Wie oft hast du diesen Tipp schon gehört? Und wie oft konnte dir dein Gegenüber auch sagen, was er damit meint? In diesem Artikel wirst du endlich erfahren, was es wirklich bedeutet, und wie du es umsetzen kannst.
Zeigen nicht sagen
Diese Formulierung finde ich persönlich viel treffender. Stell dir vor ich stehe vor dir und sage dir „Du hast jetzt Schmerzen“. Wie groß denkst du, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dich im nächsten Augenblick schreiend am Boden wälzt?
Angenommen ich trete dir statt dessen gegen das Schienbein. Wirst du schreien? Wirst du Schmerzen empfinden?
Zeig’s mir
Wenn du schreibst, ist dein Ziel, dem Leser zu zeigen was geschieht, damit er von selbst die Gefühle entwickelt die notwendig sind um die Geschichte selbst mitzuerleben. Er muss sich mit deinem Protagonisten identifizieren, muss eins mit ihm werden, mit ihm lieben, leiden und lachen.
Egal wie grausam das aktuelle Ereignis auch für deinen Charakter sein mag, dein Leser wird nicht mit zitternden Fingern verzweifelt versuchen die Seite umzublättern, wenn du ihm schlichtweg mitteilst „Es war schrecklich“, oder „Tom hatte Angst“. Besser wäre schon „Tom standen die Haare zu Berge“, aber auch das ist immer noch nicht wirklich mitreißend.
Also schmeiß deinen Leser ins Wasser anstatt ihm zu sagen, dass er nass geworden ist.
Die Kunst des Zeigens
Jetzt hätten wir das „Was“ geklärt. Fehlt nur noch das „Wie“.
Um zu lernen wie du richtig zeigst, ist es wichtig, dass du zunächst lernst richtig hinzugucken. Achte beim nächsten Mal wenn du raus gehst darauf, wie die Dinge wirklich aussehen. Versuch zu beschreiben was ein Baum ist, ohne die gebräuchlichen Wörter wie „Baum“, „Ast“, „Zweig“, „Blatt“, „grün“ zu benutzen. Wie fühlt er sich an, wie riecht er, wie schmeckt er?
Ein Beispiel
Gesagt:
Das Monster war grauenerregend.
Gezeigt:
Es war hoch wie ein Haus, ölige schwarze Schuppen zogen sich über seinen wuchtigen Körper. Ein warmer Hauch von faulendem Fleisch stieß Tom entgegen und verschlug ihm fast den Atem. Von den Armlangen, gelblichen Zähnen des Wesens troff giftig grüner Schleim. Der Boden erzitterte als sich die Beine, dick wie Baumstämme in Bewegung setzten …
Entscheide selbst, was hat dich mehr bewegt?
Lebenswichtig
Bei deinem Bestreben deinem Leser alles zu zeigen ohne ihm zu sagen, was er davon halten soll musst du auf zwei Dinge ganz besonders achten:
1. Zeig ihm nur das, was er auch wirklich wissen muss. Verlier dich nicht in endlos detailreichen Beschreibungen von einer Kommode, wenn die Kommode nur eine Kommode ist. Mach keine Kleiderschrankaufzählung von den Klamotten einer Figur, wenn diese Information nicht die Geschichte weiter bringt. (Was interessiert mich die Farbe seiner Hose?)
2. Wenn es wichtige Schlussfolgerungen zu ziehen gibt, dann musst du sie dem Leser natürlich nicht auf die Nase binden. Es ist ein schönes Gefühl ein bisschen selbst raten zu können. Aber die meisten Leser sind ein bisschen schüchtern.
Zu viele Autoren haben sie schon mit falschen Fährten an der Nase herum geführt (je weniger du das tust, desto mehr werden sie dir vertrauen) trotzdem solltest du wichtige Schlussfolgerungen an irgendeiner Stelle noch einmal von deinem Protagonisten ziehen lassen, so dass sich dein Leser sicher sein kann, dass er sich auf der richtigen Spur befindet.
Außerdem wird so auch klar, wie weit dein Hauptcharakter die Geschehnisse schon durchblickt hat.
Mittel zum Zweck
Das Zeigen dient nie dazu, wirklich die Umgebung, die Natur zu beschreiben. Es geht nicht um das Drumherum, es dient nur dazu die notwendige Stimmung aufzubauen, es ist eben nur ein Mittel zum Zweck, das solltest du immer im Hinterkopf behalten.
Ein „Zeigen„, egal wie gut es gelungen ist, egal wie viel es dir bedeutet, sollte immer gelöscht werden, wenn es nicht wirklich die Geschichte vorantreibt.
Was ist dein Geheimtipp um besser zu zeigen? Ich fände es wirklich toll, wenn du uns dein gelungenstes Beispiel zeigen würdest, in dem du deinen Leser so richtig ins Wasser wirfst.
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