Als Selbstständiger ist es immer schwierig, einen sinnvollen Tagesablauf zu finden. Und als Schriftsteller bist du – zumindest in der Zeit in der du schreibst oder korrigierst – nun mal vollkommen selbständig und auf dich allein gestellt.
Die große Freiheit, die du besitzt, ist auch gleichzeitig die größte Falle, in die du tappen kannst. Denn, es gibt niemanden, der dich kontrolliert, der dich anspornt, bestätigt oder in den Hintern tritt.
Das Problem
Ich hab schon viel über Zeitmanagement geschrieben, Methoden vorgestellt, die ich auch immer wieder gerne anwende. Aber dann gibt es da ja auch noch den sprichwörtlichen Schweinehund, der ständig versucht dir hineinzupfuschen und alles unternimmt, damit du eben nicht all das schaffst, was du dir vorgenommen hast.
Er hat es umso einfacher, je weniger Kontrolle es von außen gibt. Mal ehrlich: Wem hast du erzählt, dass du schreibst? Wer weiß, dass du regelmäßig schreiben möchtest? Wer kontrolliert, ob du das auch tust?
Höchstwahrscheinlich nur du selber. Und weil der Schweinehund nun mal ein Teil von dir ist, wird er dir nur zu gerne erlauben, bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine „nachvollziehbare“ Ausrede zu finden.
Der Arbeitsbericht
Es ist die Kontrolle, die fehlt. Genau da setzt mein heutiger Artikel an. Was genau ist aber ein Arbeitsbericht?
Eigentlich ist es ganz simpel. Es ist eine Auflistung der Dinge, die du am entsprechenden Tag gemacht hast. Natürlich kannst du ihn so ausführlich oder auch so spartanisch gestalten, wie du möchtest. Hauptsache, der ganze Tag ist abgedeckt, so dass du nachvollziehen kannst, wofür deine Zeit draufgegangen ist.
Beispielbericht: 32.10.2087
Bis 7:10 – Frühstück
Bis 8:00 – Fahrt zur Arbeit
Bis 16:00 – Arbeit
Bis 16:50 – Fahrt nach Hause
Bis 17:30 – Abendessen kochen
Bis 18:00 – Abendessen
Bis 19:00 – E-Mails checken, Schreibwerkstatt.de
Bis 20:00 – Schreiben
Bis 20:15 – Korrigieren
Bis 22:30 – Fernsehfilm
So oder so ähnlich könnte ein Wochentag aussehen, am Wochenende hast du natürlich viel mehr Freiheit. Wenn du möchtest, kannst du am Ende noch zusammenrechnen, für welche Dinge (Arbeit, Pause, Schreiben …) wieviel Zeit verbraucht wurde.
Vorteile
Mich hat diese Methode ungemein motiviert. Außerdem gibt sie dir einen hervorragenden Überblick darüber, wie lange du tatsächlich für das Schreiben und das Korrigieren gebraucht hast. Das hilft dir bei der Planung neuer Projekte und auch bei der Anwendung anderer Zeitmanagement Methoden, wie z.B. dem Zeitplan, Fließbandarbeit oder auch Timeboxing (oh, darüber hab ich ja noch gar keinen Artikel geschrieben … hätte ich schwören können, also wieder ein Punkt auf meiner eigenen Todoliste 😉 ).
Wer übernimmt die Kontrolle?
Mir hat es schon enorm geholfen, so einen Arbeitsbericht überhaupt zu schreiben. Ich selbst war meine Kontrollinstanz. Plötzlich wurde deutlich, wo meine Zeit hin verschwindet, was zunächst einmal ein schlechtes Gewissen zur Folge hatte, aber auch, dass ich eben einschreiten und es besser machen konnte.
Richtig effektiv wurde diese Methode aber erst, als ich mir jemand anderen gesucht habe, dem ich Rechenschaft ablegen musste. Plötzlich war es mir peinlich aufzuschreiben, dass ich (schon wieder) Pause mache und so steigerte sich meine Produktivität im Handumdrehen um ein Vielfaches.
Wen du nehmen kannst, hängt natürlich sehr von deinem Umfeld ab. Es sollte jemand sein der
- Weiß, dass du schreibst.
- Weiß, dass du regelmäßig schreiben möchtest.
- Dich mag.
- Dir etwas bedeutet.
- Vor dem du Respekt hast.
- Dir auch in den Hintern treten kann, wenn du mal wieder gar nichts hinbekommen hast.
Fazit
Das tollste an der „Fremdkontrolle“ aber war und ist, dass ich selber stolz auf mich bin. Ich bin stolz darauf, am Ende vom Tag einen wohlgefüllten Arbeitsbericht abgebe zu können, stolz auf meine Produktivität und stolz auf mich selbst. Vielleicht hat es ein bisschen was mit Angeben zu tun, „hier guck mal, was ich heute geschafft habe„, aber das stört mich nicht. Es hilft mir, mich weiterhin zu motivieren und produktiv zu bleiben.
Zugegebener Maßen, ist das mit dem Arbeitsbericht bei mir in letzter Zeit wieder ein bisschen eingeschlafen, trotzdem ist die Produktivität geblieben. Wenn du sie dir einmal angewöhnt hast, dann beginnt sie ein Eigenleben zu entwickeln und nährt sich selbst. Das ist ein tolles Gefühl und macht richtig Spaß. Sobald ich merken sollte, dass ich wieder nachlasse, werde ich diese Methode umgehend und gerne wieder verwenden.
Diskussion
Was hältst du von dieser Methode? Schreibst du einen Arbeitsbericht? Könnte dich das motivieren? Wen würdest du als Kontrollinstanz nehmen? Was motiviert dich?