Beim fünften „Sinn“ dieser Serie geht es um das Gefühl.
Die Haut
Sie ist mit 1,5-2 m² und bis zu 10 kg [Quelle] unser flächenmäßig größtes Sinnesorgan.
Weil sie unseren gesamten Körper bedeckt können wir an jeder Stelle spüren. An den Armen, zwischen den Zehen, auf der Nasenspitze, jede Berührung wird sofort bemerkt und bekommt unsere volle Aufmerksamkeit.
Taschendiebe nutzen genau diesen Effekt aus. Sie rempeln dich an, berühren dich an einer Stelle deines Körpers. Deine Aufmerksamkeit wendet sich dieser Berührung zu „Was passiert da? Warum werde ich berührt?“ zusammen mit einer gewandten Zunge lenken sie dich so von einer zweiten, viel kürzeren Berührung ab, nämlich der, mit der sie dir dein Portemonnaie entwenden.
Experiment
Berühre dich selbst an einer Stelle, an der du denkst noch nie etwas gespürt zu haben. Und?
Fingerspitzen
Wenn wir an unser Gespür denken, dann denken wir meist zuerst an unsere Finger. Daher kommt auch das Wort „begreifen„. Besonders bei kleinen Kindern ist das sehr offensichtlich. Wenn sie etwas neues entdecken, dann müssen sie es erst „erfassen“ oder anfassen um es zu „begreifen“ oder zu verstehen.
Deshalb mag man denken, dass in den Fingern die Fähigkeit zu spüren besonders groß ist. Das ist sogar richtig, stimmt aber genauso für Lippen und Zunge.
Unsere Finger sind zwar nicht die einzige Körperstelle mit erhöhter Tastempfindlichkeit, dafür aber sicher die Beweglichste. Wenn wir andere Menschen berühren tun wir das vornehmlich mit den Fingern, wenn Blinde lesen benutzen sie dafür ihre Fingerkuppen. Trotzdem kommen sie recht selten in Geschichten vor … zu Recht?
Wahrnehmung – Eindrücke
Aber was genau können wir mit der Haut für Gefühle wahrnehmen?
Da wäre zum Beispiel die Gänsehaut, die uns aus den unterschiedlichsten Gründen heimsuchen kann, ein kalter Lufthauch, erotische Gefühle, Angst, ein toll gesungener Song, ein tief empfundenes Gefühl in einem Film oder einem guten Buch (hey da wollen wir doch hin ).
Desweiteren spüren wir Schmerz und Liebkosungen als zwei Extreme eines breiten Spektrums von Sinneseindrücken.
Aufgabe 1
Wähle 5 Berührungen von unterschiedlicher Intensität (z.B. vorbei streichen, streicheln, drücken, stechen, kratzen …) . Verknüpfe sie durch einen Handlungsablauf und beschreibe diesen ganz ohne andere Sinne, nur über das Gefühl.
Aufgabe 2
Wähle ein einziges Gefühl und beschreibe es jemandem der es noch nie empfunden hat. Zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades: Benutze für die Beschreibung kein anderes Gefühl.
Daneben können wir aber auch die Wärmeleitfähigkeit von Objekten erfassen und ihre Festigkeit einordnen. Ich sage extra nicht Wärme. Denn ein Türknopf fühlt sich, auch wenn er Zimmertemperatur hat (also im Normalfall so etwa 22°C) trotzdem kalt an. Das liegt daran, dass er eine hohe Wärmeleitfähigkeit hat. Und das heißt, dass er die Wärme aus unseren Fingern leicht ableiten kann.
Aus dem gleichen Grund fühlt sich Holz mit derselben Temperatur warm (oder zumindest „nicht-kalt„) an, weil es eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit besitzt.
Wir können auch aus den unterschiedlichsten Gründen erröten: Aus Scham, vor Glück, aus Wut, vor Anstrengung, im Fieber … Manchmal bemerken wir das selbst gar nicht oder wir spüren es über eine Temperaturerhöhung der Haut.
Äußerlichkeiten
Aber die Haut kann noch ganz andere Dinge. Sie kann nämlich als Charaktermerkmal dienen. Da gibt es Sommersprossen, Leberflecken, Pigmentierung, Tätowierung, Schminke, Piercings, Narben, …
Jede Kultur hat ihre eigenen Vorstellungen davon was die einzelnen Hautveränderungen bedeuten und was „schön“ ist. Ob sie nun von der Natur gegeben sind oder künstlich herbeigeführt wurden.
Wichtig dabei ist, ein Muttermal kann genau so viel oder so wenig über einen Menschen sagen wie eine Tätowierung. Es kommt immer nur darauf an wie viel Bedeutung du, bzw. dein handelnder Charakter, dieser Tatsache beimisst; Nämlich genau so viel, wie du gerade möchtest, oder soviel wie nötig ist.
Anwendung
Kommen wir zurück zu unserem Beispiel …
Beim Anblick des Tiers wird Edis Mund ganz trocken, es stößt sich fast den Kopf in der haushohen Höhle. Ölige schwarze Schuppen schaben über den Fels und ziehen sich über den wuchtigen Körper. Ein dröhnendes Knurren quillt über die wulstigen Lippen. Eine Wolke aus Moder und dem Gestank von faulen Eiern schlägt Edi ins Gesicht, bittere Magensäure in seinem Rachen, er muss Schlucken. Dann plötzlich reißt das Vieh seinen Rachen auf, giftig grüner Schleim spritzt Edi auf die Brust. Beißender Geruch von verbranntem Fleisch dringt ihm in die Nase, zieht ihm den Mund zusammen und nimmt ihm den Atem. Armlange Zähne blitzen auf und das Brüllen, grollend wie ein Donner, zerfetzt Edi fast das Trommelfell.
… und sehen, was sich daraus machen lässt:
Beim Anblick des Tiers wird Edis Mund ganz trocken und seine Finger fangen an zu schwitzen. Es stößt sich fast den Kopf in der haushohen Höhle. Ölige schwarze Schuppen schaben über den Fels und ziehen sich über den wuchtigen Körper. Ein dröhnendes Knurren quillt über die wulstigen Lippen bei dem Edi sich die Nackenhärchen aufstellen. Eine Wolke aus Moder und dem Gestank von faulen Eiern schlägt Edi ins Gesicht, bittere Magensäure in seinem Rachen, er muss Schlucken . Dann plötzlich reißt das Vieh seinen Rachen auf, giftig grüner Schleim spritzt Edi auf die Brust, frisst sich in seine Brust. Beißender Geruch von verbranntem Fleisch dringt ihm in die Nase, zieht ihm den Mund zusammen und nimmt ihm den Atem. Armlange Zähne blitzen auf, seine Knie geben kaum merklich nach und das Brüllen, grollend wie ein Donner, zerfetzt Edi fast das Trommelfell.
Zugegebener Maßen nicht immer die innovativsten Bilder, aber ich finde, so langsam nimmt das Biest doch richtige Formen an.
Zum Vergleich noch mal, wie alles begann:
Edi sah wie sich das gigantische Ungeheuer langsam auf ihn zu bewegte.
Na, das nenne ich doch eine deutliche Steigerung .
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