweifel mich lange zurückgehalten.
Wozu an einer Geschichte weiterarbeiten, die sowieso nur langweiliger Müll ist?
Aber ist sie das wirklich?
Die Antwort ist vermutlich: nein.
Denn wenn du so viel Zeit und Energie und Herzblut in ein Projekt gesteckt hast, dann stehen die Chancen ziemlich gut, dass auch eine halbwegs spannende Geschichte dabei herauskommt. Daran musst du immer wieder denken!
Probeleser
Ein weiterer Punkt, der mir sehr geholfen hat, war, dass ich angefangen habe, meine Geschichte einfach Kapitelweise an die Probeleser zu schicken.
Diese Methode ist nicht für jeden geeignet und sicher mit Vorsicht zu genießen, bei mir war es definitiv die richtige Entscheidung.
Motivation
Ich hatte den Vorteil, das gleich mein erster Probeleser – um es milde auszudrücken – begeistert von meiner Geschichte war. Das muss natürlich nicht der Fall sein, kann aber ein super Katalysator sein.
Gleichzeitig habe ich mir verboten, in die eigentliche Kritik reinzulesen. Das klingt widersinnig, deshalb will ich es kurz erklären.
Ich durfte das allgemeine Statement lesen, also den Gesamteindruck, außerdem habe ich mir erlaubt, die positiv markierten Stellen zu lesen. Ich hab das als Motivation benutzt. „Es gibt gute Stellen“ und „Ich kann schreiben“, waren die Hauptaussagen, die ich mitnehmen wollte und mitgenommen habe.
So viel zur Erleichterung, zur Motivation und zum Spaß 😀
Druck erzeugen
Dadurch, dass ich die Geschichte nur kapitelweise weitergebe, sitzen mir jetzt aber auch ein paar Probeleser im Nacken, die gerne weiterlesen möchte. Das setzt mich ein bisschen unter Druck und motiviert mich gleichzeitig weiterzukorrigieren.
Ich möchte aber dazu sagen, dass das auch in die Hose gehen kann. Bei der ersten Geschichte, die an Probeleser ging, habe ich schon kapitelweise lesen lassen, als noch nicht einmal der erste Entwurf stand. Die armen Probeleser warten heute noch auf das Ende der Geschichte.
Wieder im Fluss
Tja und als es dann einmal wieder anfing, einmal wieder lief, da war ich wieder im Fluss und es gab fast kein Halten mehr. Endlich macht es wieder Spaß. Endlich ist schreiben – korrigieren – wieder genau das, was ich von Herzen gern mache.
Gerade bin ich wieder an einer kniffligen Stelle angekommen. Aber ich werde einfach eine Entscheidung treffen, an meine Probeleser denken und weitermachen. Denn das, und nichts anderes, ist genau das, was ich machen möchte.
Diskussion
Hattest du auch schon einmal eine Korrigier-Blockade? Wie ist es dazu gekommen? Wie lange hat sie angehalten? Was hast du dagegen unternommen?