Wie schafft man es eigentlich, eine perfekte Szene zu schreiben?
In den ersten beiden Teilen dieser Serie übersetze ich den Artikel „Writing the perfect scene“ von Randy Ingermanson. Er betrachtet die perfekte Szene, und erklärt, wie du sie schreiben kannst, bis ins Detail. Hier, im dritten Teil gebe ich eine kurze Zusammenfassung und ein paar eigene Gedanken. Teil 1| Teil 2
Zusammen mit der Schneeflocken-Methode bildet diese Technik eine perfekte Symbiose für den planenden Schreiber. Für alle Plotlos-Schreiber geht es natürlich auch planlos zum Roman.
Äußere Struktur
In der „äußeren Struktur“ wird empfohlen, sich für jede Szene sozusagen einen „eigenen Plot“ zu erstellen. Das heißt, eine Vorlage á la „Ziel+Konflikt+Desaster„, bzw. „Reaktion+Dilemma+Entscheidung„, an der du dich orientieren kannst. Meiner Meinung nach eine sehr gute Methode, um sich immer wieder klar zumachen, worum es in der Szene eigentlich gehen soll.
In dem Zusammenhang hab ich mir mal die erste Szene von einem neuen Projekt (Urban SciFi 😛 ) angeschaut. Ich war damit absolut nicht zufrieden, aber ich konnte einfach nicht erkennen, was genau mich daran gestört hat (ganz unabhängig davon, dass der Rest der Geschichte noch nicht im Entferntesten steht und ich deshalb noch nicht mal genau weiß, was eigentlich darin vorkommen soll).
Also habe ich mich gefragt, welcher äußeren Struktur die Szene folgt. Kurz gesagt, es gab keine. In ihrer ersten Version hatte sie kein wirkliches Ziel. Gut, der Hauptcharakter wurde vorgestellt. Aber das war auch schon alles. Er selbst irrte ziellos umher und mittlerweile glaube ich, dass ich gerade deshalb keine Verbindung zu ihm aufbauen konnte. Er existierte vor sich hin und das war es dann auch schon.
Also hab ich einfach mal versucht die äußere Struktur, die in Randy Ingermansons Artikel beschrieben wird, anzuwenden. Was soll ich sagen – plötzlich war klar, was passieren muss, die Szene begann zu leben.
Innere Struktur
Bei der inneren Struktur wird die jeweilige Szene in Absätze (sogenannte MRUs) eingeteilt, wobei jeder Absatz abwechselnd eine (äußere) Motivation bzw. eine (innere) Reaktion enthalten muss.
Auch das habe ich ausprobiert, diesmal an der ersten Szene meines (schon einige male überarbeiteten) alten Projekts (Fantasy). Dabei ist mir aufgefallen, dass ich genau diese Struktur bereits angewendet habe. Gut, einige Zeilenumbrüche haben gefehlt und an ein oder zwei kleinen Stellen fehlte eine Motivation bzw. Reaktion, aber ansonsten hab ich das Schema (scheinbar automatisch) schon ganz gut eingehalten. Jeder weitere Versuch, die Szene noch mehr in die MRU-Schablone zu pressen würde glaube ich keine signifikante Verbesserung mehr mit sich bringen.
Fazit
Gibt es sie wirklich, die perfekte Szene? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Ideen, die Herr Ingarmanson dazu aufgeschrieben hat, in jedem Fall sehr interessante Ansatzpunkte liefern. Sie sind eine gute Möglichkeit, um entweder vorauszuplanen – als Ergänzung zur Schneeflocken-Methode – oder, um bereits bestehende Szenen unter die Lupe zu nehmen, besonders dann, wenn du nicht weißt, woran genau es eigentlich krankt.
Solltest du dich akribisch daran halten? Nun, wie Herr Ingarmanson ja selbst geschrieben hat, er erklärt nicht, wie man eine „perfekte Szene“ schreibt, sondern wie man eine „perfekt strukturierte Szene“ schreibt. Deshalb würde ich sagen: „Es kommt drauf an„, es ist ein Hilfsmittel, wie alles beim Schreiben. Du solltest es ausprobieren, sehen wie du damit zurechtkommst, benutzen was dir weiterhilft und den Rest vergessen*. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann gibt es immer noch das schlechte Schreiben, der ganze Rest kommt später 8)
*Nein, das kann ich gar nicht oft genug schreiben 😛
Diskussion
Hast du diese Methode bereits einmal ausprobiert? Zum Schreiben oder zum Korrigieren? Was ist dabei herausgekommen? Hat es dir geholfen? Was würdest du anderen empfehlen, die diese Methode ausprobieren möchten?