Für Bücher über das Schreiben kann man eine Menge Geld ausgeben. Außerdem dauert es stundenlang sie zu lesen und am Ende hat man meistens nur ein oder zwei Tipps wirklich behalten. Deshalb möchte ich einmal ganz anders an die Sache herangehen. Es geht darum in möglichst kurzer Zeit möglichst viel über das Schreiben zu lernen, ohne Geld dafür auszugeben. „In die Bücherei gehen“ mag offensichtlich klingen, aber es geht heute nicht darum sich Bücher auszuleihen.
Ich weiß noch nicht, ob ich eine längere Serie daraus mache, das kommt darauf an, ob mir noch mehr einfällt ^^ (Ideen sind per Mail immer gerne willkommen). Es kann sein, dass einige der Artikel nicht besonders lang sind, aber sie werden dich sicher auf die eine oder andere Weise inspirieren.
Also kommen wir zum ersten Schreibtipp: Sammle Tipps aus Büchern, die nicht dir gehören und setze sie um. (Was dir das nützt? Siehe unten.)
Was du dafür brauchst:
Einen Zettel (am liebsten ein Notizbuch), einen Stift und eine große Bücherei am besten in Laufreichweite, zur Not tut es auch eine Buchhandlung.
Wie es funktioniert:
1. Los geht’s!
Pack den Stift und den Zettel in deine Hosentasche oder in den Rucksack und such dir eine möglichst große Bücherei oder auch Buchhandlung in deiner Nähe.
2. Um Hilfe bitten
Frage einen Angestellten, ob sie Schreibratgeber führen, falls ja, lass dir das entsprechende Regal zeigen. Falls nein, weiter bei Schritt 4.
3. Schreibratgeber
Such dir nun einen der Schreibratgeber aus, am besten einen, den du noch nicht zu Hause hast, und schlage ihn an einer beliebigen Stelle auf. Versuch durch Querlesen den Schreibtipp herauszufinden, den das Buch gerade vermitteln möchte. Dann mach dir eine kurze Notiz in dein Buch (am besten mit Autor, Titel und Seitenangabe). Anschließend legst du das Buch zur Seite und wiederholst Schritt 3 mit wenigstens zwei anderen Büchern.
4. Ein Buch auswählen
Sollte es keine Schreibratgeber geben, geht es auch ohne (diesen Teil kannst du natürlich gerne zusätzlich zu Schritt 3 durchführen). Dreh dich einmal um dich selbst und such dir ein Buch aus, das dir ins Auge fällt, lass dich von deiner Intuition leiten. Vielleicht gefällt dir ein Cover, ein Titel oder nur die Position im Regal, eventuell hat ja jemand einen Teddy als Dekoration auf ein Buch gesetzt?
Nun schlage das Buch an einer beliebigen Stelle auf und lies ein bisschen quer, höchstens ein oder zwei Absätze. Und dann schreib ein paar Stichworte in dein Notizbuch, worum es in den Absätzen ging (am besten mit Autor, Titel und Seitenangabe). Was ist dir aufgefallen? Hat es dir gefallen und wenn ja warum? War es grauslich und woran lag das? Anschließend legst du das Buch zur Seite und wiederholst Schritt 4 mit wenigstens zwei anderen Büchern.
5. Ab in den Park
Du bist Schriftsteller, du hockst oft genug in der Bude vor deinem Computer, jetzt ist es Zeit nach draußen zu gehen und dich in die Sonne zu setzen. Wenn du keine finden kannst, tut es auch ein kleines Café, Hauptsache du findest ein bisschen Ruhe.
Nimm dir deine Notizen vor und betrachte sie in aller Ruhe. Gab es einen Schreibratgeber, dann frage dich, ob du mit den Tipps etwas anfangen kannst. Passen sie zu deinem Schreibstil und zu deinen Methoden? Falls nicht, wie könntest du sie verändern oder ins Gegenteil verkehren, damit sie dir etwas nützen? Gab es nur „normale“ Bücher, frage dich, was du aus deinen Beobachtungen lernen kannst. Wie könntest du es besser machen oder wie könntest du selbst so ein grandioses Ergebnis erzielen?
6. Lasst uns Taten sehen
Nach Schritt 5 hast du nun eine kleine Liste von mindestens 3 neuen Methoden um deine Schreibe zu verbessern. Jetzt ist es an der Zeit dir eine Möglichkeit auszusuchen und sie auf der Stelle zu testen. Kritzel eine Minikurzgeschichte in dein Notizbuch, vollende eine Szene aus deinem aktuellen Romanprojekt oder schreib einfach über deine momentane Gefühlslage, was immer dir einfällt, Hauptsache du setzt dein neu erworbenes Wissen in die Tat um. Denn Übung macht den Meister.
Disclaimer
Ich weiß, ein Besuch in Büchereien und Buchläden kann gefährlich sein, ganz besonders für deine Geldbörse, wenn dir ein Buch so gut gefällt, dass es gleich gekauft werden möchte. Deshalb empfehle ich, neben dem anderen Material, nur etwa 2,50€ an Kleingeld einzupacken, so dass es gerade für einen Tee, Kakao oder Kaffee reicht.
Was ist der Vorteil?
Wenn du ein Buch kaufst, dann willst du – so geht es mir zumindest – so schnell wie möglich wissen, was alles drin steht, dass du es wahrscheinlich von vorne bis hinten durchliest und kaum einmal innehältst. Natürlich lernst du auch dadurch eine Menge, aber noch mehr lernst du, indem du die Tricks direkt umsetzt, sie ausprobierst und übst. Deshalb kaufst du das Buch nicht und leihst es auch nicht aus, sondern du merkst dir einen einzelnen Tipp und setzt ihn auf der Stelle um. Dadurch, dass das Buch nicht dir gehört, ja nicht einmal mehr zur Verfügung steht, kommst du gar nicht in Versuchung weiterzulesen.
Diskussion
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