Ich hab gerade gefühlte zweihundert Kurzgeschichten gelesen und viele der ersten Sätze waren sehr langweilig. Ich hab mich gefragt warum, denn meistens beschrieben sie eben die Situation und das ist ja wichtig. Ich will ja wissen wo ich bin.
Dann hab ich überlegt, welche ersten Sätze mir besonders gefallen haben oder gefallen würden. Und es sind ganz eindeutig die Sätze, die mir einen Einblick in den Charakter, in seine Gedanken oder seinen emotionalen Zustand vermitteln. Am allerbesten, wenn sie gleich auf einen oder sogar „den“ Konflikt hinweisen, der im Laufe der Geschichte wichtig wird.
2 Beispiele
Nur noch einmal schlafen bis Weihnachten. Hastig gehe ich durch die lichtgeschmückten Straßen, grabe die Nase in den Schal und stecke meine Hände tiefer in die Taschen.
Das zeigt zwar wo ich bin und was ich mache, aber es zeigt weder wer ich bin, noch was ich fühle.
Ich hasse Weihnachten.
Ich hasse Geschenke kaufen.
Ich hasse Zimt!
Und ganz sicher hasse ich Geschenke kaufen, am Tag vor Weihnachten, mitten im Zimtgestank vom Weihnachtsmarkt.
Hastig gehe ich durch die lichtgeschmückten Straßen, grabe die Nase in den Schal und stecke meine Hände tiefer in die Taschen.
Ich für meinen Teil finde den zweiten Anfang wesentlich interessanter und weiß wenigstens gleich, worauf ich mich mit dieser Geschichte eingelassen habe.
Diskussion
Wie sieht dein erster Satz aus? Welchen der beiden Anfänge findest du interessanter? Möchtest du lieber zuerst über die Situation aufgeklärt werden oder über den Charakter? Hast du lieber Handlung oder Emotion im Vordergrund?