Eigentlich wollte ich nur ein paar kleine Korrekturen vornehmen, dabei ist ein komplett neuer Artikel entstanden. Vielen lieben Dank an alle Schreibwerkstatt-Mitglieder, die sich an dieser Diskussion beteiligt haben für euren Input.
Dein Manuskript ist fertig. Jetzt stellt sich die alles entscheidende Frage: Drucken? Oder nicht drucken?
Dafür musst du dir zuerst überlegen, was du mit deinem Manuskript für Pläne hast und was „fertig“ eigentlich bedeutet. Willst du es nur korrekturlesen, für den Eigengebrauch drucken oder an einen Verlag senden?
Nur, um es ganz deutlich zu machen und es ganz vorneweg schon einmal gesagt zu haben. Wenn du wirklich fertig, fertig, fertig bist, du eine Veröffentlichung bei einem Verlag anstrebst und den Verlag nun anschreiben möchtest, dann heißt die Antwort in jedem Fall (erst einmal): Nein! Bitte nicht komplett drucken! Dazu kann es Ausnahmen geben. Meistens gibt es sie nicht. Mehr dazu unter Punkt 2 unten.
Jetzt erst mal zu der wahrscheinlichsten Variante.
1. Das „Korrekturdrucken“
Wenn du die erste oder zweite Runde Korrekturlesen am Bildschirm hinter dir hast, dann wirst du so langsam aber sicher Betriebsblind. Das heißt, du siehst keine Fehler mehr, obwohl du weißt, dass sie noch vorhanden sind.
Für diesen Fall kann es sehr hilfreich sein, das Manuskript einmal komplett auszudrucken. Das muss nicht besonders schick aussehen und keine wie auch immer gearteten Standards erfüllen, das soll nur lesbar sein.
Spartipps:
- Schriftart verkleinern. Normalerweise reicht eine Größe von 10pt, damit man es immer noch gut lesen kann.
- Keine Normseiten verwenden. Statt dessen eine ganz normales Schriftbild, vielleicht mit doppeltem Zeilenabstand für Korrekturen, aber normalerweise reicht dafür der Seitenrand.
- Beidseitig drucken oder Schmierpapier verwenden (endlich etwas wozu einseitig bedruckte Werbepost gut ist 8) )
- 2 (oder mehr) Seiten auf ein Blatt drucken. Dafür musst du beim Drucken auf „Eigenschaften“ klicken und anschließend die gewünschte Seitenzahl auswählen. Bitte mach einen kurzen Probedruck, um sicherzustellen, dass das Resultat zusammen mit Tipp 1 immer noch lesbar ist.
- Beim selber-Drucken den Sparmodus verwenden, der heißt bei Windows meistens Entwurf.
- Gar nicht drucken sondern einen E-Reader mit Editierfunktion verwenden.
Achtung! Bitte drucke in jedem Fall ein Probeblatt (maximal 2-10 Seiten), um sicherzustellen, dass das Ergebnis lesbar ist und deinen Ansprüchen genügt.
Du kannst deinen Drucker zu Hause verwenden, oder deine Datei „als PDF drucken“:
Ich hoffe, das ist überall reproduzierbar, zumindest kann ich mich nicht entsinnen, dass ich etwas besonderes eingestellt hätte. Natürlich musst du den Adobe Reader installiert haben.
Die dabei entstehende Datei kannst auf einen USB-Stick ziehen und zum nächstgelegenen Copyshop bringen. Solltest du mit einem der Tipps oben Probleme haben, hilft dir dein freundlicher Copyshopmitarbeiter sicher gerne weiter und vielleicht hat er noch den ein oder anderen Trick auf Lager.
2. Für den Verlag drucken
Um es noch einmal zu wiederholen: ein durchschnittlicher Verlag möchte keine vollständigen Manuskripte sondern lediglich ein Exposé und vielleicht noch eine Leseprobe. Beachte bitte unbedingt die Vorgaben auf der Verlagsseite. Je genauer du dich daran hältst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass deine Einsendung nicht ungelesen im Papierkorb landet.
Der Grund für die geringe Textmenge, die ein Verlag gewöhnlich anfordert ist, dass die meisten Verlage heutzutage von Manuskripten (bzw. Exposés) nahezu überschwemmt werden.
Würde jeder Autor sein vollständiges Manuskript einsenden, würde das in ganzen Urwäldern aus Papier enden, wovon ein großer Teil im Müll landet, einfach weil er nicht gefällt oder schlicht nicht ins Verlagsprogramm passt. Und ja, solche Sachen landen im Müll, weil der Aufwand für eine Rücksendung unzumutbar und das ganze auch zu kostspielig wäre. So ein Druckaufwand wäre außerdem auch für den Autor zu teuer, der die ganzen Manuskripte drucken möchte. Ein Kostenvoranschlag bei meiner örtlichen Druckerei ergab etwa 70€ pro Manuskript – so habe ich auch geguckt.
Gesetz den Fall, dass einem Verlag nun dein Anschreiben samt Exposé gefallen hat, kann es sein, dass er nun tatsächlich dein vollständiges Manuskript anfordert. Jetzt kommt es also auf Qualität und fast schon nicht mehr auf den Preis an, weil du ja schließlich a) Eindruck machen möchtest und b) nur eine einzige Kopie anfertigen musst.
D.h. es bleiben dir nur die üblichen Spartipps zum selber drucken oder beim Copyshop, mehr dazu unter Punkt 3 i) und 3 ii). Achte unbedingt darauf alle Vorgaben des Verlages, bezüglich Normseitenformatierung etc., genau einzuhalten. Wir wollen ja nicht, dass es jetzt noch an Formalitäten oder einem genervten Lektor scheitert.
Am günstigsten kommt es natürlich wenn du dein Manuskript einfach per E-Mail versendest. Null Papier und Kosten für dich und kein Entsorgungsaufwand für den Verlag, falls das Manuskript doch nicht gefällt. Halte aber auf jeden Fall Rücksprache, um sicherzustellen, dass der Verlag mit deinem verwendeten Dateiformat arbeiten kann und möchte.
3. Für den Eigengebrauch drucken
Dein Manuskript ist mehrmals korrigiert, hat genügend Probeleserdurchläufe erfahren und ist in deinen Augen vollkommen fertig. Du strebst gar keine große Veröffentlichung an sondern dein einziges Ziel ist es gelesen zu werden: von ein paar Freunden, der Familie und vielleicht noch dem ein oder anderen interessierten Fremden. Dann hast du drei offensichtliche Möglichkeiten.
i) Selber drucken
Wer sich selbst einen Drucker anschaffen möchte, sollte sich auf jeden Fall den Artikel „Die Druckerlüge“ von CHIP.de zu Gemüte führen. Hier wird wirklich alles berücksicht, die Anschaffung des Druckers, Patronen, Papier und was im Leben eines Druckers eben Geld kostet. Leider ist der Artikel von 2007, gibt aber trotzdem einige interessante Denkanstöße. Kurz gefasst sagt er, dass du für eine zu Hause gedruckte Seite etwa 0,03€-0,05€ einrechnen solltest.
Ich empfehle ausdrücklich die aktuellen Ausgaben der Stiftung Warentest in Augenschein zu nehmen, bevor du losziehst und einen Drucker kaufst. Beachte auch anfallende Nebenkosten wie Nachfüllpatronen, Papier und Druckerverschleiß. Eine Diskussion zum Thema selber-drucken findest du auch hier.
Spartipps:
- Günstiges Papier verwenden. Insbesondere wenn es im Angebot ist – beim Discounter deiner Wahl.
- Sparsame Drucker benutzen. Je nachdem mit Nachfüllpatronen (siehe Stiftung Warentest).
- Tinte und Papier in großen Mengen kaufen.
- Finde heraus wie man deinen Drucker am besten und sparsamsten verwendet (z.B. wie man das Eintrocknen von Patronen verhindert etc.)
ii) Copyshop oder Druckerei
Hier gibt es keine allgemeine Antwort wer oder was günstiger ist. Copyshops in der Nähe von Universitäten haben eine Tendenz günstiger zu sein, ganz einfach, weil hier die Klientel „der arme Student“ ist. Ein kleiner Umweg kann sich da durchaus lohnen.
Generell sind die Preise aber von Ort zu Ort und Geschäft zu Geschäft sehr unterschiedlich und dir wird nichts weiter übrig bleiben, als ein bisschen Fußarbeit zu leisten, um die günstigste Alternative herauszufinden.
Es ist übrigens nicht unbedingt empfehlenswert sich komplette Manuskripte weit-weit-weg drucken zu lassen, da dann noch die Versandkosten dazukommen und Papier ist eben schwer.
In jedem Fall ist „Handeln“ immer einen Versuch wert, besonders dann wenn du eine größere Anzahl an Manuskripten drucken lassen möchtest.
Auch die Bindung und das gewählte Cover tragen maßgeblich zum endgültigen Preis bei. Das was am besten aussieht ist grundsätzlich natürlich am teuersten. Hier musst du mit dir selbst in Verhandlung treten, womit du noch leben kannst und was auf jeden Fall sein muss.
Farbdruck ist übrigens noch mal extrateuer. Wenn du Bilder oder Grafiken in deinem Buch hast bist du also gut beraten sie möglichst auf einer/so-wenig-wie-möglich Seite/n zu bündeln. Denn auch wenn der Farbkleks noch so klein ist, zählt trotzdem die ganze Seite als „bunt„.
iii) Mit BoD drucken
Der Vorteill hierbei: Es gibt keine Lagerprobleme und jeder, der möchte kann sich eine Kopie deines Buches selber drucken lassen. Für ein Paperback Buch ohne Farbseiten, mit 300 Seiten, zahlt man (bei 1-24 gedruckten Exemplaren) knapp 21,-€.
Für eine Einrichtungsgebühr von 19,-€ ist dein Buch auch als E-Book erhältlich.
Spartipps:
- Keine farbigen Bilder oder Grafiken.
- Seitenzahl verringern (z.B. Kapitel nicht auf einer neuen Seite beginnen). Dabei muss die Seitenzahl immer durch 4 Teilbar sein.
- Paperback statt Hardcover.
- Fun-Paket = keine Einrichtungsgebühr (kein E-Book, kein Lektorat etc.)
Hier geht es zu der vollständigen Preistabelle, und hier kannst du den Ladenpreis deines Buches kalkulieren.
Fazit:
Ich drucke nur wenn es sein muss und dann so wenig wie möglich – aber so viel wie nötig.
Diskussion
Hast du schon einmal dein Manuskript gedruckt/drucken lassen? Wenn ja: wo und wie viel hat es dich gekostet? Möchtest du dein Manskript drucken lassen? Wo? Wie oft? Wie viel wird es kosten?