Halloween, Schreibwettbewerb, Blog-Geburtstag und der letzte Tag vor dem NaNoWriMo, das muss gefeiert werden. Deshalb gibt es heute ausnahmsweise 2 Blogbeiträge.
Den ersten hast du schon in deinem Postfach/RSS-Feedreader erhalten: „NaNoWriMo 2010 – Der Wahnsinn beginnt„, den Zweiten, liest du gerade.
Nun aber zu den anderen drei Punkten, die diesen Artikel ins Leben gerufen haben.
Halloween
Oder auch Samhain genannt. Wenn du nicht nach amerikanischer Tradition in wilden Kostümen durch die Nachbarschaft ziehen willst, um, wie an St. Martin, Süßigkeiten zu sammeln, kannst du dich immer noch an das heidnische Fest halten und der Verstorbenen gedenken. Vielleicht stellst du ja sogar eine Kerze in ein Westfenster, um den Toten ihren Weg nach Hause zu weisen? Ich machs 8)
Um Mitternacht kannst du auch versuchen, mit einem Apfel in die Zukunft zu schauen. Wer weiß, was dabei herauskommt … mögen die Geister mit dir sein 😈
Die Schreibwettbewerb Gewinner
Damit sind wir auch gleich beim gruseligen Halloween-Schreibwettbewerb 2010 der Schreibwerkstatt. Der Einsendeschluss ist abgelaufen und die Abstimmung ist vorbei, das bedeutet, die Gewinner stehen fest. Hiermit einen ganz herzlichen Glückwunsch an gleich vier Schreiberlinge:
- Platz: Brianna mit „Angsträume“. Als Teil des Gewinns und zur Feier meines Bloggeburtstags findest du diese Geschichte am Ende dieses Artikels. Danke Brianna fürs Mitmachen 😀
- Platz wird gleich doppelt belegt:
TheAbusedOne mit „Diese Nacht wirst du niemals vergessen“ und
Rakion mit „Mit gläsernen Augen„ - Platz: rkl mit „Der Tag steht schon fest„
Noch einmal herzlichen Glückwunsch an die Gewinner, und vielen Dank für eure Geschichten an alle, die mitgemacht haben! Gruslige Grüße aus dem Schatten, des Hexenbergs.
Schriftsteller-werden.de
Heute vor genau drei Jahren ging der erste Beitrag auf Schriftsteller-werden.de online. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, wie schnell doch die Zeit vergeht, aber damit will ich dich gar nicht langweilen.
Fakt ist, dass ich in dieser Zeit eine Menge gelernt habe und diesen Lernprozess habe ich mit dir geteilt. Das war nicht völlig uneigennützig, denn ich erkenne viele Dinge erst dadurch so genau, dass ich sie aufschreibe, festhalte und auf Papier (Bildschirm) banne.
Ich hoffe jedes Mal, dass ich durch das Aufzeigen (m)eines Weges, vielleicht auch dir weiterhelfe, dass ich dir ein paar Fehler, Irrtümer und Sackgassen erspare und den Weg zum eigenen Roman leichter mache. Unmengen positiven Feedbacks bestätigen mich in meinem Vorhaben und ich danke jedem Einzelnen für seine E-Mail oder seinen Kommentar. Durch euch macht mir das Weiterbloggen Spaß! Auch wenn ich es vielleicht nicht immer schaffe, auf jede Mail/jeden Kommentar zu antworten und manchmal das echte Leben den einen oder anderen Blogbeitrag ein wenig länger hinauszögert als geplant ^^
Ihr seid spitze und ich danke euch allen, dass es euch gibt 🙂
Aber jetzt will ich dich auch nicht länger auf die Folter spannen. Hier also, zur Feier des Tages, der gruslige Wettbewerbsgewinner vom Halloween-Schreibwettbewerb 2010.
Angsträume (von Brianna)
Es war ein angenehmer Abend gewesen. Für einen Moment spielte Helen mit dem Gedanken sich ein Taxi zu nehmen, doch der nächste Taxistand erschien ihr beinahe genauso weit entfernt wie ihr neues Zuhause, ein Penthouse in den Docklands mit Blick auf die Themse. Sie freute sich, denn ihr Verlobter, Charles, würde sie bestimmt schon erwarten.
Der Mann saß vor einem Bildschirm, die Fernbedienung lag in seiner linken Hand, deren Oberfläche von einer wülstigen Narbe entstellt war.
Während sie die Straße in Richtung des Hafens entlang lief, versuchte Helen konzentriert den Knoten ihres Halstuches zu lösen. Erst als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, wie spärlich die Lichter der Stadt geworden waren. Die bunte Beleuchtung des Kneipenviertels war bereits außer Sichtweite und der Nachthimmel schimmerte diffus grau wie immer. Die Sterne hatten in London schon vor Jahrzehnten den Kampf gegen die Neonreklame verloren, so wie sie ihre Orientierung verloren hatte.
Es war beinahe ein ganz normaler Abend vor dem Fernseher. Was machte es schon für einen Unterschied, ob er sich den Pornokanal ansah, oder betrunkene Frauen beobachtete, wie sie durch die Nacht torkelten mit ihren Miniröcken, die alle zwei Meter hochrutschten? Er liebte die Nachtschicht, auch wenn das Bild auf seinem Monitor die Umgebung nur in Graustufen und leicht grünstichig zeigte.
Plötzlich vernahm Helen hinter einer Biegung das Plätschern von Wasser. Erleichtert atmete sie auf, der Hafen konnte nicht mehr weit sein. Wenn sie dem Verlauf der Themse folgte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie direkt vor ihrer Haustür landen würde.
Doch statt nobler Eigentumswohnungen mit Glasfassade und Ziergarten wurde die Straße von traditionell englischen Back-to-Back-Häusern der Arbeiterklasse gesäumt. Der bröckelig gewordene Backstein erinnerte sie an ihr Elternhaus in Manchester.
Seine Kabine besaß keine Klimaanlage, sodass sich die schwüle Luft im ganzen Raum verteilte. Schweiß lief ihm über die wachsartige Haut, während sein Blick am Monitor klebt. Das Bild, das alle zwei Sekunden neu aufgebaut wurde, zeigte eine Frau.
Hier am Wasser roch es nach einer Mischung aus Abgasen, Müll, Urin und Teer, der typisch brennende Großstadtgeruch. Dankbar für eine frische Briese öffnete Helen den obersten Knopf ihrer Bluse.
In der Hoffnung auf eine bekannte Straße zu treffen, lief sie weiter, vorbei an einem alten, längst verrosteten Schiffskran, der seinen gigantischen Schatten in den Lichtkegel einer flackernden Laterne warf.
Er griff nach der letzten Pommes, die ihm beim Öffnen seines XXL-Sparmenüs auf den Boden gefallen war und jetzt neben dem vor Fett triefendem Burger-Einwickelpapier lag, das er achtlos weggeworfen hatte. Danach richtete sich sein Blick sofort wieder auf den Monitor vor ihm. Mit der vernarbten Hand drehte er die Kamera, bis die Frau wieder im Blickfeld auftauchte.
Helen hasste die Pflasterung der Gehwege in London. Die noppigen Steine waren schon bei Tageslicht wahre Stolperfallen. Jetzt verschwand der Asphalt unter ihr in einer schwarzen Tiefe, bis sie den nächsten gelblich schimmernden Lichtfleck erreichte. Sie eilte von einem Heiligenschein zum nächsten, ohne zu wissen, vor wem sie eigentlich davon rannte. Doch das Gefühl beobachtet zu werden ließ sie nicht los.
Er genoss es wie ihr hübsches Gesicht von panischer Angst verzerrt wurde. Je schneller sie rannte, desto schneller schlug auch sein Herz.
Von der Anmut, mit der Helen sich sonst bewegte blieb nicht viel übrig, als sie mit stampfenden Schritten über den Asphalt pflügte. Das dumpfe Geräusch ihrer Absätze ähnelte dem Rhythmus, zu dem sie vor einer Stunde noch mit ihren Freundinnen getanzt hatte, und in dem nun auch ihr Herz pochte.
Als er an dem Strohhalm seines Vanille-Milchshakes sog, setzte nach wenigen Sekunden ein schlürfendes Geräusch ein. Er hatte nur einmal ansetzten müssen um das Menü mit dem 0,5 Liter Getränk herunterzuspülen. Mit seinem Hemdsärmel wischte er sich die fettigen Reste, exklusive des eingetrockneten Käses, aus dem Dreitagebart.
Helen zwang sich ihre Schritte zu verlangsamen. Außer dem Klackern ihrer High Heels nahm sie nichts weiter wahr. Hastig zog sie die Knöpfe ihres Rockes, der sich beim Rennen gedreht hatte, wieder nach vorne.
„Nachts sind eh alle Katzen grau“, dachte er, als er auf seinem Monitor sah. Die stickige Luft in seiner Kabine brachte ihn dazu, die ersten beiden Knöpfe seiner Uniform zu öffnen und sein lockiges Brusthaar in die Freiheit zu entlassen.
Plötzlich huschte ein Schatten nur wenige Meter vor Helen her, nur um gleich wieder in der Finsternis zu verschwinden. Auch der erstickte Schrei, der ihr vor Schreck entfuhr, verhallte ungehört in der Dunkelheit. Wenige Sekunden später funkelte sie ein smaragdgrünes Augenpaar an, was Helen erleichtert aufseufzen ließ. Sie hatte Zuhause selbst eine Katze, Minky, die jedoch ihr Dasein als Stubentiger fristete.
Helen wollte gerade zum Handy greifen und ihren Mann bitten sie abzuholen, da fiel ihr Blick auf ein gelbes Schild, das von einer verstaubten, vergitterten Leuchte angestrahlt wurde. Auch ohne Lesebrille konnte sie die Schrift erkenne. „Dieses Gebiet wird zur Ihrer eigenen Sicherheit videoüberwacht.“
Überwacht? Sicherheit? Sie war völlig umsonst in Panik geraten. Wer würde sie angreifen, wenn er dabei gefilmt wurde? Niemand.
Er kannte jeden videoüberwachten Winkel der Stadt. Und er wusste welcher nicht überwacht wurde, wusste, welche Kameras nur Attrappen waren und welche ihm die perfekte Gelegenheit gaben sein Opfer zu beobachten, es zu verfolgen, bis sich die richtige Gelegenheit bot.
Jetzt, wo sie Bescheid wusste, nahm Helen ein leises Surren wahr. Sie blickte nach oben und fand tatsächlich eine Kamera. Erleichter setzte sie ihren Weg fort und ärgerte sich über sich selbst. Sie hatte sich von ihrer Fantasie in die Irre führen lassen. Wie konnte sie nur vergessen haben, dass jeder Londoner zwecks Kriminalprävention pro Tag mehr als 300 Mal gefilmt wurde?
Im Lichtkegel der nächsten Laterne wartete er auf sie. Die Kamera über seinem Kopf war neben der Uniform ein weiterer Faktor um sein Opfer in Sicherheit zu wägen.
Hinter ihrer blinden Linse verbarg sich im Inneren der Plastikummantelung nur eine tiefschwarze Leere, unfähig seine Verbrechen aufzuzeichnen.
Helen erblickte am Ende der Straße eine große Gestalt in Wachmannuniform. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der ihr den Weg nach Hause erklären konnte. Erleichtert ging sie auf ihn zu.
Diskussion
Feierst du Halloween oder Samhain irgendwie? Hast du auch beim Wettbewerb mitgemacht? Wie hat er dir gefallen? Was würdest du besser machen? Was möchtest du den Gewinnern mitteilen? Wusstest du, dass mein Blog schon drei Jahre alt ist? Wie gefällt er dir? Was würdest du besser machen? Was wünschst du dir von mir? Kommentare zur Gewinnergeschichte.