„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe Richtigen, ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.“ – Mark Twain
Das Wort ist das Werkzeug des Schriftstellers. Ob du das richtige Wort findest, hängt alleine von deinem Wortschatz ab. Also sollte es dein Bestreben sein, deinen Wortschatz täglich zu erweitern.
Wie du nicht vorgehen solltest
Natürlich kannst du deinen Wortschatz erweitern in dem du Wörterbücher wälzt. Vielleicht lernst du auch ein paar tausend Synonyme auswendig. Aber das Problem bei dieser Methode ist, dass sich dein Wortschatz langsam aber sicher mit unnatürlichen Worten füllt.
Wie oft hast du wohl das Wort „Pagina“ schon im normalen Sprachgebrauch benutzt, ohne dass dich dein Gegenüber verständnislos angeschaut hat? Nun mag „Pagina“ für einen Schriftsteller wie dich, noch ein halbwegs gebräuchliches Wort sein. Aber dem Normalsterblichen, der am Ende dein Buch lesen soll, geht es generell nicht so.
Außerdem merkt der Leser meist sofort, wenn du ihm etwas vorgaukelst. Es fällt einfach auf wenn in einem sonst sehr schlichten Satz, plötzlich Fremdworte auftauchen, die absolut nicht zur übrigen Sprache passen.
Deshalb gilt auch für den Rest dieses Artikels: Wann immer ein Wort Einlass zu den heiligen Gefilden deines Wortschatzes begehrt, frage dich zuerst ob du es überhaupt leiden kannst. Wenn es dir nicht gefällt, oder du dich nicht wohl mit ihm fühlst, dann lass es draußen. Nicht nur deine Leser werden es dir danken, sondern du selbst wirst dich dadurch besser fühlen.
Natürlich gibt es auch eine Ausnahme: Es passt zum Charakter. Angenommen, der gute Mann ist verdammt eingebildet und hat die Angewohnheit so hochgestochen wie nur möglich zu sprechen. Der Grund ist einfach der, dass er nicht möchte, dass ihn jemand versteht, weil der dann merken könnte, dass er keine Ahnung hat wovon er Spricht. In so einem Fall kannst du für den direkten Dialog dieses Pinsels alle Fremdworte benutzen, die noch irgendwo in deinem Gehirn herum spuken.
Allerdings solltest du dann die Anzahl seiner Auftritte in Grenzen halten. Denn damit kannst du auch einen geneigten Leser schnell vergraulen.
Deinen Wortschatz erweitern
Wenn du deinen Wortschatz erweitern möchtest, dann solltest du das „auf die übliche Weise“ tun: Ihn einfach benutzen und so, allmählich mit Worten füllen, die dir liegen.
Dazu gibt es viele unterschiedliche Methoden.
Lesen
Zum einen kannst du einfach viel lesen. Je mehr Bücher du liest, desto schneller wird dein Wortschatz wachsen. Dabei ist es wichtig, dass du regelmäßig den Autor wechselst. Denn jeder Autor hat seinen eigenen Wortschatz, und das bedeutet du kannst nach einer Weile nichts neues mehr von ihm lernen.
Auch, wenn du dich vornehmlich in dem Genre aufhältst, in dem du selbst gerne schreiben möchtest, solltest du dich auch hin und wieder in unterschiedlichen Genres bewegen. Jedes Gebiet hat nämlich wieder seinen eigenen Wortschatz, den es auszuschöpfen gilt.
Ältere Literatur lohnt sich auch zu Weilen. Dabei musst du aber darauf achten, dass es einige Worte gibt, die so „alt“ geworden sind, dass sie eigentlich keiner mehr kennt. Dann sollte in der Regel der Komfort des Lesers, vor deiner künstlerischen Entfaltung kommen, so weh es auch tut.
Kommunikation
Um deinen Wortschatz zu erweitern, kannst du dich auch einfach unterhalten; Mit so vielen, und so unterschiedlichen Menschen wie möglich. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass der gewonnene Wortschatz aus aktueller und lebendiger Sprache besteht. Je nach dem mit wem du sprichst, werden dir so auch die Unterschiede in der Wortwahl von verschiedenen sozialen Schichten auffallen. Also zusätzlich eine gute Methode um für Dialoge zu üben.
Richtig hinsehen
Außerdem kannst du ständig versuchen, die Welt um dich herum für dich zu beschreiben. Benutze dazu alle deine Sinne.
Du machst vielleicht einen Spaziergang durch den Park. Anstatt einfach nur vor dich hin zu starren, fängst du an und versuchst einfach zu beschreiben was du siehst. Allerdings nicht mit den erst besten Worten die dir einfallen. Versuch die richtigen Worte zu finden. Am Anfang wird das vielleicht etwas schwierig sein. Die Rinde des Baumes ist zwar braun, aber diese Erklärung ist einfach nicht hinreichend. Du zermarterst dir den Kopf, aber es will dir nichts passendes einfallen. Vielleicht wirst du dabei auch manchmal verzweifeln. Aber jetzt ist dein Unbewusstes aktiviert. Selbst während du die Wäsche machst, Mittag isst oder ein Buch liest ist es auf der Pirsch. Und das nächste Mal, wenn du durch den Park gehst, dann trifft es dich wie ein Blitz: „Die Baumrinde ist …“; Na?
Hilfsmittel
Natürlich gibt es auch kleine Helferlein, die in einer brenzligen Situation nützlich sein können. Mein liebstes Werkzeug ist hier der „Deutsche Wortschatz der Uni Leipzig“ und für das schnelle Nachschlagen zwischendurch der eingebaute Thesaurus von meinem Macbook. Immer wenn mir absolut nicht das richtige Wort einfällt, obwohl es mir auf der Zunge liegt, dann benutze ich diese Online-Wortschätze. Weil ich das richtige Wort ja nicht weiß, fange ich bei etwas Ähnlichem an. Meist finde ich die Antwort nicht sofort, aber mit ein wenig Geduld und Klicken bin ich bisher noch immer an mein Ziel gekommen.
Was manchmal auch helfen kann, obwohl es längst nicht so ausführlich ist, ist die „Thesaurus-Funktion“ des Textprogramms deines Vertrauens.
In Word und Open-Office markierst du zunächst das Wort, für das du eine Alternative suchst. Dann klickst du auf Extras>>Sprache>>Thesaurus und bekommst meistens brauchbare Alternativen geliefert. Die Betonung liegt auf: meistens. Einige Worte kennt er gar nicht, oder liefert nur wenige Ergebnisse.
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