Wie schafft man es eigentlich, eine perfekte Szene zu schreiben?
Der zweite Teil meiner Übersetzung des Artikels „Writing the perfect scene“ von Randy Ingermanson.
Teil 1|Teil 3
Zusammen mit der Schneeflocken-Methode bildet diese Technik eine perfekte Symbiose für den planenden Schreiber. Für alle Plotlos-Schreiber geht es natürlich auch planlos zum Roman.
[Anm. des Übersetzers: Aufgrund seiner Länge habe ich den Artikel in zwei Stücke aufgeteilt. Der dritte Teil enthält eine Zusammenfassung, Stellungnahme und einige Erweiterungen meinerseits.]Die perfekte Szene schreiben
von Randy IngermansonIch habe dir erklärt, wie du Scenes und Sequels in ihrer äußeren Struktur designen kannst, aber das ist nur die halbe Schlacht. Du musst deine Szene immer noch schreiben. Du musst einen fesselnden Absatz nach dem Nächsten verfassen, wobei jeder Absatz deinen POV Charakter flüssig weiterführen muss: von einem anfänglichen Ziel zu einem knöchelharten Konflikt, zu einem Knochen brechenden Disaster, durch eine Eingeweide bewegende Reaktion zu einem horrormäßigen Dilemma und letztendlich zu einer kleveren Entscheidung.
Wie machst du das? Wie entwirfst du solche Absätze? Wie machst du sie perfekt?
Innere Strutur einer Szene
Die Antwort ist: Du benutzt das, was Dwight Swain „Motivation-Reaction Units“ („Motivation-Reaktion Einheiten„) nennt. Er nennt sie kurz MRUs. Das ist so ein absurd lächerlicher Begriff, dass ich ihn auch benutzen werde, nur um zu zeigen, dass Herr Swain nicht perfekt war. MRUs zu schreiben ist schwer. Aber ich habe herausgefunden, dass man damit am effektivsten seine Geschicklichkeit im Schreiben verbessern kann. Ich habe als Ratgeber für viele Schreiber gearbeitet und ein universelles Problem von ihnen war: die Unfähigkeit korrekte MRUs zu schreiben. Meine Lösung: Sie mussten sich qualvoll durch mehrere Kapitel arbeiten, sodass jedes nicht mehr und nicht weniger war, als eine perfekte Aneinanderreihung von MRUs. Nach ein paar Kapiteln wird die Technik einfacher. Dann verlangte ich bösartigerweise von ihnen, ihre gesamte Geschichte auf diese Weise umzuschreiben. Das ist verdammt harte Arbeit, aber diejenigen die es überlebt haben, sind wesentlich bessere Schriftsteller geworden.
Korrekte MRUs zu schreiben ist der magische Schlüssel zu ansprechender Fiktion. Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht. Probier es aus und sieh selbst!
Ich hoffe du gierst danach, dieses magische Werkzeug zu erlernen. Zuerst musst du dich durch einen kompletten Absatz Theorie quälen. Ich bin mir sicher, dass du das in Kauf nehmen wirst, weil du intelligent und geduldig bist und weil ich dich so galant umschmeichle.
Du schreibst deine MRUs, indem du immer dazwischen hin- und herwechselst, was dein POV Charakter sieht (Motivation) und was er tut (Reaktion). Das ist überaus wichtig. Denk daran, dass Swain diese Dinger „Motivation-Reaktion Einheiten“ nennt. Die Motivation ist objektiv aber es ist etwas, das dein Charakter sehen kann (oder hören oder riechen oder schmecken oder fühlen). Du wirst die Motivation auf eine Art (be)schreiben, sodass dein Leser sie genauso sehen kann wie dein POV Charakter (oder hören oder riechen oder schmecken oder fühlen). Dann wirst du einen neuen Absatz beginnen, in dem dein POV Charakter eine oder mehrere Dinge als Reaktion auf diese Motivation hin durchführt. Es gibt eine exakte Abfolge, die du beachten musst, wenn du deine Reaktion aufschreibst. Die Abfolge basiert darauf, was psychologisch möglich ist. Beachte, dass die Motivation extern und objektiv ist. Die Reaktion ist intern und subjektiv. Wenn du das beachtest, kreierst du in deinem Leser eine mächtige Illusion, als ob er an etwas Wirklichem teilnimmt. Aber jetzt lass uns mehr ins Detail gehen.
Die Motivation ist extern und objektiv, und du präsentierst sie auf eine Weise, die objektiv und extern ist. Du machst das in einem einzelnen Absatz. Der muss nicht kompliziert sein.
Hier ist ein einfaches Beispiel:
Der Tiger ließ sich aus dem Baum fallen und sprang auf Jack zu.
Beachte den Schlüsselpunkt hier: Das ist objektiv. Wir präsentieren die Motivation, wie sie von einer Videokamera gezeigt würde. Nichts lässt darauf schließen, dass wir uns in Jacks Perspektive befinden. Das kommt als Nächstes, aber in der Motivation halten wir es einfach, klar und sauber.
Die Reaktion ist intern und subjektiv, und du präsentierst sie auf diese Weise, exakt so, wie dein POV Charakter es erleben würde — von innen heraus. Das ist deine Gelegenheit deinen Leser in deinen POV Charakter zu verwandeln. Um mich zu wiederholen: Das muss in seinem eigenen Absatz (oder Folge von Absätzen) passieren. Wenn du es im selben Absatz wie die Motivation belässt, riskierst du deinen Leser durcheinander* zu bringen, was keinem Leser gefällt.
[*Anm. des Übersetzers: Im Englischen steht hier „you risk whip-sawing the reader“, die Übersetzung für „whip-saw“ ist laut LEO.org „jmdn. beim Poker betrügen, indem man zusammen mit einem Partner den Einsatz erhöht“, oder „whipsaw“ heißt „Schrotsäge“, falls jemand dafür also eine bessere Übersetzung weiß als „durcheinanderbringen“, bitte gerne bei mir melden]Die Reaktion ist wesentlich komplexer als die Motivation. Der Grund dafür ist, dass sie intern abläuft und interne Prozesse auf einer anderen Zeitskala geschehen. Wenn du den Tiger siehst, hast du in der ersten Millisekunde nur Zeit für eine Sache — Angst. In einigen Zentelsekunden hast du Zeit instinktiv zu reagieren, aber das ist alles, was es ist — Instinkt, Reflex. Kurz nach diesem Reflex hast du Zeit rational zu reagieren, zu agieren, zu denken, zu sprechen. Du musst den gesamten Komplex der Reaktionen deines Charakters in dieser Reihenfolge präsentieren, von der schnellsten Zeitskala zur langsamsten. Wenn du sie aus der Reihenfolge bringst, dann fühlen sie sich einfach nicht mehr richtig an. Du zerstörst die Illusion der Realität. Und dein Leser wird nicht mehr weiterlesen, weil dein Geschriebenes „nicht realistisch“ ist. Selbst, wenn alle Fakten stimmen.
Hier ein einfaches Beispiel:
Ein Pfeil aus reinem Adrenalin schoss durch Jacks Adern. Er riss das Gewehr an seine Schulter, zielte auf das Herz des Tigers und drückte den Abzug. „Stirb!“
Jetzt lass uns das analysieren. Beachte, dass es drei Teile der Reaktion gibt:
- Gefühle: „Ein Pfeil aus reinem Adrenalin schoss durch Jacks Adern.“ Du zeigst das zuerst, weil es fast im selben Moment geschieht, wie die Motivation.
- Reflex: „Er riss das Gewehr an seine Schulter, …“ Du zeigst das als Zweites als Resultat der Angst. Ein instinktives Resultat, dass keine bewussten Gedanken benötigt.
- Rationale Aktion und Sprache: „… zielte auf das Herz des Tigers und drückte den Abzug. ‚Stirb!'“ Du zeigst das als Letztes, dann, wenn Jack Zeit hatte nachzudenken und rational zu reagieren. Er drückt den Abzug, eine rationale Antwort auf die Gefahr. Er spricht, ein rationaler Ausdruck seiner intensiven emotionalen Reaktion.
Es ist legitim, einen oder zwei dieser drei Teile wegzulassen. (Du kannst nicht alle drei weglassen, sonst hast du keine Reaktion mehr.) Aber es gibt eine entscheidende Regel, wenn du Teile auslässt: Welche Teile du auch behältst, behalte sie in der richtigen Reihenfolge. Wenn es ein Gefühl gibt, muss es als Erstes kommen. Wenn es einen Reflex gibt, darf er niemals vor dem Gefühl kommen. Wenn es eine rationale Aktion gibt, muss sie immer als Letztes kommen. Das ist simpel und offensichtlich, und wenn du dich an diese Regel hältst, werden deine Reaktionen immer wieder perfekt strukturiert sein.
Und nach der Reaktion kommt … eine neue Motivation. Das ist der Schlüssel. Du kannst es dir nicht leisten, eine perfekte MRU zu schreiben und damit glücklich zu sein. Du musst noch eine schreiben und dann noch eine und dann noch eine. Die Reaktion, die du gerade geschrieben hast, wird zu einer neuen Motivation führen, die wiederum extern und objektiv ist und die du in ihren eigenen Absatz schreibst. Nur um das obige Beispiel fortzusetzen:
Die Kugel streifte die linke Schulter des Tigers. Blut schoss aus der Wunde. Der Tiger brüllte und taumelte, dann sprang er durch die Luft an Jacks Hals.
Beachte, dass die Motivation komplex oder einfach sein kann. Die einzige Bedingung ist, dass sie extern und objektiv ist, etwas, das nicht nur Jack sehen und hören und fühlen kann, sondern etwas, das auch jeder Beobachter sehen und hören und fühlen könnte, wenn er da wäre.
Das Wichtigste ist, das alternierende Muster aufrecht zu erhalten. Du schreibst eine Motivation und dann eine Reaktion und dann eine neue Motivation und eine neue Reaktion. Wenn deine Motivationen und Reaktionen zur Neige gehen, ist deine Scene oder Sequel zu Ende. Hör nicht zu schnell auf. Zieh es nicht zu sehr in die Länge.
Schreibe jede Scene und jede Sequel als Abfolge von MRUs. Jeder Teil deiner Scene oder Sequel, der keine MRU ist, muss weg. Streich so etwas unbarmherzig. Zeige keine Gnade. Du kannst dir für keinen einzigen Satz Nachsicht leisten, der nicht seinen Teil beiträgt. Und die einzigen Stücke deiner Szene, die ihren Teil beitragen, sind MRUs. Alles andere ist überflüssiges Füllmaterial.
Die verteufelten Regeln
Du magst dich jetzt fühlen als wäre es unmöglich, deine Szenen nach diesen Regeln zu schreiben. Es zu versuchen lässt dich erstarren. Du stierst blind auf deinen Bildschirm, kannst keinen einzigen Muskel bewegen, aus Angst, eine Regel zu brechen. Oh man, du hast eine echte Schreibblockade. Das ist schlecht. Jetzt lass mich dir das finale Geheimnis verraten, um eine perfekte Szene zu schreiben.
Vergiss alle diese Regeln. Das ist richtig, ignoriere diese Pest. Schreib einfach dein Kapitel, wie du es immer schon gemacht hast, schreib einfach alle Wörter, die du möchtest, auf jede Weise, die dir gefällt. Das fühlt sich besser an, nicht wahr? Du kreierst und das ist gut. Kreation ist die Erschaffung einer Geschichte aus dem Nichts. Es ist harte Arbeit, es ist Spaß, es ist aufregend, es ist unstrukturiert. Es ist unvollkommen. Mach es, ohne die Regeln zu beachten.
Wenn du mit deiner Kreation fertig bist, lass sie eine Weile liegen. Du wirst sie später korrigieren müssen, aber jetzt ist dazu noch nicht die Zeit. Mach etwas anderes. Schreib eine weitere Szene. Geh bowlen. Verbringe Zeit mit diesen nervigen Leuten, die in deinem Haus wohnen. Erinnerst du dich an sie? Deine Familie und Freunde? Mach etwas, das nicht „Schreiben“ ist.
Später, wenn du fertig bist, komm zurück und lies dein großartiges Schriftstück. Es wird viele gute Eigenschaften haben, aber es wird nicht perfekt strukturiert sein. Jetzt bist du bereit es zu editieren und ihm eine perfekte Struktur zu geben. Das ist ein anderer Prozess als die Kreation. Das ist Analyse und es ist das Gegenteil von Kreation. Analyse ist Destruktion. Du musst es nun auseinandernehmen und neu zusammensetzen.
Analysiere die Szene die du geschrieben hast. Ist es eine Scene oder eine Sequel? Oder keins von Beidem? Wenn es keins von beidem ist, musst du einen Weg finden eins von beidem daraus zu machen oder du musst es wegwerfen. Wenn es eine Scene ist, stell sicher, dass es ein Ziel, einen Konflikt und ein Desaster beinhaltet. Identifiziere jeden der drei Teile in einer Einsatz-Zusammenfassung. Dasselbe gilt, wenn es eine Sequel ist, stelle sicher, dass es eine Reaktion, ein Dilemma und eine Entscheidung hat. Identifiziere jeden der drei Teile in einer Einsatz-Zusammenfassung. Wenn du die Szene nicht in eine dieser beiden Strukturen bringen kannst, dann wirf sie weg, als das wertlose Stück Gefasel, was sie ist. Du magst eines Tages Verwendung für sie finden, als Sonnet oder Limerick oder Gebrauchsanweisung, aber es ist keine Fiktion und es gibt keinen Weg Fiktion daraus zu machen, also werde sie los.
Jetzt, wo du weißt, was deine Szene ist, entweder eine Scene oder eine Sequel, schreibe eine MRU nach der anderen um. Stelle sicher, dass jede Motivation durch einen Absatz von jeder Reaktion getrennt ist. Es ist okay, mehrere Absätze für eine einzelne Motiation oder Reaktion zu schreiben. Aber es ist ein Kapitalverbrechen, sie in einem einzelnen Absatz zu vermischen. Wenn du sie korrekt separiert hast, kann es sein, dass du ein paar Extrateile hast, die weder Motivation noch Reaktion sind. Wirf sie weg, egal wie wunderschön oder klever sie sind. Sie sind keine Fiktion und du schreibst gerade Fiktion.
Untersuche jede Motivation und stelle sicher, dass sie komplett objektiv und extern ist. Zeige keine Gnade. Du kannst dir keine Gnade für etwas erlauben, das deine Fiktion vergiftet. Töte es, oder es tötet dich.
Jetzt identifiziere die Elemente jeder Reaktion und stelle sicher, dass sie so subjektiv und intern wie möglich sind. Präsentiere sie so glaubhaft wie möglich aus der Sicht deines POV Charakters heraus, sodass der Leser das Gefühl bekommt, als würde er wirklich in dessen Haut stecken. Stelle sicher, dass die Reaktionen in der korrekten Reihenfolge gezeigt werden, die Gefühle zuerst, dann die reflexartigen Aktionen und zuletzt die rationalen Aktionen und Sprache. Nocheinmal, eliminiere alles andere, selbst brilliante Einsichten, die dir einen Nobelpreis sichern würden. Brilliante Einsichten sind sehr schön, aber sie sind keine Fiktion, sie gehören nicht in deine Geschichte. Wenn du es einfädeln kannst solche Einsichten so neu anzuordnen, dass sie sich in einem korrekten fiktionalen Muster befinden, dann schön. Behalte sie. Ansonsten, schlitze ihren wertlosen Hals auf und wirf ihren Kadaver den Wölfen zum Fraß vor. Du bist ein Schriftsteller, und das ist es, was Schriftsteller machen.
Wenn du das Ende deiner Szene erreichst, egal ob es eine Scene oder eine Sequel ist, überprüfe, ob alles richtig in MRUs angeordnet ist und dass alle Kadaver weggeworfen wurden. Fühl dich frei, die Szene zu korrigieren, nach Stil, Klarheit, Esprit, Rechtschreibung, Grammatik und jeder anderen Sache, von der du etwas verstehst. Wenn du fertig bist, klopf dir selber auf die Schulter.
Du hast eine perfekte Szene geschrieben. Die Welt ist in Ordnung. Du bist mit dieser Szene fertig.
Jetzt mach es wieder und wieder, bis du mit deinem Buch fertig bist.
Diskussion
Was hältst du bisher von dem Artikel? Wie findest du die Aufgliederung in MRUs? Was hältst du von objektiver Motivation? Was denkst du zur „zeitlichen“ Abfolge und komplett interner Reaktion? Denkst du diese innere Struktur kann funktionieren? Ist diese Art zu Schreiben etwas für dich?
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Nicole meint
Liebe Jaqueline
Ich danke dir herzlich für die Artikel zum Aufbau von Szenen bzw. Sequels. Der Teil mit den MRUs war für mich vollkommen neu und da habe ich Verständnisschwierigkeiten. Du schreibst, eine Motivation + Reaktion = ein Absatz. Das raff ich so gar nicht.
Wenn ich jetzt, als Beispiel, eine Verfolgungsjagd als Sequel habe. Der Prota wird verfolgt und flüchtet sich durch eine Grossstadt. Die Flucht, bis der Prota die Verfolger abgehängt hat, ist eine Szene. Innerhalb dieses Sequels gibt es nun mehrere MRUs. Als Beispiele:
1. MRU – Prota sieht eine dunkle Gasse (Motivation); geht hinein und sucht dort Schutz vor den Verfolgern (Reaktion)
2. MRU – Prota hört die Schritte der Verfolger näher kommen (Motivation); er kriegt Panik, schaut sich um und zwängt sich durch ein Kellerfenster (Reaktion)
3. MRU – Im Keller schaut der Prota in den Lauf einer Knarre (Motivation); er denkt, alles sei verloren, aber in dem Moment, wo die Verfolger sich bemerkbar machen, kann der Prota dem Gangster die Knarre aus den Händen und den Gegner k.o. schlagen (Reaktion)
4. MRU – Der Prota stellt fest, dass diese verdammte Kellertür verschlossen ist (Motivation); er wirft sich 10 Mal dagegen, bis er sie eingetreten hat (Reaktion)
Sorry, das war jetzt etwas lang, aber wenn ich das in einem Text schreiben würde, wäre die Sequenz wohl maximal 15-20 Zeilen lang. Also nicht soooo viel Text.
Nach deinem Rat mit den MRUs müsste ich jetzt aber nach jedem MRU-Punkt einen Absatzwechsel machen, und das begreife ich nicht. Das fände ich ziemlich schräg irgendwie, denn das gehört für mich alles zusammen.
Habe ich etwas falsch verstanden?
Jacky meint
Hi Nicole,
ohne exaktes Beispiel ist deine Frage leider schwer zu beantworten. Aber du hast ja eigentlich schon die Absätze richtig ausgewählt.
Außerdem ist es ganz wichtig, dass es sich bei dem MRUs nur um ein Korrekturwerkzeug handelt. Herr Ingermanson schreibt selbst:
Ich hoffe, das hilft ein bisschen
Jacky
Nicole meint
Liebe Jacky
Herzlichen Dank für deine Antwort.
Ich habe mir nun mal ein Kapitel aus meinem Manuskript rausgepickt und es analysiert. Ich hab wohl sehr oft, die Absätze meist intiuitiv richtig gesetzt. Wo es nicht stimmig war, habe ich MRU beigezogen und konnte es damit optimieren. Funktioniert ganz gut so. Ist aber auch eine Heidenarbeit. Phu! 🙂
Jacky meint
Gerne 🙂
Maja meint
Liebe Jacky,
danke für deine tollen Artikel. Ich habe eine Frage zu MRU und Erzählperspektive: Ist die Motivation auch eine rein objektive Beschreibung, wenn ich den Roman in der Ich-Perspektive des Hauptcharakters erzähle? Ist dann nicht alles, was erzählt wird, subjektiv gefärbt?
Danke für deine Hilfe!
Jacky meint
Hi Maja,
ich denke, es geht darum, dass die Motivation „von außen“ kommt, das heißt: Da fällt ein Baum auf die Straße. Das ist ja keine subjektive Sache, sondern es liegt ab jetzt eben ein Baum auf der Straße ^^;
Beantwortet das deine Frage?
Liebe Grüße
Jacky
Kreon meint
Vielen Dank für die Übersetzung und die Kommentare zu MRU.
In Kurz: Ich möchte ein Gefühl für MRUs bekommen und lechtze nach Beispielen. Welcher Autor oder welcher Roman machen das perfekt? Wo kann ich MRUs richtig sehen? Ggf. auch welcher Schreibratgeber hilft jetzt weiter?
In lang:
Ich mag die Regel, ein Gefühl dafür habe ich aber nicht. Die Absätze geraten zu kurz (oft musste ich Text sogar verlängern und nicht kürzen, damit die MRU passt), die Objektivität der Motivation ist in der Theorie logisch, in der Praxis muss ich auf den (vielleicht zynischen) Kommentar des POV-Chars bis zur Reaktion warten und ziehe alles in die Länge, anstatt es bei der Beschreibung zu erledigen (was aber ja auch Vorteile haben kann, aber hier fehlt mir ein BestPractice), was ist mit Dialogen etc.
Wenn ich dazu im Netz recherchiere, finde ich viele Foren, in denen die Scene/Sequel-Struktur MRU genannt wird, ohne dass die Diskutierenden auf die Motivation-Reaktion-Abfolge eingehen. Ich habe einen Schreibratgeber, der es noch kürzer aufgreift, als die Übersetzung hier. Fazit: Ich habe nichts gefunden.
Sehr cool wäre es, die MRU mal an einem echten Text eines Thrillers o.ä. zu sehen. Eigentlich dürfte das ja nicht schwer sein. Eigentlich.
Jacky meint
Hi Kreon,
ich würde es da halten wie Herr Ingermanson:
Und vor allem musst du ja nicht immer alle Teile verwenden. Wenn Dinge schnell passieren, kannst du ja auch Reaktionen weglassen. Statt Gefühl, Reflex, Reaktion könntest du auch nur mit einer Reaktion weitermachen und wärst direkt wieder in der nächsten Motivation.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Liebe Grüße
Jacky
Hans-Hermann Clever meint
Hallo! Ich wüsste auch gerne mal ein Buch, das beispielhaft nach der beschriebenen Methode entwickelt wurde. Diese Frage wurde noch nicht konkret beantwortet. Vielen Dank im Voraus!
Jacky meint
Hi Hans-Hermann,
hierbei handelt es sich ja nicht um ein Dogma. Und wie im Artikel bereits geschrieben, ist das nicht unbedingt etwas fürs Schreiben des ersten Entwurfs, sondern eher für die (Selbst-) Korrektur.
Und wenn du dir eine meiner Geschichten anschaust, ich versuche mich, daran zu halten, insbesondere, was die MRUs angehet.
Ganz liebe Grüße
Jacky
Martin meint
Hallo Jacky,
ich finde die erste Szene zu einem Roman immer sehr interessant, oder auch den ersten Satz.
Wenn ich selbst schriebe, finde ich jedoch die zweite Szene viel schwieriger, als die Erste? Soll man an die erste Szene anknüpfen? Eine neue Figur vorstellen? Es gibt so viele Optionen, aber ich bin mir da immer unsicher.
Hast Du da vielleicht einen Tipp zu?
Danke sehr.
Jacky meint
Hi Martin,
hm, das kommt natürlich stark auf die Geschichte an, die du erzählen möchtest.
Für Antworten auf solche spezielleln Situationen gibt es die „Geschichtensprechstunde„, oder, wenn du sowieso täglich schreibst, kannst du dir überlegen, jeden Morgen mit uns zusammen zu schreiben. Dabei kannst du Motivationssterne sammeln und dir einen Geschichtendoktor wünschen ☺️
Ganz generell (und ohne mehr über die Hintergründe zu wissen) würde ich fragen: Was würde die Geschichte denn am meisten vorwärts bringen?
Ganz liebe Grüße
Jacky
Martin meint
Hallo Jackie,
erst mal Danke für deine nette Antwort.
Der sog. Inciting Incident meines Romans ist die Begegnung meiner Hauptfigur mit einer fremden Person, die dann gemeinsam das eigentliche Abenteuer erleben.
Ich hatte überlegt, beide Figuren sich begegnen zu lassen, ohne dass der Protagonist erkennt, wen er vor sich hat (eine Göttin(?)).
Schwierig wird es für mich den Übergang zur Haupthandlung zu gestalten, da es um ein mystisches Artefakt gehen soll, dass als verschollen gilt, aber gefunden werden muss.
Ich lese immer wieder, dass es manchmal besser sein soll, die Figur (und damit auch den Leser/die Leserin) eher direkt in die Action hineinzuwerfen, anstatt einen langen Aufbau zu machen.
Genau diese „Transition“ zwischen dem Einstieg (known World) und dem … sagen wir mal eigentlichen Beginn des Abenteuers ist schon immer beim Schreiben meine größte Schwäche gewesen und da finde ich noch keine Lösung, obwohl ich schon länger darüber brüte.
Jacky meint
Hi Martin,
für eine generelle Antwort klingt das von hier aus ein wenig zu komplex. Wie wäre es mit einer Geschichtensprechstunde?
Alternativ treffen wir uns gerade auf Twitch und schreiben gemeinsam an unseren Geschichten. Durchs Zuschauen sammelst du Motivationssterne und kannst dir einen öffentlichen Geschichtendoktor wünschen
Ganz liebe Grüße
Jacky