Ich hab gedacht, ich wäre immun, ich hab gedacht, ich hätte es endlich gelernt, aber nein.
Dass ich im „echten Leben“ eine Datensicherung mache, scheint nicht auf das Bloggen abgefärbt zu haben. Mein Text war plötzlich einfach verschwunden.
Die Geschichte
Wie du ja weißt, habe ich an einem Beitrag über Mindmapping Programme geschrieben. Zwei Tage hab ich dran gesessen, bevor mir klar wurde, dass es einfach zu viel für einen einzigen Artikel ist. Dann hab ich beschlossen, ihn aufzuteilen, eine Ankündigung geschrieben und noch ein bisschen weiter gefrickelt.
Gestern hab ich den Beitrag dann auseinandergenommen und in meiner Online-Blogsoftware WordPress als einzelne Beiträge gespeichert. Im Nachhinein könnte ich schwören, dass ich alles richtig gemacht habe. Aber ob es jetzt mein Missgeschick war oder ein Fehler in der Software ist eigentlich egal.
Fakt ist, dass drei der fünf Teile jetzt einfach nicht mehr existieren. Darunter eine ziemlich lange Tabelle in der ich zum Abschluss nochmal alle vier Programme verglichen habe. Das ist besonders ärgerlich, weil ich die nämlich in Html schreiben musste und das immer ein riesiger Aufwand ist.
Tja und das ist auch der Grund für diesen Blogbeitrag. In meinem schreibenden Dasein hab ich schon oft gelernt, dass eine gute Datensicherung Alles sein kann. Eigentlich sollte man deshalb vermuten, dass ich das dann auch beim Bloggen machen. Aber wie ich jetzt schmerzlich feststellen musste, bin ich einfach nicht auf die Idee gekommen, dass das notwendig sein könnte.
Wie dem auch sei, hiermit mache ich aus der Not eine Tugend und erkläre mein System der Datensicherung, wie ich es bei meinen Schreibprojekten handhabe.
Datensicherung Schritt 1: Strg+S
Strg+S oder Ctrl+S oder Cmd+S. Diese Tastenkombination ist mir mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. In meinen ganz frühen Computer-Zeiten hatte ich mal ein Textbearbeitungsprogramm, dass ich geliebt habe. Es hatte den einzigen Nachteil, dass es alle paar Minuten ohne Vorwarnung abgestürzt ist. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wieso ich nicht einfach ein anderes Programm verwendet habe. Ich weiß nur, damals lernte ich die Tastenkombination für schnelles Speichern: Strg+S
Seit dem benutze ich die eigentlich ganz automatisch nach fast jedem Absatz.
Wie jetzt gerade 😛
Natürlich habe ich das Textbearbeitungsprogramm irgendwann gewechselt. Aber der Vorteil ist, dass diese Tastenkombination in fast jedem Programm funktioniert, egal ob für Text oder für Bilder oder sonst etwas.
Und obwohl alle späteren Programme wesentlich stabiler waren, hat mir diese Gewohnheit schon das ein oder andere Mal das Leben gerettet. Denn egal was man für einen Computer oder für ein Betriebssystem hat, gegen einen Stromausfall ist niemand gefeit. Und dann ist man so, so, sooo glücklich, wenn Strg+S dafür gesorgt hat, dass dir nur ein oder zwei Absätze fehlen, anstatt einer ganzen Tagesarbeit.
Datensicherung Schritt 2: Der Memorystick
Ich hab seit fast vier Jahren einen kleinen Memorystick mit 1GB Speicherplatz. 2005 war das noch ein echtes Wunderding, bis heute hab ich nie einen größeren gebraucht. Jeden Abend wenn ich fertig bin oder jeden Morgen (wenn ich es am Abend vergessen habe), mache ich eine Sicherheitskopie meines aktuellen Projekts auf dem Memorystick. Dabei lege ich jedes Mal einen neuen Ordner an und nummeriere einfach durch. Der erste heißt: Projekt_Name001, der Zweite Projekt_Name002 usw.
EDIT: Mittlerweile nummeriere ich zur besseren Übersichtlichkeit mit Datum (und manchmal auch Uhrzeit) durch:
Jahreszahl-Monatszahl-Tageszahl-NameDesProjekts
2017-06-29-LoP
Das hat den Vorteil, dass ich auf einen Blick weiß, welches die neueste Version ist und dass ich nach einer Weile, falls sich der Speicherplatz doch mal dem Ende nähern sollte, einfach die ältesten Ordner löschen kann. Dazu kommt, dass ich 999 Versionen haben muss, bevor ich mit den Zahlen in die Bredouille komme. Wenn ich „nur“ einmal täglich eine neue Version anlege, heißt das, dass ich 3 volle Jahre ungestört an meinem Projekt arbeiten kann.
Ein weiterer Vorteil des Memorysticks ist der, dass ich ihn einfach überall mit hinschleppen kann. Falls dann wirklich mal irgendwas schief gehen sollte, hab ich erstens „nur“ höchstens einen Tag Arbeit verloren und zweitens hab ich die Lösung meines Problems gleich in der Tasche.
Datensicherung Schritt 3: Die externe Festplatte
Das hab ich mir letztens gegönnt, eine externe Festplatte mit einem Terabyte Speicherplatz. Bis die voll ist muss ich mich also ganz schön anstrengen. Sie ist mein Rettungsanker. Mindestens einmal in der Woche mache ich von allen wichtigen Daten auf meinem Computer ein gesammeltes Update. Auch hier erstelle ich jedes mal einen neuen Ordner. Allerdings bekommt jeder Ordner einen Namen in folgendem Format:
20090226-kurze_beschreibung
Die ersten vier Zahlen stehen für das Jahr, die nächsten zwei für den Monat, die letzen Beiden für den Tag. Dann folgt noch eine kurze Beschreibung des Inhalts. So weiß ich immer haargenau wann ich eine Sicherheitskopie erstellt habe und was ich in dem Ordner finden werde. Dadurch dass das Jahr zuerst kommt, dann der Monat, dann der Tag kann ich das ganze auch sortieren und bekomme eine chronologische Reihenfolge.
Außerdem hab ich so einen allerletzten Hoffnungsschimmer, falls Strg+S und der Memorystick beide den Dienst versagen.
Vertraue zum Speichern nie dem Internet
Was jetzt zu meiner Liste dazu gekommen ist: Ich schreibe nie wieder Dinge in einer Onlineumgebung. Es passiert einfach zu häufig, dass Sessions plötzlich enden, man ausgeloggt wird, oder irgendein merkwürdiger Fehler auftritt, so dass eine stundenlange Arbeit plötzlich einfach im Nirwana verschwindet.
Ich gebe zu, auch ich habe mir schon selbst E-Mails geschickt, um irgend einen Text zu sichern. Aber mal ehrlich, wer garantiert mehr, dass mein E-Mail-Provider auch in drei Jahren noch existiert? Zugegeben, bei „den Großen“ stehen die Chancen gut. Aber es muss ja nur ein Hacker des Weges kommen, irgendein Typ, dem verdammt langweilig ist und schon gehört meine E-Mail-Korrespondenz der Vergangenheit an.
Ich vertraue da lieber meinem kleinen pinken Memorystick und meiner externen Festplatte. Die Dinger kann ich anfassen. Ich kann sehen dass sie existieren und wenn ich alle paar Jahre für Ersatz sorge, kann ich auch ziemlich sicher sein, dass sie im Notfall ihren Zweck erfüllen.
Noch ein Vorteil
Ich habe diesen Artikel in einem ganz simplen Texteditor geschrieben, in dem ich sonst programmiere. Hier gibt es keinen Schnickschnack, kein Fett oder Kursiv, hier gibt es keine Überschriften und keine anderen Ablenkungen und ich glaube ich habe diesen Artikel schneller getippt als jeden Anderen vorher. Vielleicht hat es ja auch seine guten Seiten, alle Textarbeit offline zu machen. Obwohl ich mich natürlich gleich noch ein, zwei Stunden ans Formatieren setzen darf 😛
Edit: Mittlerweile schreibe ich zumindest meine belletristischen Texte in Scrivener und ich habe meine Datensicherung um einen Dropbox-Account erweitert.
Diskussion
Wie sorgst du dafür, dass dir keine Daten verloren gehen? Hast du auch schon einmal den Supergau gelandet und eine Menge Text verloren? Konntest du dich irgendwie retten? Wie lange hast du es danach durchgehalten, auch wirklich regelmäßig eine Datensicherung vorzunehmen?
Carmen meint
Ich habe mal vor inzwischen fast 13 oder 12 Jahre eine Geschichte mit meinen Freundinnen angefangen. Wir fanden sie damals super toll (Betonung liegt auf damals). So passierte es, dass diese Geschichte irgendwann ein wenig in Vergessenheit geraten ist und dann der Laptop kaputt ging, auf der die Datei gesichert war. Nun dachte ich mir vor ein paar Jahren: die Grundidee ist ja nicht schlecht, ich muss sie nur überarbeiten. Das Problem war nur, dass man so gar nicht mehr auf den Laptop zugreifen konnte. Mein Glück war nur, dass meine Freundin klüger war als ich und diese damals auf einer externen Festplatte gespeichert hat. *puh*
Inzwischen speichere ich alles über Dropbox, da es so auch viel bequemer ist, zwischen PC und Laptop zu wechseln. Zu meiner Schande vergesse ich es aber nach wie vor, alles auch auf einem Stick oder einer externen Festplatte zu speichern.
Jacky meint
Hi Carmen,
da hast du ja wirklich Glück gehabt. Schreibst du denn jetzt auch wieder zusammen mit deiner Freundin an der Geschichte?
Und ja, Dropbox ist wirklich extrem praktisch 8)
Ganz liebe Grüße
Jacky
Ulrike meint
Hallo,
Ja, Sicherungen sind ein Segen (und das sage ich nicht nur, weil ich hauptberuflich ITlerin bin). Ich hatte mir um Ostern herum gedacht, dass ich unbedingt mal meinen Laptop überarbeiten müsste. Das Teil war inzwischen so langsam, dass ich während des Hochfahrens einmal die ganze Wohnung hätte putzen können – gefühlt zumindest. (und bei 80-90m² braucht man schon ne Weile) Also hochgefahren, was sich natürlich ewig zog. Einen USB-Stick rausgekramt und alle Daten durchforstet, was ich noch behalten wollte. Unter anderem waren auf dem Laptop mehrere BackUps meiner Schreibprojekte gespeichert. Also alles auf einen Stick. Dann ewig und 3 Tage rumgewurschelt, ehe ich das Windows zurücksetzen konnte (aber ich wollte das probieren, ehe ich komplett neu installiere). Natürlich konnte ich Office 2007 nicht mehr zum Installieren herunterladen (jetzt hab ich eine noch ältere Version, wo mein Freund eine Installationsdatei samt Key hatte, manchmal etwas umständlich mit der alten Version).
Aber dann war der Laptop bereit. Über die Synology-Netzwerkfestplatte zog ich die Daten meines Projektes auf den Laptop und vom Stick die gesicherten Daten. Fertig!
Dachte ich zumindest. Denn nachdem ich die Korrektur an meinem Projekt fertig hatte, überlegte ich, welches meiner anderen Projekte ich angehe (Fantasy-Reihe? Traumwandler? Das Englische? Eines der beiden, wo ich bisher nur eine grobe Idee hatte?). Ich entschied mich für das Traumwandler-Projekt. Chronologisch nach Projektentstehung wäre zwar das Englische dran gewesen, aber da muss ich auch erst mal alles fertig abtippen… Also auf dem PC geschaut – nix vom Traumwandler-Projekt. Also auf dem Laptop geschaut. Auch da nichts! Hatte ich beim Sichern der Daten was übersehen? Ich hatte doch schon zwei Kapitel geschrieben! Und gerade den Anfang fand ich schon recht gut gelungen! Und vom Englischen Projekt fehlte auch alles! (100 handschriftliche A5-Seiten abgetippt und dabei korrigiert)
Ich hab also alle USB-Sticks rausgesucht, die ich finden konnte. Ich hatte doch immer wieder Daten zwischen PC und Laptop hin und her geschoben – und auf den Sticks nicht gelöscht. Da MUSSTE einfach noch was vorhanden sein.
Und ich wurde fündig: Insgesamt 3-5 Versionen meines abgeschlossenen Projektes in verschiedenen Stadien (früheste von ca. 2003), aber auch das Englische Projekt und das Traumwandler-Projekt (beides Stand 2015, aber seither war nichts wirklich passiert an den Projekten).
Datensicherungen können einem manchmal echt den A**** retten. Ich weiß nicht, ob ich mit dem Traumwandler-Projekt bei 0 hätte starten wollen. Dann wäre es vielleicht doch eines der anderen geworden…