Wie du dein angestautes Wissen so in die Geschichte einfließen lässt, dass du deinen Leser nicht erstickst sagt dir Teil 13 vom Kurs zur Charakterentwicklung.
Du hast deinen Charakter schon im Alltag erprobt und weißt, dass du deinen Charakter am besten vorstellst, indem du ihn einfach handeln lässt. Den ganzen Rest lässt du nur nebenbei einfließen.
Automatisch
Du hast dir jetzt so viel Mühe mit deinem Charakter gegeben. Natürlich fragst du dich wie du das einbauen kannst. Die wichtigste Antwort dazu ist: Es wird ganz von allein passieren.
Dadurch, dass du all diese Dinge über deinen Charakter weißt, wird er automatisch den Sahnekuchen im Schaufenster nur sehnsüchtig anstarren und sich dann doch für einen Salat entscheiden (schließlich ist er schon seit drei Wochen auf Diät). Die spindeldürre, vollbusige Frau an der Kasse wird er völlig übersehen, während er die kleine Brünette an der Tankstelle mit seinen Blicken verfolgt (er steht eben auf Pummelchen), er wird jederzeit eine Uhr tragen und niemanden nach der Zeit fragen müssen (Zeit ist Geld) , er wird jeden Sonntag seine Mutter anrufen und sich nie von ihr genervt fühlen (wer war denn früher immer für ihn da?).
Tja, und das ist der grandiose Vorteil, wenn du den Charakter zuerst entwickelst, sogar noch vor dem eigentlichen Plot. Viele Handlungen ergeben sich jetzt von selbst. Du musst nicht lange darüber nachdenken ob er an der Kreuzung jetzt rechts zur Arbeit fährt, oder links abbiegt um der Blondine zu folgen, du weißt genau was ihn antreibt und kennst die einzig logische Möglichkeit.
Wenn du also bis hierhin gekommen bist, dann möchte ich dir wirklich und ehrlich von ganzem Herzen gratulieren. Du hast die perfekte Grundlage für einen mitreißenden Roman geschaffen. Der Leser wird dir die Liebe zum Detail anmerken und sie dir danken.
Lasst uns endlich Taten sehen
Ich kann es nicht oft genug sagen, nichts charakterisiert einen Menschen so gut, wie seine Taten. Vermeide in jedem Fall so Sätze wie „Er war ein cholerischer, dicker Macho„, zeig es mir lieber.
Umständlich versuchte er seine Hose zu schließen . Der Bauch hing ihm über den Hosenbund und der Knopf wollte einfach nicht ins Loch gehen. (Übergewicht)
Emma trat dazu und wollte ihm helfen. Er geriet sofort in Rage: „Lass mich gefälligst in Ruhe! Meinst du ich bin nicht in der Lage mir selbst die Hose zu zu machen? (cholerisch) Geh und putz deinen dämlichen Herd! Oder lass dir von deinem Friseur die Haare machen! Zu was Anderem bist du sowieso nicht zu gebrauchen! (Macho)“
Emma ergriff stumm nickend die Flucht, das war das Sicherste. (das ist immer so)
So kannst du deinen Charakter dem Leser zeigen, anstatt ihn zu beschreiben. Dein Charakter hat Ziele und Wünsche. Lass ihn aktiv handeln um diese Ziele zu erreichen, dann wird sich dein Plot ganz von alleine entwickeln und gleichzeitig erfährt dein Leser wie der Mensch dahinter so ist.
Reaktionen
Noch viel wichtiger, und aussagekräftiger sind die Reaktionen auf Ereignisse, die dein Charakter nicht bewusst und absichtlich herbei geführt hat. Als wir über innere Konflikte gesprochen haben, ist auch das schon angerissen worden. Du hast dir schon viele Gedanken darüber gemacht, wie dein Charakter in bestimmten Situationen reagiert.
Wenn du nun deine Geschichte schreibst, dann entstehen immer wieder so genannte Subplots. Das sind kleine Geschehnisse am Rande, die zwar auch zur Geschichte beitragen, aber nicht Grundlegend sind.
Zum Beispiel muss dein Charakter in einer Bar auf sein Rendezvous warten (Hauptplot), sie kommt an, der Kellner bietet aber ihm zuerst die Weinkarte an. Wenn er jetzt ein Kavalier von der alten Garde ist, dann bringt ihn das auf. Eine nette Gelegenheit um dem Leser seinen Charakter näher zu bringen, und ein Gespräch einzuleiten. Aber nur in dem Sinne essentiell, als das der Leser eben sein Wesen kennen lernt.
Rückblenden
Wenn es darum geht seine Vergangenheit zu beleuchten, wirst du um die ein oder andere Rückblende wahrscheinlich nicht herum kommen.
Generell solltest du immer versuchen Rückblenden zu vermeiden. Überprüfe immer, ob die Rückblende für die Geschichte auch wirklich nötig ist. Ist sie tatsächlich ein absolutes Muss, findest du im Arikel über „Rückblenden die mitreißen“ wie du sie gut verpacken kannst.
Aber am Besten versuchst du sie zu umgehen. Am einfachsten geht das über die Gedanken deines Charakters:
Er hätte schwören können, dass es dasselbe rote Kleid war, dass sie bei ihrer allerersten Verabredung getragen hatte. War das jetzt wirklich schon achtunddreißig Jahre her?
Natürlich kannst du solche Informationshäppchen auch in einen Dialog einbetten, aber achte immer darauf, dass die Charaktere sich nichts erzählen, was das Gegenüber schon weiß!
Was ist dein Geheimtipp? Wie verpackst du Informationen um sie deinem Leser schmackhaft zu machen?
In den kommenden Wochen gibt es noch mehr zum Thema Charaktere, Plot und Zeitmanagement also melde dich gleich bei meinem Newsletter oder dem RSS-feed an. (Was ist ein RSS-feed?)