Social Media, Whatsapp, Nachrichten, Spiele, Schrittzähler … moderne Handys können unmengen nützliche Dinge und noch viel mehr, die einfach nur ablenken (und trotzdem Spaß machen können 😉 ). Aber manchmal wird es einfach zu viel, vor allem wenn eigentlich „Schreiben“ angesagt ist.
Hier habe ich ein paar Apps und Programme gesammelt, um dir zu helfen, wieder Herr deiner „Screentime“ zu werden.
1. Screen Time (iOs)
Seit dem letzten iOs Update bietet Apple dieses kleine Schätzchen in seinen Einstellungen an.
Mit ihr hast du gleich mehrere Möglichkeiten, um deine Handynutzung zu kontrollieren.
i. Downtime
Du kannst eine persönliche „Downtime“ einstellen.
Das heißt, z.B. von 5:00 Uhr morgens, bis 14:00 Uhr nachmittags werden alle deine Apps ausgegraut und sind nicht benutzbar.
ii. App Limits
Du kannst ein Nutzungslimit für bestimmte App-Gruppen angeben. Sagen wir, du möchtest heute maximal 2 Stunden mit Social Media verbringen, dann kannst du das einstellen. Sobald die Zeit um ist, hört die App auf zu funktionieren, während alle anderen Apps weiterhin nutzbar sind.
iii. Tracking
Zu guter Letzt hilft dir ScreenTime, deine App-Nutzung zu tracken und zeigt dir, wie viele Minuten du dein Handy benutzt hast und was du währenddessen gemacht hast.
Sehr hilfreich zur Selbstreflexion und wenn du am nächsten Tag Limits setzen möchtest, die besser zu dir passen.
Anmerkung:
„Downtime“, wie auch „App Limits“ können umgangen werden. Zum Einen gibt es eine „Always allowed“ Liste, in die du Apps aufnehmen kannst, die immer funktionieren sollen. Zum Beispiel dein Wecker, deine Todo-Liste oder die Kamera. Außerdem kannst du diese Liste zu jeder Zeit bearbeiten, auch, wenn du dich in der Downtime befindest.
Anmerkung 2:
Wenn eine App ausgegraut ist, bekommst du beim Öffnen einen Bildschirm angezeigt, auf dem du angeben kannst, dass du das Limit umgehen möchtest. Anschließend bekommst du die Auswahlmöglichkeit, dass du das Limit komplett ignorierst oder in 15 Minuten wieder erinnert wirst.
Das bedeutet also, dass die App es dir leicht macht, sie zu umgehen. Aber ehrlich gesagt, finde ich das nicht schlimm. Sie erinnert mich einfach daran, dass mein vergangenes Ich sich vorgenommen hat, jetzt fokussiert zu arbeiten. Und da reichen diese visuellen Erinnerungen und kleinen Hindernisse durchaus, um mich wieder zurück an die Tasten zu bringen.
2. Forest (iOs)
Forest geht einen kleinen Schritt weiter als ScreenTime, denn hier hat dein Handeln Konsequenzen. Du pflanzt für 10 – 120 Minuten einen Baum. Währenddessen muss die App auf deinem Bildschirm sichtbar bleiben. Sobald du auf den Startbildschirm gehst oder eine andere App öffnest, hast du nur ein paar Sekunden Zeit, um zu Forest zurückzukehren. Sonst stirbt dein Baum und du hast ein hässliches Gerippe in deinem Garten stehen. Das will niemand.
Wenn du ganz diszipliniert bist und nicht einfach „nur“ den hübschesten Baum aussuchst, kannst du mit unterschiedlichen Bäumen unterschiedliche Aktivitäten kennzeichnen und so am Ende des Tages/Woche/Monat sehen, womit du so deine Zeit verbracht hast.
Klingt ein wenig verrückt, ist es wahrscheinlich auch, aber so wird es wesentlich einfacher, dem kleinen Flüstern zu widerstehen, das behauptet, dass du ja nur mal ganz kurz schauen willst, ob Peter Dickbaum dir geschrieben hat, bevor du weiter arbeitest für zwei Stunden im Internet versackst.
3. Selfcontrol (MacOs)
Selfcontrol gibt es nur für den Mac und sie ist ein wenig härter als alle anderen Maßnahmen, die ich dir bisher gezeigt habe. Wenn sie einmal gestartet ist, gibt es nämlich keine Möglichkeit (von der ich wüsste) mit der du sie wieder stoppen kannst.
Achtung
Wenn ich das richtig sehe, hat sie schon länger einen kleinen Bug: Stelle ich eine Whitelist ein, funktioniert sie für dieses Mal hervorragend. Aber wenn ich das nächste Mal Selfcontrol starte, denkt er, dass ich eine Blacklist haben möchte (obwohl ich beim letzten Mal eine Whitelist eingestellt hatte) und plötzlich darf ich nur die Seiten nicht besuchen, die eigentlich okay sind.
Ich benutze Selfcontrol gerne schon abends. Bevor ich ins Bett gehe, stelle ich sie so ein, dass sie bis zur Mittagspause des nächsten Tages große Teile des Internets blockiert.
4. getcoldturkey (MacOs, Windows)
GetColdTurkey ist wohl die umfangreichste App aus den heutigen Vorstellungen. Sie blockiert zielsicher alle gewünschten Internetseiten und macht in der kostenlosen Version alles, was Selfcontrol auch kann (minus Bug). Mit zwei Unterschieden:
1. Sie ist auch für Windows verfügbar (ungetestet)
2. In der Premiumversion (zur Zeit ca. 16€ für „Lebenslänglich“) lässt sich ein Zeitplan einstellen. Das heißt, du musst die App gar nicht mehr regelmäßig starten, sondern getcoldturkey weiß selber (wenn du e ihm einmal beigebracht hat), wann er dich von welchen Seiten fernhalten muss, und wann nicht.
Anmerkung
Ich befinde mich im Augenblick in der 7-Tage-Testversion, um zu sehen, ob ich die Premium-Version tatsächlich brauche. Hier kann getcoldturkey auf dem Mac auch Apps sperren, das hab ich bisher noch bei keinem anderen Anbieter gesehen.
5. themostdangerouswritingapp.com (alle Plattformen)
themostdangerouswritingapp.com ist ein webbasiertes „Textverarbeitungsprogramm“ (eigentlich wird hier nichts verarbeitet, sondern nur geschrieben). Es gibt keine Einstellungsmöglichkeiten und gar nichts. Du kannst einfach nur „Start“ drücken und fängst an zu tippen.
Mit einem kleinen Haken. Wenn du aufhörst zu tippen, verschwindet dein Text.
Ich persönlich vertraue meinen Text nicht so gerne Webanwendungen an, aber ich kenne Autoren, die das gerne benutzen. Und weil es dich quasi dazu zwingt, ohne Pause zu schreiben, durfte es hier nicht fehlen 🙂
Anmerkung:
Du kannst deinen verlorenen Text angeblich wiederbekommen, wenn du dich registrierst (ungetestet).
Anmerkung 2:
Eigentlich wollte ich writeordie.com vorschlagen, aber das sieht im Augenblick etwas wüst aus. Aber im Endeffekt soll sie dich zum Schreiben antreiben. Links sind die Einstellungen, mit denen du spielen kannst und ganz unten steht im Augenblick „Ready“, was den eigentlichen Schreibprozess startet.
Eigentlich wollte ich an dieser stelle writeordie.com verlinken, aber das sieht im Augenblick ein bisschen wüst aus.
Tipp: Links die gewünschten Einstellungen vornehmen und dann unten auf „Ready“ klicken, dann geht es direkt los.
Du bist gefragt
Welche Tools nutzt du, um ablenkungsfrei zu schreiben? Kennst du die Apps, die ich vorgestellt habe? Wenn ja, wie gefallen sie dir, wenn nein, welche möchtest du ausprobieren?
Da ich im Augenblick hauptsächlich Apple-Produkte nutze, sind die meisten Anwendungen aus diesem Artikel auch für MacOs bzw. iOs. Deshalb freue ich mich insbesondere über Android und Windows-Programme in den Kommentaren 8)
Franja Ormhart meint
Ich verwende coldturkey auf Windows und es funktioniert ganz wunderbar. Zu erwähnen ist vielleicht noch die Frozen Turkey-Funktion. Damit wird dir komplett der Zugriff auf deinen PC verweigert in der Uhrzeit die du dafür eingestellt hast. Es geht einfach nicht weiter als bis zur Benutzerauswahl/Login. Das ist ganz praktisch, wenn du dazu neigst sich schon zum Frühstück am PC zu hocken oder wenn du offline Dinge erledigen möchtest und dein Blick immer wieder zum Bildschirm wandert.
Von coldturkey gibt es auch noch einen Writer. Das Programm ist ablenkungsfrei und lässt dich nicht raus. Du stellst vorher eine Zeit oder einen Wordcount ein. Das kostet ein bissl mehr, aber im Bundle um die 24€. Und nicht wundern, CAD sind Kanadische Dollar und haben einen anderen Wechselkurs als amerikanische. Einen günstigeren. 😉
Sarah Linn Reed meint
Hallo Franja,
Dein Kommentar hilft mir weiter :), ich wollte nämlich genau dieses Programm ausprobieren. Ich bin schon gespannt, ob es mir hilft, die Finger echt mal auf den Tasten zu halten, ohne 100 Dinge nebenbei zu machen.
LG Sarah
Annie Stone meint
Ich nutze SelfControl an fast jedem Schreibtag. Und ich leg mein Handy in die Küche. Ist zwar nur ein kurzer Weg, aber das hilft schon.
Heike Fröhling meint
1Fokus für den Mac, ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert, damit schalte ich für einen festgelegten Zeitraum bestimmte Programme aus, mit denen ich mich sonst gerne ablenke 😉
Steffi B. meint
Tja, ich benutze überhaupt keine App. Zum Glück schaffe ich es, auch ohne konzentriert zu arbeiten 🙂
Trotzdem hätte ich noch einen zusätzlichen Tipp: Man kann sein WLAN so einstellen, dass es nur zu bestimmten Zeiten aktiviert ist. Ich z.B. komme von 22-12 Uhr nicht über WLAN ins Internet, sondern nur per Kabel :-). Hat auch den netten Vorteil, dass nachts Ruhe vor der Strahlung herrscht.
John Parkford meint
Ich habe jetzt (mehr oder weniger unfreiwillig) sechs Monate ohne Handy, Telefon, Internet und ähnliches, sogar ohne Fernseher, hinter mir. Das ist eine sehr Interessante Erfahrung gewesen.
Auch wenn ich es nicht noch einmal auf sechs Monate ausdehnen werde, habe ich in der Zeit gelernt es geht auch heute noch ohne dauerhaft online zu sein. Und ein Radio reicht auch um mitzubekommen was auf der Welt passiert.
Aber was ich immer noch mache ist nicht bei jeder Whatsapp klingelei des Handys sofort aufzuspringen und drauf zu gucken. Und ich schalte auch gerne mal das Internet an dem teil komplett aus.
Sarah Linn Reed meint
Das Handy ist mein kleinstes Problem. Ich bin – glücklicherweise – noch immer Handyphob ;). Aber dafür schaffe ich es prima meine Zeit im Internet zu vertrödeln. Also ja, ich werde definitiv etwas davon ausprobieren, vermutlich coldturkey.
Jacky meint
Freut mich, dass etwas für dich dabei ist. Kannst ja mal berichten, wie es so gelaufen ist 🙂
Maya meint
Ich schreibe einfach Nachts^^ Ich fange meist so um 1 oder 2 Uhr an und schreibe dann meist für 2-3 Stunden. Gestört werde ich dann in der Regel kaum noch, da die meisten Leute aus meinen Freundeslisten bereits schlafen oder selbst kaum noch Interesse haben, etwas zu unternehmen oder mich anzuschreiben. Außerdem ist es eine Zeit, wo so gut wie keine Youtube-Videos oder Artikel auf diversen Seiten hochgeladen werden, entsprechend gibt es fast nichts mehr, was mich online noch ablenken könnte. Manchmal ertappe ich mich zwar, wie ich 10-20 Minuten planlos immer wieder die gleichen Seiten öffne, nur um festzustellen, dass es immer noch nichts neues gibt, aber irgendwann fange ich dann doch immer an und schreibe oder recherchiere dann häufig ununterbrochen für eine längere Zeit.
Von Apps und dergleichen halte ich aber nicht viel. Das würde mich am Ende nur so unter Druck setzen, dass ich vermutlich weniger aufs Blatt bekomme. Manchmal dauert es halt auch etwas, bis meine Motivation kommt oder wenn ich krank oder erschöpft bin, dann mache ich auch mal eine Pause und kannes dann natürlich nicht gebrauchen, wenn mich etwas künstlich abblockt.