Es ist mal wieder so weit, der November rückt in greifbare Nähe und der NaNo (National Novel Writing Month) steht vor der Türe. Weil die Diskussionen über den Schreibwerkstatt-Word-War schon lange heiß laufen und immer wieder die Frage auftauchte, wie und wann und wie viel für den NaNo jetzt geplottet werden soll, habe ich meine Notizen zum passenden Buch herausgekramt und möchte euch heute, mit einer Rezension zu No Plot? No Problem!, den NaNo noch schmackhafter machen.
Fakten:
Ich habe die englische Version gelesen, scheinbar gibt es das Buch (noch?) nicht auf Deutsch. Allerdings ist das Englisch recht einfach und gut verständlich.
Es handelt sich um eine ausführliche Anleitung zum NaNo und wurde übrigens auch während eines solchen geschrieben. Es gibt einen Icherzähler, der auch über seine eigenen Erfahrungen berichtet und es hat 172 Seiten. Ich habe es fast komplett während zwei 7 stündiger Bahnfahrten gelesen, Lesedauer also etwas mehr als 14 Stunden.
Erwartungen:
Erwartet habe ich (leider) eine Anleitung zum Plotten, die ich benutzen kann, wenn ich gerade völlig verzweifelt und planlos bin. Dabei habe ich den Hinweis auf der Rückseite überlesen, sonst wäre mir klar geworden, dass es sich um eine Anleitung zum NaNo handelt. So ist mir dieser Fakt erst gegen Ende des Buches aufgefallen, was meine Rezension leider ein wenig negativ gefärbt hat.
Inhalt:
Es handelt sich um eine locker flockige Erzählung darüber, wie man den NaNo völlig ohne Plot überstehen und gewinnen kann. Gewinnen bedeutet in diesem Fall wirklich 50.000 Worte in 30 Tagen zu schreiben. NaNo bedeutet ungefiltertes Schreiben, es bedeutet, dass Ninjas in Spitzentutus auf einem Wissenschaftskongress genau so erlaubt sind, wie dreibeinige Außerirdische auf Omas Kaffeekränzchen. Es geht nur darum mit einer Deadline zu schreiben und eine Geschichte wirklich zu Ende zu schreiben. Ausnahmsweise geht Quantität über Qualität (oder „Schlecht schreiben lernen„).
In diesem Buch werden die Probleme, die gewöhnlich in den einzelnen Wochen auftauchen amüsant behandelt. Es gibt einige nette Tipps und Übungen, die für den NaNo auch wirklich hilfreich sind. Was hauptsächlich daher kommt, da das Buch tatsächlich während eines NaNos entstanden ist und der Autor – als Gründer – auch so schon einige Erfahrungen mit dieser doch sehr stressigen Zeit hat.
Das Buch ist unterteilt in zwei Abschnitte. Abschnitt 1 behandelt alles, was du tun kannst, um dich bestmöglich auf den NaNo vorzubereiten: Den inneren Kritiker weg sperren, Wetten abschließen, Freunde als Cheerleader benutzen, geschlossene Türen, schreiben in Cafés, Musik, Essen, nicht-planen und vieles mehr.
Der zweite Abschnitt ist in Wochen eingeteilt. Woche 1: der euphorische und sehr motivierte Anfang, Notizdateien anlegen und Vorsprung schaffen. Woche 2: Die ersten Hürden, durchhalten, Vorsprung ausbauen. Woche 3: Das Ende ist in Sicht, 6.000 Wort-Tage am Wochenende. Woche 4: die letzten Worte, Champagner für alle. Zum Schluss noch ein (sehr kurzes) Kapitel über die Korrektur eines Textes.
Leser-Eindruck:
Wenn du es als Motivationshilfe betrachtest, ist es ein sehr gelungenes Buch. Für jeden, der es einfach nicht schafft sich hinzuhocken und endlich anzufangen: Super!
Ich muss zugeben, dass ich mich an manchen Stellen ein bisschen zwingen musste, weiter zu lesen. Ich hatte ständig so ein „Ja und wie jetzt genau?“ oder ein „Und dann?“ Gefühl, das zum Teil sicher an meiner Erwartungshaltung gelegen hat, zum Teil aber auch in einer gewissen Oberflächlichkeit des Buches selbst begründet ist. Dafür ist es locker flockig geschrieben und durchsetzt mit einigen sehr interessanten Erfahrungsberichten von anderen NaNo-Teilnehmern.
Für Plotlosschreiber ist es sicher ein sehr guter Ansporner, trotzdem hätte ich mir ein klein wenig mehr Tiefe gewünscht und ein bisschen mehr Anleitung zum „danach„. Eine Erklärung zu „Wie mache ich aus den 50.000 einfach-nur-Worten jetzt einen vernünftigen Roman?„, bzw. „Wie überarbeite ich das Ganze?“ Das zugehörige Kapitel ist aber nur knappe 15 Seiten lang und endet in etwa mit den Worten „Wenn’s nicht klappt probier es nochmal.“ Aha. Aber wie schon gesagt, es ist eine Anleitung zum NaNo und in dem geht es nur ums Schreiben, zum korrigieren gibt es dann sicher ein weiteres Buch.
Fazit:
Als genereller Schreibratgeber insbesondere für Anfänger ist es bedingt geeignet, wenn es hauptsächlich an Motivation mangelt oder wenn das Anfangen bzw. das zu-Ende-Schreiben schwerfällt. Als allererstes Buch über das Schreiben würde ich es nicht empfehlen.
Für den NaNo allerdings ist es nicht nur eine super Motivationshilfe sondern auch eine spaßige Lektüre und sicher eine gute Zwischendurch-Ablenkung, wenn du gerade mal nicht weiter kommst. Insbesondere weil eben auf die speziellen Probleme der verschiedenen Stadien genau eingegangen wird, kann ich ihm als NaNo-Begleiter guten Gewissens vier von fünf Sternchen geben.
Um das Buch in einem Satz zusammenzufassen: Klappe! Schreib jetzt! 😉
Diskussion
Hast du das Buch schon gelesen? Wie hat es dir gefallen und hat es dir beim NaNo geholfen? Würdest du es weiter empfehlen und wenn ja für wen?
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