Warum sind Buchcover so wichtig? Und warum solltest du sie unter (fast) keinen Umständen selber gestalten?
Menschen sind Augentiere. Das glaubst du mir nicht? Machen wir doch ein kleines Gedanken-Experiment:
Bonbons
Ein freundlicher Süßwarenladenbesitzer hält dir eine Schüssel mit den unterschiedlichsten Bonbons unter die Nase. Was machst du?
Richtig, wahrscheinlich betrachtest du den Inhalt des Glases sehr aufmerksam und versuchst, zu entscheiden, welche der Süßigkeiten dir am besten schmecken könnte.
Wonach entscheidest du das? Nach deinen Erfahrungen. Gelbe Bonbons haben wahrscheinlich Zitronengeschmack, Rote schmecken nach Kirsche und bei Weiß stehen die Chancen auf Ananas sehr hoch.
Du nimmst also ein Bonbon in die Hand und steckst es dir in den Mund. Die nächsten zwei Sekunden entscheiden, wie du dein Erlebnis bewertest. Wenn du dich für das Gelbe entschieden hast und sich der saure Geschmack von Zitrone auf deiner Zunge ausbreitet, bist du wahrscheinlich glücklich und zufrieden.
Hast du aber das Weiße genommen, erwartest Ananas und schmeckst dann Menthol, kann es sogar passieren, dass du das Bonbon vor Ekel ausspuckst. Nicht unbedingt, weil du kein Menthol magst, sondern, weil Menthol einfach eklig schmeckt, wenn du süße Ananas erwartest.
Buch-Cover
Was die Farbe für Bonbons ist, das sind Cover für Bücher.
Wenn du durch einen Buchladen streifst, oder dich durch eine Online-Buchhandlung klickst, dann ist das Cover der Bücher das Erste, was du siehst. Am Anfang hast du gar keine andere Wahl, als das Buch nach seinem Aussehen zu beurteilen (es sei denn, du liest absichtlich blind in die Bücher hinein).
Und das Aussehen des Covers gibt dir eine ungefähre Idee davon, was dich in dem Buch erwartet. Sind die Töne weiß und grau, mit einem blutigen, roten Gegenstand in der Mitte, dann bekommst du wahrscheinlich einen Thriller. Ist dagegen ein Pärchen abgebildet, das sich (beinahe) küsst, wird es wohl eine Liebesgeschichte sein. Siehst du einen Drachen, der sich feuerspuckend gegen einen Helden mit Schwert wendet, dann gibt’s in diesem Buch ganz offensichtlich Fantasy.
Woher weißt du das? Weil du ähnliche Bücher bereits gelesen hast. Genau wie du im oberen Süßigkeiten-Beispiel ähnliche Bonbons bereits gelutscht hast. Aber selbst wenn nicht, versucht nun dein Gehirn, aus deinen bisherigen Erfahrungen eine Vorhersage für die Zukunft zu treffen.
Deshalb erwartest du übrigens auch, dass dein Fuß beim nächsten Schritt wieder auf dem Fußboden landet und dass dein Auto nach links abbiegt, wenn du den Lenker gegen den Uhrzeigersinn drehst.
Ist das schlecht?
Nein. Ganz im Gegenteil. Ohne diese Eigenschaft gäbe es dich gar nicht. Das ist nämlich eine sehr wichtige Fähigkeit, wenn du als Höhlenmensch durch den Wald streifst und etwas entdeckst, das aussieht wie ein Wolf (Renn um dein Leben, das will dich wahrscheinlich fressen!) oder wie ein Apfelbaum (hier gibt es Essen = Überleben).
Auch für Bücher ist das eine hervorragende Sache, denn es gibt deinem Leser eine ungefähre Vorstellung davon, was für eine Geschichte ihn erwartet und hilft dabei, die richtigen Menschen anzusprechen (nämlich die, denen deine Geschichte gefallen kann, weil sie „solche Geschichten“ generell mögen). Gerade deshalb ist ein professionell gestaltetes Cover, von Menschen, die wissen, was Leser bestimmter Genres erwarten, so unglaublich wichtig.
Nur wenn der Leser (ungefähr) weiß, was auf ihn zukommt, kann er sich richtig darauf einstellen und wird nicht von einem Menthol-Bonbon überrascht.
Wahrscheinlich möchtest du irgendwann auch einmal ganz neue Bonbons probieren. In dem Fall suchst du dir absichtlich eine Farbe aus, die du noch nicht kennst (vielleicht Schwarz?), um herauszufinden, ob du sie magst (ist Lakritze super oder ätzend?). Aber (!) wenn du dann wieder diese Farbe irgendwo siehst, wirst du erwarten, dass sie dir genauso gut (oder schlecht) schmeckt, wie beim letzten Mal — nämlich nach Lakritz — und entsprechend reagieren.
Anmerkung zu Cover-Konventionen:
Wie bereits erwähnt, gibt es in den jeweiligen Genres bestimmte „Requisiten“, die erwartet werden. Was das genau ist, hängt aber nicht nur vom Genre ab, sondern auch von der Jahreszeit, von aktuellen Trends, vom Autor und von der Geschichte selbst.
Natürlich kann es sein, dass du dich selbst in dem Bereich gut auskennst, trotzdem möchte ich dir davon abraten, selber Hand anzulegen.
Wenn du Cover selber machen möchtest
Vielleicht kannst du die Fotos von deiner letzten Familienfeier retuschieren, vielleicht bist du in der Lage eine nette Zeichnung aufs Papier zu bringen, aber Fakt ist, wenn du kein Designstudium hinter dir hast, dann stehen die Chancen verdammt gut, dass du nicht genug Erfahrung hast, um ein professionelles Cover zu erstellen.
Zugegeben, da draußen gibt es einige Koryphäen, die es auch ohne Studium voll drauf haben. Aber die beschäftigen sich dann in der Regel in jeder freien Minute mit Design und Fotos, Photoshop und vielem mehr, einfach, weil es ihnen Spaß macht (so, wie dir das Schreiben Spaß macht).
In jedem anderen Fall merkt man immer, wenn ein Cover nicht von einem Profi gemacht wurde.
Also, zwei Fragen:
- Hast du ein Design-Studium abgeschlossen?
- Verbringst du jede Woche mindestens 20 Stunden vor dem Rechner, um künstlerische Grafiken zu gestalten?
Falls du beide Fragen mit „nein“ beantworten musst, dann solltest du dein Cover wahrscheinlich nicht selbst gestalten.
Hast du eine der Fragen mit „ja“ beantwortet, stellen sich zwei weitere Fragen:
- Hast du Erfahrung mit Buchcovern?
- Weißt du, was in den verschiedenen Genres erwartet wird?
Zugegeben, bei Frage 1 beißt sich die Katze in den Schwanz, denn wenn du nicht anfängst, dich mit Buchcovern zu beschäftigen, kannst du auch keine Erfahrungen damit sammeln. Aber wenn du nicht vor hast, dich in diesem Bereich professionell zu betätigen (also nur für dich selbst Cover gestalten möchtest), dann würde ich dir empfehlen, diese Arbeitszeit lieber darin zu investieren (mehr) neue Geschichten zu schreiben 😉
Am liebsten hätte ich hier jetzt jede Menge (wirklich schlechte) selbstgemachte Cover gesammelt, aber — wie das so ist — wenn man sie sucht, findet man sie natürlich nicht wieder. Deshalb habe ich einfach mal selber gebastelt. Nicht unbedingt das Beste, was ich hinbekommen würde, aber sehr dicht an Sachen, die ich real da draußen schon gesehen habe.
Das ist leider kein Witz.
Anmerkung: Schau dir im Vergleich dazu mal meine tatsächlichen Cover an, entweder oben im Beitrag oder rechts in der Navigation. Himmelweiter Unterschied!!
Natürlich gibt es Ausnahmen. Natürlich gibt es Autoren, die ihre Cover selber gestalten und natürlich gibt es auch Bücher, die in gar kein Genre passen und deshalb auch kein Genrecover haben sollten.
Aber erstens gehörst du und deine Geschichte höchstwahrscheinlich nicht dazu (rein statistisch gesehen) und zweitens muss auch das Nicht-an-Regeln-Halten eine bewusste Entscheidung des Cover-Gestalters sein und nicht daraus resultieren, dass du es nicht besser wusstest oder nicht besser machen konntest.
Und dann noch ein letzter wichtiger Hinweis (für heute):
Briefmarkenformat
Ja, Buchcover müssen im Laden funktionieren, deine Leser müssen sie gerne in der Hand halten und sich gerne ins Regal stellen. Aber (!) ein Buchcover muss auch dann funktionieren, wenn es als Vorschau in Briefmarkengröße auf dem Bildschirm eines Handys erscheint.
Denn, ist dir wahrscheinlich auch schon aufgefallen, es ist viel praktischer „mal eben“ etwas auf dem Handy zu bestellen, als erst großartig den Computer hochzufahren und sich dafür an den Schreibtisch zu setzen.
Mach es deinen Lesern so einfach wie möglich!
Ein Buchcover ist die erste „Hürde“ für einen Leser, wenn er entscheiden soll, ob er deine Geschichte lesen möchte. Und es ist das erste Mittel für dich als Autor, um Erwartungsmanagement zu betreiben und die Frage zu beantworten „Was ist das eigentlich?“
Also mach es deinem zukünftigen Leser so einfach wie möglich, die Anfangshürde zu überspringen, hol dir professionelle Hilfe, damit dein Buch von einem Verlagsbuch nicht zu unterscheiden ist. Und gib deinem Leser dann genau das, was er erwartet. Mach ihn glücklich!
Du bist dran
Hast du schon einmal versucht, ein Cover selber zu basteln? Was it dabei herausgekommen? Was hältst du generell von selbst gemachten Covern? Hast du schonmal ein Cover machen lassen? Wie war die Zusammenarbeit? Welche Erfahrungen hast du gesammelt?
Falconidae meint
Hallo Jacky,
wieder ein toller Artikel von dir!
Ich gebe dir auch auf jeden Fall recht mit den Covern. Selber würde ich es auch so machen, sollte ich je so weit mit meinen Geschichten kommen 😉
Allerdings hab ich mir mal die Preise angesehen und die sind ja schon nicht ohne! Angemessen für diese tolle Arbeit, aber leider bekommt man ja meist als Autor nicht viel pro Buch. Dann muss man doch schon ziemlich viele Bücher verkaufen damit sich das Ganze überhaupt lohnt, oder?
Liebe Grüße
Falconidae
Marina meint
Liebe Jacky,
vielen Dank für deine immer wieder motivierenden und vorallem informativen Beiträge. Bei mir schubst du damit regelmäßig das Gedankenkarussell an und ich betrachte bestimmte Dinge von einer anderen Seite – das ist super!
Beim Thema „schlechte Buchcover“ musste ich direkt an ein ganz bestimmtes Buch denken. Die Exfreundin meines Cousins hat vor einigen Jahren ihr Erstlingswerk veröffentlicht: „Frei wie ein Falke“ von Fabienne Brill. Eigentlich ging ich immer davon aus, dass das Cover vom Verlag gestaltet wurde, was es in meinen Augen aber noch schlimmer macht. Um was denkst du, geht es in dem Buch?! Richtig, es ist eine Fantasygeschichte. Da wärst du sicher sofort drauf gekommen, oder?
Von daher weiß ich, wie wichtig ein gutes Cover ist, denn besagtes Buch hätte ich in der Buchhandlung nie gekauft. Bis heute habe ich die Geschichte auch leider nicht gelesen, weil ich – nur wegen des Covers – einfach nicht viel erwarte und mir meine Zeit dafür zu schade ist. Auch das kann bei einem miesen Cover passieren.
Du wirst hier wahrscheinlich nicht verraten, wer deine schönen Buchcover gestaltet hat – falls doch, würde mich das sehr interessieren – aber vielleicht hast du noch den ein oder anderen Tipp, wie man einen guten und zu einem passenden (Cover-)Designer finden kann. Oder gab’s dazu schon mal einen Beitrag?!
Ganz lieben Dank auf jeden Fall und ein schönes letztes Aprilwochenende
Marina
Jacky meint
Hi Marina,
meine Buchcover sind von unterschiedlichen Cover-Designern (tatsächlich hat jeder Designer seine Stärken in unterschiedlichen Genres, genau wie Autoren ). Wirf einfach einen Blick in das jeweilige Impressum, da findest du den zugehörigen Designer
Ganz liebe Grüße
Jacky
Helga Lüsebrink meint
liebe Jacky,
ich gehe mit Deinen Ausführungen einig! Auch ich werde das Cover nicht noch einmal selbst gestalten; lieber die Zeit mit Schreiben verbringen. Der Unterschied zwischen einem fachgerechten Cover durch den Grafiker und dem meinigen ist recht gut erkennbar. Also der Fachmann ist nach wie vor gefragt; und mein 3. Buch wird ebenfalls davon profitieren. Na, ja ich habs versucht bei meiner Biographie, werde es nie wieder tun. Siehe „Die schwarze Schatulle“ = fachgerecht und gut! Bis ganz bald und vielen Dank für Deine jeweils hilfreichen Informationen! Liebe Grüße HL
Marianne meint
Liebe Jacky,
Kennst Du 99design? Eine Website auf der man einen coverentwurf beauftragen kann. Ich habe das gemacht, weil der Vorschlag aus meinem Verlag so gruselig war, dass ich mir mein mühsam erarbeitetes Buch nicht mit so einem unattraktiven Einband vorstellen konnte. Das kostet natürlich Geld, so dass ein möglicher Erlös aus dem Buchverkauf aufgezehrt wird Ich war aber trotzdem sehr zufrieden mit dieser Erfahrung Mein Buch kommt jetzt am 9. Mai heraus und ich bin sehr aufgeregt
Lucie Flebbe meint
Hallo Jacky,
ich gestehe, ich hab mein Cover selbst gebastelt :-o!
Professionell ist das nicht, hat aber Spaß gemacht. Weil bei meinen Krimis Cover, Klappentext und manchmal sogar der Titel vom Verlag gestaltet werden, fand ich es toll, bei meinem Indie-Kinderbuch (Die Legende von der letzten Hexe, KDP) diese Freiheit zu haben.
Bei meinen nächsten Kinderbüchern werde ich aber wohl auch die Hilfe einer Fachfrau in Anspruch nehmen müssen …
Liebe Grüße, Lucie
Sarah meint
Hei Jacky
Ich bin tatsächlich immer wieder erstaunt, was allein das Cover mit einem Buch machen kann. Um eins meiner Lieblingsbücher habe ich im Laden monatelang einen Bogen gemacht (und das war vom Profi) Hätten mich nicht alle meine Freundinnen gedrängt – ich hätts wohl nie gekauft …
Ich selber würde mich nie dran wagen, selber mein Cover zugestalten, liegt aber wahrscheinlich auch an meiner nicht vorhandenen künstlerischen Gabe …
Grüßle 😉
Wolkenleopard meint
Hallo Jacky und ihre Leser,
wie gewohnt ein guter Blogbeitrag. Ein wichtiger Punkt ist in meinen Augen bei der Entscheidung für oder gegen einen Profi noch zu erwähnen: das Budget. Gerade Selfpublisher, die ihr erstes Buch auf den Markt bringen, überlegen es sich gut, ob sie dafür eine dreistellige Summe ausgeben möchten. Für alle, die sich aus diesen oder anderen Gründen selbst an einem Cover versuchen möchten, hier einige Tipps von einem Grafikdesigner, der seine Cover selbst gestaltet:
Ein gutes kostenloses Grafikprogramm für Einsteiger ist GIMP.
Bevor Du beginnst, recherchiere, wie andere Cover in deinem Genre aussehen (Wiedererkennungswert).
Es gibt spezielle Schriftarten für Titel. Sie sollten gut lesbar sein aber nicht steril wirken. Verwende bitte keine Fonts, die für einen Fließtext gedacht sind, für den Titel auf dem Cover.
Sei vorsichtig mit dem Einsatz von Effekten, gerade bei der Schrift. Viele Laien neigen in ihrer Begeisterung dazu, es damit zu übertreiben, wenn sie diese Möglichkeit in ihrem Programm entdeckt haben.
Den Punkt »Thumbnail« hat Jacky in ihrem Beitrag bereits gut erklärt, ich möchte hier ebenfalls bestätigen, wie wichtig es ist, dass das Cover auch im Briefmarkenformat klar erkennbar ist.
Wenn du keinen Profi engagieren möchtest, der das Cover für dich erstellt, findet sich vielleicht einer, der sich dein selbstgestaltetes Werk einmal ansieht und dir Tipps gibt.
Grüße an alle und frohes Schaffen
Wolkenleopard
Kätzchen meint
Falls du wieder mal nach grottigen Covern suchst:
Auf lousybookcovers.com werden nur scheußliche Cover gesammelt ^^
Ulrike meint
Hey,
Ich hatte für mein Erstlingswerk erst selbst gebastelt. Gruselig.
Hab dann eine Designerin gesucht und angeschrieben, die aber leider keine Zeit hatte, mir aber jemanden empfohlen hat. Eine nach Australien ausgewanderte Deutsche, wie sich herausstellte. Kontakt aufgenommen und direkt in der Antwort einen ersten groben Entwurf gehabt. Mit etwas hin und her (so 3-5 Mails) und 3 Varistionen des 1. Entwurfs haben wir uns auf ein Cover geeinigt. Ich find, es ist richtig toll geworden (wer schauen will, z.b. bei Amazon, Weltbild, Thalia: Donatas Reise von Ulrike Rabus). Die Aussage war: ca 120€ für Fertigstellung in 3-5 Tagen, Aufschlag wenn schneller. Trotz der normalen Bestellung war das Cover früher fertig!
Für mein zweites Buch, wo ich gerade in die Korrekturphase gegangen bin, werde ich diese Designerin definitiv wieder anschreiben. Nur noch professionell! Auch, wenn ich damit immer noch im Minus bin. Ich hab die Hoffnung, dass es sich auf Dauer auszahlt, wenn ich eine größere Leserschaft habe.
Es gibt auch Designer, die bieten auf ihrer Website fertige Cover an und hier starten diese Cover bei teilweise 30-40€, da können noch minimale Änderungen beauftragt werden. Das sind vermutlich Cover, die der Designer zu Übungszwecken oder in seiner freien Zeit erstellt. Auch hier sind echte Perlen dabei, und das Cover wird natürlich nur 1x verkauft. Auch zur Inspiration kann man sich mal durch so einen Covershop klicken!
Liebe Grüße
Ulrike