Obwohl ich mit dem Einbau meiner Probeleser Korrekturen noch nicht ganz fertig bin, möchte ich dir heute schon meine Methode dazu vorstellen.
Denn wenn du deine erste Feinkorrektur abgeschlossen hast und die Probeleser dir ihr Feedback gegeben haben, müssen diese Änderungen natürlich begutachtet und bei Bedarf eingebaut werden.
Im Folgenden also mein Rezept dazu.
Was wüsste ich gerne von den Probelesern?
Nun, was genau ich wissen möchte, das habe ich ihnen ja in ihrer E-Mailanleitung geschrieben. Fakt ist, dass mir für die erste Probeleserrunde der grobe Überblick eigentlich noch wichtiger ist, als Satzbau und Wortwahl. Natürlich bin ich auch für jeden noch so kleinen Tippfehler dankbar. Aber in allererster Linie geht es hierbei darum, die äußere Logik der Geschichte, den Zusammenhang, die Spannung und den Aufbau (Szenenreihenfolge/Kapitelreihenfolge/Zeitstrahl) so hinzubekommen, dass das Lesen Spaß macht.
In der nun folgenden Korrektur werde ich nämlich höchstwahrscheinlich noch so einiges ändern, sodass die eigentliche Grammatik- und Rechtschreibkorrektur erst in der zweiten Runde wirklich wichtig wird.
Wo baue ich die Korrekturen ein?
Nun, das kommt ganz drauf an, mit welchem Programm du dein Manuskript verfasst hast. Natürlich kannst du mit demelben Programm weiterarbeiten.
In jedem Fall würde ich als erstes eine Sicherheitskopie vom Original anlegen und dabei „Version1“ oder „VorDenProbelesern“ in den Dateinamen schreiben. Wenn du den yWriter benutzt würde ich eine Kopie des kompletten Projektordners anlegen.
So weißt du ganz sicher, dass das Original noch irgendwo unangetastet herumliegt und du kannst völlig ohne Bedenken in der Kopie herumkorrigieren, wie du möchtest. Das hat mir persönlich sehr geholfen, meine ersten Hemmungen zu überwinden.
Korrekturen überfliegen
Hierbei geht es explizit nicht darum, sich Fehler anzusehen, geschweige denn zu verbessern. Es geht mehr darum einen ganz groben Überblick zu bekommen, welche Art von Fehlern deine Probeleser angestrichen haben.
Ich hatte nämlich den Fall, dass einer meiner Probeleser fast ausschließlich Rechtschreibfehler angestrichen hat. Natürlich völlig legitim und durchaus hilfreich, aber dadurch, dass ich mir eben nicht diesen Überblick verschafft habe, habe ich auch seine Korrektur ständig komplett gelesen und immer auf große Anmerkungen gewartet. Das hat eine Menge Zeit gekostet.
Also grob abchecken, was der Probeleser korrigiert hat und wenn es wirklich „nur“ Rechtschreibfehler sind, dann empfehle ich eindringlich, sich als Erstes diese Korrektur vorzunehmen und im Eilverfahren die Verbesserungen einzufügen. Das spart nachher enorm viel Zeit.
Noch ein Tipp: Wenn du dir an einer Stelle nicht sicher bist, ob das Wort wirklich so geschrieben wird, wie der Probeleser vermutet und das gerne mit den anderen Probelesern gegenchecken würdest, dann füg das korrigierte Wort einfach in Klammern ein. Gleiches gilt für den Fall, dass dein Rechtschreibprobeleser doch mal irgendwo eine größere Anmerkung gemacht haben sollte: einfach in Klammern einfügen.
Wie binde ich die Korrekturen ein?
Wie schon gesagt habe ich dazu noch kein Patentrezept gefunden. Meine momentane Lösung sieht so aus, dass ich vier (bzw. drei, ohne den Rechtschreibkorrekturleser) Probeleserkorrekturen auf meinem großen PC-Bildschirm verteile, um alles auf einen Blick zu haben und das zu korrigierende Original öffne ich zur Bearbietung auf meinem Laptop (danke Angioletta, für die Idee ^^). So habe ich den maximalen Überblick.
Seit die Anzahl der Probeleser auf zwei geschrumpft ist, brauche ich sogar nur einen PC: oben Korrektur1 unten Korrektur2 in der Mitte das zu korrigierende Original.
Laut lesen!
Wenn alle Dateien so weit geöffnet sind, scrolle ich in allen Korrekturen kurz durch die nächste Szene, um zu sehen, wo ungefähr die ersten Anmerkungen kommen. So muss ich nicht alles drei oder vier mal lesen, sondern hab im Gefühl, wann ich in die anderen Dokumente schauen muss.
Dann fange ich an, das Original laut vorzulesen. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber es hilft, Unmengen versteckter Fehler zu finden.
Korrigieren
Wie läuft die eigentliche Korrektur ab? Ich hab mal ein kleines Flussdiagramm gebastelt.
Ein Klick auf das Bild führt zu einer vollständigen Anischt.
Aber ich erkläre das gerne auch noch einmal ausführlich.
Wie gesagt, ich lese laut. Wenn ich dabei über eine Stelle stolpere, bei der ich das Gefühl habe, dass sie merkwürdig klingt:
- verbessere ich sie sofort.
- und/oder werfe ich einen Blick in die Korrekturen.
- Wenn ich dort einen Vorschlag finde, der mir gefällt, baue ich ihn ein.
- Wenn nicht, denke ich mir selbst etwas aus.
Wenn ich so weit gelesen habe, dass ich denke, jetzt müsste bald eine Korrektur kommen/schon gekommen sein, werfe ich einen Blick in die Probeleserkorrekturen.
Wenn ich dort eine Korrektur finde, überprüfe ich, ob auch andere Probeleser an dieser Stelle etwas auszusetzen hatten.
- Falls ja, überprüfe ich, ob sie denselben Verbesserungsvorschlag gemacht haben.
- Falls ja
- werde ich den Vorschlag höchstwahrscheinlich annehmen, überlege aber trotzdem zuerst, ob mir noch eine bessere Lösung einfällt.
- Falls nein
- überlege ich zuerst, ob mir eine bessere Lösung einfällt.
- überprüfe ich, welche der Lösungen mir am besten gefällt und werde die Stelle höchstwahrscheinlich ändern.
- Falls ja
- Falls nein, überprüfe ich, ob andere Probeleser in der Nähe dieser Stelle etwas auszusetzen hatten.
- Falls ja
- überprüfe ich, ob es Sinn macht, vielleicht den ganzen Absatz/Abschnitt zu überarbeiten.
- Falls nein
- überlege ich, ob mir eine bessere Lösung einfällt.
- entscheide ich, ob ich überhaupt etwas ändere und wenn ja, wie.
- Falls ja
Natürlich endet die Korrektur, wenn der Text zu Ende ist.
Rechtschreibung und Grammatik
Schon wieder? Jipp. Jetzt ganz besonders! Wenn alles gut geht, dann möchtest du, dass dein Manuskript in der nächsten Runde fertig wird. Das heißt, du solltest alle Rechtschreibkorrekturen und Grammatikprüfprogramme über dein Manuskript laufen lassen, die du finden kannst. Erst danach solltest du dein Manuskript erneut an (neue) Probeleser schicken. Denn Programme sind leider nicht fehlerfrei und am Ende braucht es meistens ein menschliches Auge, um wirklich alle Fehlerchen zu finden. Also, lieber jetzt prüfen, als nachträglich vielleicht sogar wieder Fehler einzubauen.
Fertig
Wenn du auch hier wieder „Fertig!“ rufen kannst, dürften deine Hormone in Höhenflüge geraten, denn du bist (im besten Fall) nur noch eine Korrektur vom Anschreiben an den Verlag entfernt.
Jetzt geht dein Manuskript also ein zweites Mal an die Probeleser. Während du darauf wartest, es zurückzubekommen, solltest du dir schon einmal Verlage raussuchen (s.u.), die du anschreiben möchtest, und lernen ein Exposé zu schreiben.
Natürlich kannst du auch diesmal schon während der eigentlichen Korrektur dein Ergebnis, kapitelweise, an die Probeleser schicken.
Diskussion
Wie pflegst du deine Probeleserkorrekturen ein? Wonach entscheidest du, welche Änderungen du übernimmst? Was ist dein bester Tipp um Fehler ausfindig zu machen?
Teaser
Ich hab im Augenblick eine ziemlich große Serie in der Mache. Dazu gehört unter Anderem ein Artikel darüber, wie du dir einen Verlag aussuchst, wie du ein Exposé schreibst und noch vieles mehr. Du darfst also gespannt sein, denn wahrscheinlich, wenn ich mich ganz doll anstrenge, geht es nächste Woche schon damit los. Allerdings steckt da eine riesige Menge an Recherchearbeit dahinter (ich bin jetzt schon ein paar Wochen dran) und immer wenn ich denke an alles gedacht zu haben, tun sich ganz neue Abgründe auf, deshalb möchte ich nichts versprechen.