Dies ist der dritte Teil meiner Serie: “Wie veröffentliche ich mein Manuskript?” Nach vielem Hin und Her habe ich ihn vorgezogen, um erst einmal ein paar Begrifflichkeiten zu klären.
Es herrscht eine Menge Verwirrung im Netz, was ein Exposé genau ist, was der Unterschied zu einem Konzept und zu einer Inhaltsangabe ist, wie lang es sein darf etc. Ich bin mir im Verlauf meiner Recherche nicht darüber klar geworden, wer mit seiner Definition „am meisten Recht“ hat.
Um für möglichst wenig Durcheinander zu sorgen, habe ich versucht, die verbreitetsten Definitionen zu verwenden und möchte diese im heutigen Artikel noch einmal festhalten. Trotzdem handelt es sich hier ausdrücklich um meine eigenen Interpretationen, die ich nur festhalten möchte, damit wir in den folgenden Beiträgen immer wissen, wovon wir reden.
Deshalb bitte ich dich, diese Begrifflichkeiten auch in deinen Kommentaren so wie hier zu verwenden (oder Abweichungen explizit kenntlich zu machen).
Disclaimer: Weil ich mit meiner Recherche eben noch nicht vollständig durch bin (schließlich kommen noch ein paar Beiträge), behalte ich mir Änderungen an diesem Artikel vor.
Anschreiben
Im Anschreiben an den Verlag stellst du dich selbst und deine Geschichte kurz vor (siehe Pitch), um dem Lektor einen ersten Eindruck zu vermitteln und natürlich auch, um ihn neugierig zu machen.
Wie bei jeder anderen Bewerbung auch, ist dein Anschreiben der Teil deiner Unterlagen, der zugleich am kürzesten ist, aber auch am Meisten über dich verrät. Wie gut hast du dich über die Firma (den Verlag) informiert? Was sind deine Ziele? Passt du zum Team (ins Verlagsprogramm)? Unter Umständen sind das Fragen, zu denen der Lektor schon nach der Lektüre deines Anschreibens eine Antwort weiß, ob du sie nun eigens beantwortet hast oder nicht.
Zielgruppe
Wenn du das Genre deiner Geschichte angegeben hast, ist deine Zielgruppe meistens schon völlig klar. Nämlich eben genau die Leute, die dieses Genre lesen. Aber insbesondere, wenn deine Geschichte nicht in ein einziges Genre passen will, ist es wichtig noch einmal deutlich zu machen, wer sie kaufen könnte. Altersgruppen oder Lesergruppen (Leser von „Das Schweigen der Lämmer„) sind hier ein guter Ansatzpunkt.
Pitch
Ein Pitch ist eine Zusammenfassung deiner Geschichte in einem einzigen Satz (maximal in einem Absatz). Es ist eine Art Werbeslogan, mit dem du neugierig machen und den Lektor hoffentlich gleich für dich gewinnen kannst. Häufig ist er ein Teil deines Anschreibens.
Kurzexposé
Ein Kurzexposé ist eine (wie der Name schon sagt) kurze Inhaltsangabe deiner Geschichte. Es ist mit einem Klappentext vergleichbar und das Ende darf offen sein. Das Kurzexposé sollte eine halbe Seite nicht überschreiten, wenn möglich kürzer sein.
Inhaltsangabe
Eine Ausführung der gesamten Geschichte, aller Handlungsstränge und Charakterentwicklungen. Insbesondere das Ende und sämtliche Auflösungen müssen enthalten sein.
Hierbei geht es ausdrücklich nicht um eine Inhaltsangabe für einen Leser, bei dem man Spoiler vermeiden soll, um ihm das Lesevergnügen nicht zu rauben. Viel mehr handelt es sich bei einer Inhaltsangabe, um eine möglichst vollständige und gleichzeitig doch kurze Zusammenfassung der Geschichte, die als Arbeitsgrundlage für einen Lektor dient. Er muss nach der Lektüre alle wissenswerten Fakten über dein Manuskript kennen und entscheiden können, ob er dein Manuskript vertreten möchte oder nicht.
Im Allgemeinen sind solche Inhaltsangaben maximal 2-3 Seiten lang. Das unterscheidet sich aber stark, je nach Wunsch von Verlag, Lektor oder Agent.
Personenbeschreibung
Hierbei handelt es sich um eine Auflistung aller Personen, die im Exposé vorkommen. Das heißt, es werden auf keinen Fall alle Personen des gesamten Romans aufgelistet.
Außerdem sollten die Beschreibungen kurz, knackig und auf den Punkt sein. Das Aussehen der Figuren hat hier normalerweise genauso wenig Platz, wie ihre gesamte Lebensgeschichte. Es geht lediglich um die Teile ihres Charakters, die für die Geschichte wesentlich sind. Die Länge sollte einen Absatz nicht überschreiten.
Hintergrund
Was ist der Hintergrund der Geschichte? Besonders wenn dein Manuskript eine Fantasygeschichte oder ein Historischer Roman ist, findest du hier Platz die wichtigsten Begebenheiten (Welten, Wesen, Zeit, geschichtlicher Hintergrund …) zu beschreiben. Abermals gilt, versuch dich auf das Wichtigste zu beschränken. Such dir die Teile , die dich von der Masse abheben, und stell sie heraus.
Auch wenn deine (wie auch immer geartete Geschichte) unter ganz besonderen Umständen stattfindet, kannst du das in den Hintergrund packen, genauso, wie die völlig abgedrehte Vergangenheit deines Protagonisten. So sparst du Platz in der Inhaltsangabe, für die wirklich wichtigen Dinge.
Exposé
Im Exposé sollten erwähnt werden:
- Name des Autors
- Arbeitstitel des Manuskripts
- Genre der Geschichte
- Eventuell Zielgruppe
- Länge des Manuskripts in Normseiten
- Eventuell (kurze) Personenbeschreibung
- Eine vollständige Inhaltsangabe
- Eventuell der Hintergrund/Handlungsort/Zeit der Geschichte
Autorenvita
Hier handelt es sich nicht um einen üblichen, tabellarischen Lebenslauf, mit Geburtsdatum, Schulbildung und jedem Blumentopf, den du vielleicht mal bei einem Kinderliteraturwettbewerb gewonnen hast. Wenn du bereits (ohne jede Zuzahlung!) veröffentlicht hast, dann gehört das hierher. Auch wenn du besondere Kenntnisse oder Erfahrungen hast, die dich zum Schreiben genau deines Buches qualifizieren ist hier der richtige Ort.
Es ist also mehr eine Vorstellung deiner schriftstellerischen Qualifikation, als eine „echte“ Vita.
Konzept
„Konzept“ ist der zusammenfassende Ausdruck für die Teile deiner Unterlagen, die für deine Geschichte relevant sind.
- Eventuell Pitch
- Eventuell Kurzexposé
- Exposé
- Eventuell Personenbeschreibung (wenn nicht schon im Exposé)
- Eventuell Hintergrund/Handlungsort/Zeit der Geschichte (wenn nicht schon im Exposé)
- Eventuell Kurzvita
Das bedeutet, im kürzesten Fall können Konzept und Exposé gleichbedeutend sein.
Leseprobe
Gewöhnlich die ersten 20 bis 50 Normseiten (je nach Verlagswunsch) deines Manuskripts. Sie werden als lose Blätter und einseitig bedruckt an den Verlag gesendet.
Unterlagen
Zu den Unterlagen gehört alles, was du an den von dir ausgewählten Verlag schickst.
- Anschreiben
- Konzept
- Leseprobe
Manuskript
Deine vollständige Geschichte, auf Normseiten, ungeheftet, einseitig gedruckt.
Roman
Wenn dein Manuskript vom Verlag angenommen, gedruckt und veröffentlicht wurde, ist das fertige Produkt ein Roman. Sprich also vorher unbedingt immer nur von deinem Manuskript, insbesondere in Gegenwart von Lektoren.
Das hab ich nicht ganz verstanden …
Die vorangehenden Definitionen sind alle recht kurz gehalten, das ist durchaus Absicht. Es ging mir nicht darum umfassende Texte zu schreiben, sondern darum, eine Grundlage zu schaffen. Spricht man von dem Einen (Exposé, Inhaltsangabe, Pitch …), erwähnt man fast unweigerlich das Andere (Konzept, Kurzvita, Anschreiben …). Deshalb und um die einzelnen Teile dieser Serie ohne spezielle Lesereihenfolge sinnvoll zu machen, dazu gibt es diesen Definitionsartikel.
Wenn an dieser Stelle also noch einige Punkte unklar sind, dann ist das völlig in Ordnung, ich hoffe, diese Unklarheiten dann in naher Zukunft zu beseitigen.
Was heißt „eventuell“
In den Definitionen steht einige Male „eventuell„, der zugehörige Punkt ist dann ausgegraut. Das bedeutet, dass diese Teile nicht zwingend erforderlich sind. Ob du sie einbaust oder nicht, hängt zu einem großen Teil an deinen persönlichen Vorlieben, aber vor allem auch an den Wünschen und Vorgaben des Verlags bzw. der Agentur.
Diskussion
Über einige der Begriffe bin ich selbst erst bei meiner Recherche gestolpert. Kanntest du die Begriffe schon? Weichen einige ganz besonders von dem ab, was du darunter verstehst? Welche dieser Dinge hast du selbst schon einmal verfasst? Warst du mit deiner Bewerbung erfolgreich? Was denkst du ist jeweils der beste Tipp?