Wenn du in deinem Text schonmal die gröbsten Fehler in Rechtschreibung und Grammatik korrigiert hast, wird es Zeit sich um „den Klang“ zu kümmern.
Aber was ist „Klang“ und wie bringst du deine Geschichte zum klingen? Mit diesem Thema möchte ich mich in diesem Beitrag beschäftigen.
Was heißt denn überhaupt Klang?
Im besten Fall ist es nicht nur die Geschichte an sich, die super ist, sondern das was du geschrieben hast klingt auch gut. „Klingen“ bedeutet in diesem Fall einfach, es lässt sich nicht nur flüssig lesen, es ist nicht nur grammatikalisch korrekt, sondern es macht auch Spaß beim lesen. Ich würde jetzt gerne ein konkretes Beispiel bringen. Aber das ist ziemlich schwierig, weil „gut klingen“ nicht nur subjektiv ist, sondern auch stark vom Kontext abhängt und ich kann hier ja keinen ganzen Roman rein schreiben.
Achte einfach beim nächsten Buch, das du liest, mal darauf. Es gibt Stellen, die sind zwar grammatikalisch korrekt, aber trotzdem lesen sich solche Sätze, als würdest du stolpern oder einen Schluckauf bekommen. Das sind die Stellen, die nicht klingen.
Die Autovervollständigung deines Gehirns
Wenn du das Gefühl hast, das solche Stellen schwer zu finden sind, hast du natürlich recht. Gerade weil es keine konkrete Regel dafür gibt sind sie kaum aufzuspüren.
Außerdem gibt es ein zweites Problem: Die Autovervollständigung deines Gehirns.
Wenn du das hier siehst: 🙂 dann erkennt dein Gehirn automatisch ein Gesicht. Da ist zwar kein Gesicht, sondern nur ein gelber Kreis mit zwei Punkten und einem Strich in der Mitte, aber die Autovervollständigung macht eben eins draus. Diese Fähigkeit ist überlebenswichtig, sie macht, dass du Dinge wiedererkennen kannst, auch wenn sie unvollständig sind. Das ist auch der Grund dafür, dass man Buhcstabendreher gerne mal überliest 😛
Im normalen Alltag ist diese Funktion extrem nützlich. Aber wenn es ans Probelesen geht, dann ist sie eher hinderlich. In diesem Fall funktioniert sie sogar noch ausgeprägter, schließlich weiß dein Gehirn ganz genau, was es schreiben wollte und was es damit zu sagen beabsichtigt hat. Wenn du jetzt deinen Text wieder liest, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du genau das liest, was du erwartest zu lesen, obwohl es vielleicht gar nicht da steht.
Beispiel:
Feuerrot glänzten die Schuppen, als sich das Biest an vorbeischlängelte. >> Hier fehlt „ihm“.
Er kratzte sich am Kinn und stand auf. >> Nirgendwo hat gestanden, dass er gesessen hat.
Anna lachte. Petra zeigte mit dem Finger auf das Tier. Thea zitterte. Sie nahm ihr den Schlüssel weg. >> Wer wem?
Beim Schreiben und auch beim Probelesen, ist dir als Autor, in jedem diese Punkte, völlig klar was gemeint ist und sogar fehlende Worte werden von deinem Gehirn großzügig eingesetzt. Nur ein Leser wäre in diesen Situationen komplett aufgeschmissen.
Aber wie kann ich solche Stellen dann finden?
Mein liebster Trick hierfür ist das „laut Lesen„. Ich lese mir selbst meine Geschichte laut vor. Es ist unglaublich über wie viele Fehler und „seltsam klingende“ Stellen ich selbst nach einer guten Rechtschreibkorrektur noch stolpere. Durch das laute Lesen gewinnst du einen viel größeren Abstand zu deinem Text. Wenn du immer nur dein Gehirn alleine die Arbeit tuen lässt, dann stehst du sozusagen mit der Nase vor dem Bild. Hörst du dir aber mal an, was du da verzapft hast, trittst du ein paar Schritte zurück und kannst das große Ganze betrachten. Worte die zu viel sind oder fehlen, fallen genau so auf, wie unpassende Wörter.
Das Interessanteste an der Sache ist, dass sogar logische Fehler zum Vorschein kommen: „Moment hab ich nicht gerade gesagt, dass sie blaue Hosen an hat? Wieso sind die plötzlich rot?“ Das passiert, weil das gesprochene Wort in deinem Gedächtnis nachhallt, dadurch dass du es laut vorgelesen hast, ist es vom „ich habe geschrieben“ (also output von mir) zu „ich habe gehört“ (input von außen) geworden.
Dabei komm ich mir komisch vor
Die Methode ist sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Finde einfach ein ruhiges Plätzchen, wo du dich wohl fühlst und dich keiner hören kann, dann geht das komische Gefühl schnell vorbei. Falls immer jemand zu Hause ist, verschanz dich einfach für eine Weile im Badezimmer.
Das tolle an dieser Methode ist, sie hilft dir nicht nur dabei Fehler zu finden. Solltest du tatsächlich einmal ein Buch veröffentlichen, wird es bei deiner nächsten Lesereise sehr nützlich sein, wenn du gut vorlesen kannst. Nichts ist langweiliger als ein spannender Text monoton vorgetragen. Also verbesserst du auf diese Weise nicht nur deinen Text, sondern du übst auch schonmal für die Zukunft.
Diskussion
Was hältst du von der Methode? Hast du es schon einmal ausprobiert und wenn ja, wie ist das Ergebnis ausgefallen? Hast du eine eigene Methode um herauszufinden, ob deine Geschichte klingt?
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