Dieses Jahr fand zum ersten Mal die Loveletter Academy statt. Dabei geht es explizit darum, Autoren und “alles was dazu gehört” untereinander zu vernetzen und voneinander zu lernen. Und, was soll ich sagen? Es war genial.
Hiermit möchte ich dir einen winzigen Einblick in das geben, was ich von diesem Tag mitgenommen habe.
Das Lernen hört niemals auf
Wenn du dich seit Jahren mit dem Thema Schreiben beschäftigt hast, Schreibratgeber liest und Workshops besuchst, dann hast du alles Wichtige schon einmal gehört, richtig?
Falsch. Ich bin der festen Überzeugung, dass es immer noch etwas gibt, das man lernen und in dem man besser werden kann. Um ehrlich zu sein, fände ich es ziemlich langweilig, wenn es anders wäre.
Genau deshalb habe ich mir einen Vortrag über das (Selbst-) Lektorat von Nalini Singh ausgesucht.
Nalini Singh ist eine neuseeländische Autorin, sie schreibt sexy Liebesromane mit und ohne Fantasy. Sie hat bisher 52 Bücher veröffentlicht, verkaufte bereits mehr als 6 Millionen Exemplare (Stand 2016) und landet mit ihren Geschichten immer wieder unter den New York Times-, USA Today- und Spiegel Top-Bestsellern.
Lustigerweise, war genau das ewige Lernen gleich ihr erster Punkt.
Nalini trifft sich nämlich jeden Monat mit einer ziemlich großen Schreibgruppe. Dabei wechseln sich die Mitglieder ab und so gibt es bei jedem Treffen einen neuen und einzigartigen Workshop.
Sie hat mit Begeisterung erzählt, dass sie selbst nach all den Jahren, in denen sie schon an dieser Schreibgruppe teilnimmt, immer noch etwas dazulernt.
Von Pantsern und Plottern
Als ich angefangen habe zu schreiben, habe ich viel darüber nachgedacht, ob ich nun ein Pantser oder ein Plotter bin.
Plotter, das sind diejenigen, die ihre Bücher vor dem ersten Entwurf durchplanen, Pantser sind diejenigen, die einfach drauf los schreiben und lieber später mehr korrigieren. Außerdem gibt es natürlich noch alles dazwischen.
Mittlerweile bin ich ziemlich sicher, dass es nur wenige Autoren gibt, die tatsächlich ganz am Ende dieses Spektrums wohnen und halte mich selbst für ein Mischwesen. Aber es war ein langer Weg, bis ich das für mich selbst herausgefunden habe. Deshalb freut es mich immer, wenn ich jemanden treffe, der so genau weiß, wohin er in diesem Spektrum gehört und bin ganz fasziniert von fremden Arbeitsweisen.
Nalini Singh bezeichnet sich selbst als Pantser. Das heißt, wenn sie anfängt zu schreiben, weiß sie nicht wohin die Reise gehen wird, aber sie kommt trotzdem immer „dort“ an wo sie hin möchte. „It just works“ 😉
Aber (und das empfinde ich als ein sehr interessantes „aber“) es gibt eine Ausnahme für ihr „Pantser-Dasein“:
Wenn sie eine Serie schreibt, dann muss sie den übergreifenden Ausgang der Geschichte kennen, damit nachher alles richtig zusammen findet.
Die einzelnen Bücher schreibt sie dann allerdings weiterhin ohne jeden Plan.
Für mich heißt das: Du musst dich nicht einordnen, sondern …
Mach was für dich funktioniert
So kamen wir gleich zum zweiten Punkt, der ihr sehr wichtig war und auf den sie wiederholt hingewiesen hat:
Es gibt endlos viele Möglichkeiten, Geschichten zu schreiben. Finde, was für dich funktioniert und benutz es.
Na? Woher kommt dir das bekannt vor 😉 Aus irgendeinem von diesen Artikeln vielleicht? 😉
Anschließend gab es dann einen zwei stündigen Workshop von ihr, den ich hier unmöglich zusammenfassen kann. Aber der aller wichtigste Punkt war wohl: Dass du das Lektorat/Korrektorat überhaupt machst und es sehr ernst nimmst. Warum?
Warum (Selbst-) Lektorat und Korrektorat?
Hast du dich schon mal gefragt, warum du eigentlich ein Lektorat/Korrektorat machen solltest? (Ich meine, abgesehen von den Rezensionen die dich wegen all der Tippfehler in den Boden stampfen, wenn du es auslässt.)
Zum einen hat Nalini Singh gesagt, ein Lektorat schafft es, aus einer guten Geschichte eine großartige Geschichte zu machen. Das alleine ist natürlich schon erstrebenswert.
Aber noch viel wichtiger ist, dass dieses Textstück, auch wenn es „nur“ eine Kurzgeschichte (oder ein Blogartikel 😉 ) ist, das allererste sein kann, was ein neuer Leser von dir in die Finger bekommt und wenn das „Mist“ ist, dann wird er vielleicht niemals wieder etwas anderes von dir in die Hand nehmen.
Jetzt überzeugt?
Aber das war nur der Anfang des Tages.
Exposé und Tropes
Für mich gab es anschließend noch einen weiteren Lektorats-Vortrag bei Caroline Funke über Exposés und zum Abschluss einen Workshop mit Annie West und Joanne Grant über Harlequin als Verlag und Tropes. Aber wenn ich das auch noch alles in diesen Artikel quetsche, sitzen wir morgen noch hier ^^;
Und damit sind wir beim eigentlich wichtigsten Punkt der ganzen Academy: dem …
Netzwerken
Als Autor sitzt du Tag ein, Tag aus in deinem stillen Kämmerlein und lässt ganze Welten unter deinen Fingerspitzen entstehen. Aber natürlich triffst du so recht selten andere Autoren, geschweige denn Agenten, Verlagsmitarbeiter oder Lektoren persönlich.
Wenn es dann daran geht, dein Manuskript zu korrigieren oder zu veröffentlichen, sendest du deine Nachrichten häufig an einen Posteingang, der bereits vor lauter E-Mails platzt. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass du aus dem Ozean der Anfragen gefischt und als wichtig empfunden wirst?
Nicht sehr wahrscheinlich. Aber was, wenn du den Empfänger bereits einmal persönlich getroffen hast?
Das ändert die ganze Sache drastisch.
Natürlich ist so ein Kontakt noch keine Erfolgsgarantie und ich habe wirklich eine Menge aus den Workshops für mich mitgenommen. Aber trotzdem waren das Beste des Tages die kleinen Gruppen, in denen die Workshops stattfanden und dadurch die Möglichkeit, mit internationalen Autoren, Agenten, Verlagsmitarbeitern und Lektoren zwischen den Workshops zu sprechen und neue Freundschaften zu schließen.
LLC-Academy-Fazit
Es war ein super genialer Tag und ich hoffe sehr, dass es nächstes Jahr wieder eine Loveletter-Academy geben wird.
Es gibt immer Raum zu wachsen — und das ist gut so.
Was war die interessanteste Sache, die du in letzter Zeit über das Schreiben gelernt hast?
Ich freue mich auf deinen Kommentar 😉
Kerstin Weber meint
Ich habe gelernt, dass Geschichten unberechenbar sind. Sie haben die Macht, dich niederzuschmettern, dich als Charakter zu formen und wieder aufstehen zu lassen.
julia meint
Hallo Jacky, ach, da wäre ich gern gewesen, das ist ja einfach genau mein Ding,. Ich gebe ja nicht nur Kurse, sondern nehme ständig an welchen Teil! Stimme total zu mit dem Lernen: Ich liebe es, neue Techniken zu lernen.
Bin auch ein großer Fan von Masterclass.com, könnte mir vorstellen, dass dir das auch gefällt, da unterrichten ein paar geniale Autoren, Drehbuchautoren, Dramaturgen etc.
Heiko meint
Hallo Jacky,
ich habe beim Schreiben festgestellt das die Charaktere oft ein Eigenleben entwickeln und dann sich verlieben oder entlieben. Geht es dir auch manchmal so?