Jetzt ist es ja schon ein paar Tage her, deshalb kann ich es vermutlich ruhig zugeben:
Ich wollte aufhören, einfach aufgeben. Einen Tag vor Beginn des NaNoWriMo, wollte ich meine eigentliche Idee vergessen und etwas Neues anfangen.
Warum? Weil ich, so wie üblich, bevor es ans Eingemachte geht, eine vermeintlich bessere Idee hatte.
Wie es dazu kam
Es war der 30.Oktober, also keine ganzen zwei Tage mehr, und der NaNoWriMo würde mich endgültig dazu zwingen endlich anzufangen und aus dem halben Dutzend Charakterbögen, dem Ideenkasten und dem Plot einen echten, vollständigen Roman zu schreiben. Da sprang sie mir ins Gesicht *trommelwirbeeel*: Die neue Idee.
Und es war nicht irgendeine Idee. Es war eine von diesen phänomenalen Ideen, die schicken, die glitzern und glänzen, mit Gold eingerahmt, auf Samt gebettet, mit einer irren Hintergrundgeschichte, spannenden Charakteren und so viel Leben, … einfach unglaublich.
Das Alte Lied
Es ist ja nicht so, als wäre mir das zum ersten Mal passiert. Um genau zu sein, passiert mir das wieder, und wieder, und wieder. Und zwar stehe ich am Ende, bzw. kurz vor dem Anfangen, immer vor demselben Problem:
Mit meinem Plot bin ich fast durch. Um es ganz kurz zu machen, er ist gähnend langweilig. Ohne scheiß. Da steht zwar die Idee, die ich noch vor zwei Monaten so geliebt habe, in hübsche Szenen verpackt, als Rohgerüst in meinem yWriter, aber irgendwie ist da nichts spannendes mehr dran. Der Lack ist ab, die Frontscheibe verkratzt, die Reifen platt, und die Karosserie ist so durchgerostet, dass das Ding von selbst wahrscheinlich nicht Mal mehr bis zum nächsten Schrottplatz kommt.
Nicht noch eins
Klar war nur, dass ich nicht noch ein Projekt starten konnte, zwei Projekte waren/sind ja schon in Arbeit. Drei sind einfach zu viel des Guten. (Obwohl ich fast schon stolz verkünden darf, dass ich auf das Chaos bisher nicht zurückgreifen musste sondern konsequent bei meiner Ordnung geblieben bin)
Außerdem stand der NaNoWrio schon so unglaublich dicht vor der Türe, dass ich für eine echte Planung einfach nicht mehr genug Zeit gehabt hätte. NaNo-ohne-Plot hatte ja schon letztes Jahr nicht für mich funktioniert.
Was blieb also übrig? Eine Idee von Beiden musste sterben.
Das Biest
Tja und nachdem was ich oben über die alte und die neue Idee geschrieben habe, musst du wohl nicht lange überlegen um herauszufinden, was das gemeine Biest hinter meinem linken Ohr, mir von da an ins Ohr raunte.
„Lass die alte Geschichte sausen und fang die Neue an, die ist sowieso viel schöner und spannender und …“
Stopp!
Aber an dieser Stelle habe ich ausnahmsweise meinen gesunden Menschenverstand eingeschaltet.
1. Natürlich wirkt die alte Idee dröge. Das was jetzt da steht, das ist ja auch nur der Rohbau, das Skelett. Wenn dir jemand Muskeln, Haut und Haare abziehen würde, dann sähest du auch nicht gerade hübsch aus.
2. Selbstverständlich sieht die neue Idee besser aus, deine Phantasie ist ja auch gerade erst warm gelaufen. Neu ist immer schick, solange es neu ist; eben.
3. Und am Wichtigsten: Wenn du jetzt die neue Geschichte anfängst, dann stehst du in etwa zwei Monaten wieder an exakt derselben Stelle, zwar mit einer anderen Geschichte, aber auch mit einem langweiligen Skelett und einer neuen (dritten) Idee.
Fazit: Schreib verdammt noch eins deine „alte“ Idee auf. Danach kannst du mit der Neuen anfangen!
Buhuuuu!
Und es tat weh, so weh. Wie konnte ich mich denn von so einer hübschen Idee einfach trennen? Ich war doch gerade erst schwanger geworden, ich kann so ein Geschenk nicht einfach abtreiben (man oh man, heute hab ich’s aber mit merkwürdigen Metaphern). Und dann hatte ich die rettende Eingebung, und sie war so einfach, fast zu einfach:
Schreib dir die Idee einfach auf!
Ausgetrickst
Nein, nein, ich meine damit ja gar nicht sie ausführlich aufzuschreiben. Ich hab einfach ein neues Projekt im yWriter erstellt, eine neue Szene hinzugefügt, und alle Ideen und Bruchstücke in Stichwörtern hinein geschrieben. Das hat nicht Mal allzu lange gedauert, schließlich war die Idee ja noch längst nicht ausgereift.
Das Ganze hat jetzt einige Vorteile
1. Wenn ich mit der jetzigen Idee fertig bin, wartet schon das nächste Projekt.
2. Bei dem neuen Projekt muss ich nicht ganz von vorne anfangen, einige wichtige Dinge stehen schon fest
3. Ich habe nicht das Gefühl etwas wegzuwerfen (oder abzutreiben -.-;) denn ich schreibe ja alles auf
4. Es macht fast gar keine Arbeit, denn es dürfen ja nur Stichpunkte sein.
5. Ich kann ohne Ballast und ohne schlechtes Gewissen weiter an meiner alten Idee schreiben, mit dem guten Gefühl, dass, selbst wenn nur Müll bei raus kommt, da ja noch eine geniale Idee auf ihre Umsetzung wartet.
Und heute …
Ja, heute ist das schon eine ganze Weile her, und ich kann nur sagen, es war gut so. Ja, ich hab immer noch ein bisschen mit dem Skelett der ersten Geschichte zu kämpfen. Das liegt aber mehr daran, dass ich ein bisschen zu sehr drauf hocke, beim Korrektur lesen wird das anders. Und sie fängt schon so langsam an, nach was Vernünftigem auszusehen, noch kein Jaguar Roadster, aber vielleicht schon ein Mini.
Außerdem: Mittlerweile ist die zweite-wunder-funkel-Idee genau so dröge, wie ich damals die fertig durchdachte Geschichte empfand. Ich behalte also Recht und stürze mich wieder in mein Projekt.
Diskussion
Geht es dir auch so? Quälen dich neue Ideen, oder der Fakt, dass deine alten Ideen „Müll“ sind? Bei mir hat „los schreiben“ geholfen, was hast du schon probiert? Was hat etwas genützt und was hat gar nichts gebracht?
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