Sie sind überall! Sie lauern in Filmen, in Büchern, in den Kaffee-Kränzchen-Erzählungen deiner Tante Frida. Sie sitzen in der U-Bahn, im Park und in der Badewanne. Sie tanzen über deinen Bildschirm, singen dir unter der Dusche ins Ohr, verstecken sich unter dem heruntergefallenen Marmeladenbrot und springen dich frech von der Seite an, wenn du sie am wenigsten erwartest.
Ich rede von …
Plotbunnys! Manche nennen sie auch ganz profan: Ideen.
Dabei müssen sie nicht zwangsweise zu deinem aktuellen Projekt gehören und ganz genau da liegt der Hund im Pfeffer oder die Pfanne im Graben … du weißt, was ich meine.
Denn Ideen warten nicht darauf, bis „die richtige Zeit“ gekommen ist. Sie tauchen unerwartet auf und passen wahrscheinlich zu gar nichts.
Deshalb gibt es Notizbücher
Ich weiß, ich weiß, Steven King benutzt keins, denn „Was du nicht von alleine behältst, ist es nicht wert aufgeschrieben zu werden.“
Ha! Von wegen!
Ich hab schon mehr als einmal erlebt, dass mir „die Lösung zu dem riesigen, unlösbaren Plotloch“ mitten in der Nacht eingefallen ist und der einzige Grund, weshalb ich sie am nächsten Morgen wiederfinden konnte, war der Notizblock neben meinem Bett und die krakligen, kaum zu entziffernden Zeilen darauf.
Also, halten wir fest: Notizen sind nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig!
Damit stehen wir aber sofort vor einem Problem:
Wo zum Teufel hab ich mir diese geniale Idee jetzt aufgeschrieben?
Ein Bulletjournal ist ein Anfang, denn durch den Index und ein paar farbige Markierungen wird es leicht, alle wichtigen Dinge wiederzufinden. Aber spätestens nach Bulletjournal #7 wird es irgendwann umständlich, immer genau die richtigen Notizen (die auch noch zusammengehören) wiederzufinden.
Deshalb existieren meine Geschichten-Notizen mittlerweile digital.
Anmerkung: Für das aktuelle Haupt-Projekt (siehe unten) gibt es häufig auch noch Notizen im aktuellen Bulletjournal oder in einem eigenen kleinen DIN-A5-Heft. Aber nur für Zeichnungen oder andere Dinge, die sich besser mit der Hand erledigen lassen.
„Meine Buch Ideen“
So heißt die zugehörige Scrivener-Datei, in der ich alle meine Ideen für neue Geschichten sammle. Nicht sehr innovativ, aber passend 😉
Und ja, es ist Scrivener in dem ich sammle und keine Notiz-App.
Mit Notiz-Apps hab ich es schon ein paar mal probiert, aber Fakt ist, dass ich in Scrivener schreibe (was ich aus vielen unterschiedlichen Gründen liebe) und deshalb landen meine Geschichten-Ideen mittlerweile auch in einer Scrivener-Datei, die extra dafür gedacht ist (warum das praktisch ist? Siehe weiter unten 😉 ).
Alles an einem Ort!
Das Wichtigste ist, dass hier jeder noch so kleine Ideen-Schnipsel landen muss, denn sonst sitze ich irgendwann doch wieder da und suche mich dusselig.
Außerdem darf hier wirklich alles rein. Jede noch so verrückte Idee. Auch solche, von denen ich überzeugt bin, dass ich sie niemals als fertige Geschichte aufschreiben werde.
Denn es geht nicht in erster Linie darum, Geschichten zu schreiben, sondern darum, mein Kreatives Ich zu beruhigen, damit es sich wieder um die aktuelle Geschichte kümmern kann.
Nichts ist irritierender als ein nervöses Plotbunny, das in meinem Kopf herumspringt und Angst davor hat, vergessen zu werden. Es erinnert mich zu den unmöglichsten Zeiten daran, dass es existiert und was für wundervolle Glitzerfunkeldinge es sonst noch mit sich bringt.
Deshalb kommen alle Ideen in diese Datei. Egal wie groß oder klein sie sind, wie wichtig oder unwichtig sie auch auf den ersten Blick scheinen mögen. Sie werden gesammelt, und verlieren so ihre Macht über mich. Weil sie sicher sein können, dass sie nicht verloren gehen können, werden sie zahm und friedlich und warten geduldig auf ihre Zeit, die sicher irgendwann kommen wird. Manchmal lassen sie sich sogar häuslich nieder und gründen eine Familie mit vielen kleinen Plotbunnykindern.
Es ist faszinierend zu sehen, was da alles wachsen kann.
Um es trotz der Füllen an Plotbunny-Glitzerfunkelideen übersichtlich zu halten, gibt es verschiedene Ordner.
Ordnung halten:
Wenn sich so viele Ideen tummeln, ist es natürlich wichtig, Ordnung zu halten, deshalb gibt es verschiedene Ordner und Unterordner.
1. Genre-Ordner
Für jedes Genre gibt es einen eigenen Ordner (Genre-Ordner). Ja, auch für Genres, die ich höchstwahrscheinlich niemals schreiben werde.
Aber der Grund für diese Ideen-Datei ist ja, dass mein Unterbewusstsein beruhigt ist und weiß „Hey, ich brauche nicht weiter über Idee xy nachzudenken, denn ich weiß ja, dass sie ‚da‘ steht.“
Deshalb muss hier wirklich ALLES rein.
Dabei ist in manchen Ordnern fast gar nichts drin, andere sind zum Bersten voll. Hauptsache, es gibt einen Ort für alles.
Welche Ordner gibt es und was ist drin?
2. Ideen-Ordner
In diesen Ordner kommen winzige Schnipsel, die wirklich nirgendwo dazu gehören. Das können kleine Szenen sein, einzelne Sätze, Charaktereigenschaften oder eine super kurze Plotzusammenfassung. Einfach alles.
Aber sobald etwas mehr als ein nur ein „Scrivening“ ist, bekommt es einen eigenen Projekt-Ordner innerhalb des zugehörigen Genre-Ordners.
Anmerkung: Ein Scrivening ist so eine Art Szene, aber kleiner und undefinierter, weil es eben noch keine vollständigen Szenen sein muss.
3. Projekt-Ordner
Wie gesagt gibt es für alle möglichen Genres einen eigenen Genre-Ordnern. Und in jedem Genre-Ordner gibt es wiederum einen Unterordner für jede Idee (Projekt-Ordner).
Auch hier gibt es massive Unterschiede. Manche Projekt-Ordner enthalten nur zwei kleine Szenenschnipsel, andere enthalten einen fast vollständigen Plot oder ausgefeilte Charakter-Entwicklungen. Das hängt ganz davon ab, wie weit die Idee in meinem Kopf bereits ausgereift ist.
Hier kommt einfach rein, was auch immer notwendig ist, um mein kreatives Ich und das jeweilige Plotbunny zu beruhigen, damit ich mich wieder auf das aktuelle Projekt konzentrieren kann.
Dabei fangen die meisten Ordner klein und beschaulich an und wachsen mit der Zeit (aber sehr sporadisch) weiter. Eben immer dann, wenn mich die Idee wieder mit einem neuen Schnipsel anspringt.
Grün markiert sind in dem Bild übrigens aktive Projekte, die ich (noch) nicht gelöscht habe, gelb markiert sind Projekte, die so weit fortgeschritten sind, dass sie sich dafür eignen, ein aktives Projekt zu werden (was aber nicht bedeutet, dass sie wirklich als Nächstes dran kommen).
4. Schnipsel/Müll Ordner
Manchmal wachse ich aus einer Idee heraus, finde sie nachträglich langweilig oder weiß nicht mehr, was mir an ihr gefallen hat. Dann will ich sie aus den entsprechenden Projekt-Ordner aus den Genre-Ordnern entfernen, habe aber häufig noch nicht das Herz, sie zu löschen.
Für diesen Fall gibt es eben den Müll-Ordner. Entweder, bis ich es schaffe, sie endgültig zu löschen oder bis sie mir doch wieder gefällt und ich sie erneut ans Licht hole. (*pssst* ist beides noch nicht passiert ;-))
Ideen-Bezeichnungen
Sobald ich einen Projekt-Ordner erstelle (und eigentlich auch schon, wenn er ein Schnipsel im Ideen-Ordner ist) bekommt er eine sprechende Überschrift. Die muss explizit nicht sinnvoll für einen Außenstehenden sein. Hauptsache, ich weiß hinterher (hoffentlich auf einen Blick) was ich damit gemeint habe und was sich in dem Ordner verbirgt.
Vor allem bei älteren Ideen wird das schwierig. Deshalb versuche ich, möglichst deutlich zu sein. Aber selbst, wenn etwas nur im Augenblick offensichtlich erscheint, ist das kein Problem, schließlich muss ich nur kurz in den Projekt-Ordner reinschauen, um wieder zu wissen, was das für eine Idee ist.
Icons/Smileys nutzen
Wie du an den kleinen Screenshots siehst, die ich hier in den Artikel eingebaut habe, benutze ich gerne Smileys, um meinen Projekten zusätzlich Bedeutung zu geben. So weiß ich auf einen Blick, was für eine Stimmung die Geschichte haben soll und selbst, wenn die Bezeichnung mir nichts mehr sagt, weist mich das Bildchen wenigstens in die richtige Richtung, ohne, dass ich überhaupt in die Dateien hinein klicken muss.
Neues Projekt starten
Wenn ein Ideen-Ordner immer voller wird und ich das Gefühl habe: Ja, jetzt will ich ein aktives Projekt daraus machen, erstelle ich eine neue Scrivener Datei.
Und das ist genau der Grund, weshalb ich meine Geschichten-Ideen auch in Scrivener sammle. Denn wenn ich jetzt eine neue Datei erstelle, markiere ich lediglich die Szenen in der Ideen-Datei und ziehe sie einfach mit der Maus in die neue Datei rüber!
Dabei geht nichts verloren. Im Gegenteil, Notizen, Status etc. alles bleibt erhalten.
Das heißt, Scrivener ist nicht nur übersichtlich, weil es genau dafür konzipiert ist (zum Geschichten-Schreiben), sondern es ist auch super einfach, ein aktives Projekt aus den Ideen zu machen, ohne Umformatierungsorgien zu starten oder Angst haben zu müssen, dass irgendetwas verloren geht.
Super praktisch. Super simpel.
Und ich kann gleich in meine Geschichte starten.
Ein einziger Nachteil:
Ich will mich nicht von meinem aktuellen Projekt ablenken lassen.Der größte Vorteil ist gleichzeitig auch der einzige Nachteil bei dieser Scrivener-Funktion. Gerade weil es so einfach ist, aus einer Idee ein neues Projekt zu machen, kann es leicht passieren, dass plötzlich jede Menge neue Projekte aus dem Boden sprießen und das ist ja eigentlich genau das, was ich mit der Ideen-Sammlungs-Datei vermeiden möchte.
Deshalb gibt es ein paar sehr eindeutige Regeln, die ich befolge, jedes Mal, bevor ich mir selbst erlaube, ein aktives Projekt zu erstellen.1. Nur ein Hauptprojekt
Es darf zu jedem Zeitpunkt nur ein Hauptprojekt geben.
Das ist das Projekt, an dem ich mit maximaler Hingabe arbeite und das als Nächstes fertig werden soll.)
2. Maximal drei „aktive“ Projekte
Es darf zu keinem Zeitpunkt mehr als 3 aktive Projekte geben.
Drei ist die absolute Obergrenze. Ein Schreibprojekt erfordert viel Konzentration, Zeit und Aufmerksamkeit. Deshalb wird es in den allermeisten Fällen nur ein aktives Projekt geben (das Hauptprojekt) und vielleicht ein Nebenprojekt, das als Nächstes zum Hauptprojekt werden soll.
Die Zahl 3 ist also extrem hoch gegriffen und existiert nur, um mein Unterbewusstsein zu beruhigen.
Ein Nebenprojekt starte ich nur dann (vor Beendigung des aktuellen Hauptprojekts), wenn mich eine Idee wirklich gar nicht in Ruhe lassen will und immer wieder neue Ideenfunken auftauchen, die dazu gehören und aufgeschrieben werden wollen.
Aber das eigene Scrivener-Projekt versuche ich erst einmal zu vermeiden und sammle stattdessen solange wie möglich nur innerhalb der Srivener-Ideen-Datei.
An den Nebenprojekten darf ich nur dann arbeiten, wenn die Arbeit am Hauptprojekt bereits erledigt ist (sonst wäre es schließlich kein Hauptprojekt mehr 😉 ).
Gerade weil die Zahl der aktiven Projekte so klein ist, muss ich mir sehr gut überlegen, welche Idee ich denn als nächstes „befördere“.
Das ist aber gar nicht so einfach. Denn natürlich liebe ich alle meine Ideen, deshalb sind sie ja überhaupt in dieser Ideen-Datei gelandet. Und deshalb haben einige von diesen Ideen sogar ganze Ordner, die mit allem gefüllt sind, was mich an ihnen fasziniert.
Deshalb muss ich unbedingt …
3. Die richtige Idee wählen
Wie das funktioniert, kann ich nicht in zwei Sätzen erklären und dieser Artikel ist schon lang genug. Deshalb habe ich etwas viel Besseres für dich: einen eigenen Mini-Kurs zum Thema: „Die richtige Idee wählen“.
Wenn du also mehr als eine hast und wissen möchtest, welche Idee du als Nächstes umsetzen sollst oder wie du deine Idee verbessern kannst, damit du deine Geschichte auch tatsächlich zu Ende schreibst, dann melde dich hier an und ich sag dir Bescheid, sobald der kostenlose Video-Kurs nächste Woche online geht.
Achtung! Den Kurs gibt es nur für kurze Zeit!
Paula New meint
Vielen Dank, für diesen Super-Tipp. Genau so etwas habe ich gebraucht. Bei mir kommt es nämlich ziemlich häufig vor, dass ich einfach das Hauptprojekt links liegen lassen und mich einem anderen Projekt zuwende. Das ist ziemlich doof und ich versuche auch es zu vermeiden, aber klappen tut es nicht immer. Aber dank deines Super-Tipps, wird das hoffentlich nicht mehr passieren.
Schönes Wochenende noch,
Paula New
Grit Stange meint
Gute Tipps – schön zusammengefasst. Es soll ja Plotbunnys geben, die nur so tun als ob und einen nur ablenken wollen, indem sie so tun, als wären sie viel besser als das aktuelle Projekt, an dem man sich gerade abmüht. Deshalb ist es gut, sie irgendwohin zu sperren, wo sie nicht weg können, einen aber auch nicht dazu bringen, das aktuelle Projekt schleifen zu lassen oder gar aufzugeben.
Eine Idee, die mich anspringt – natürlich im unmöglichsten Moment, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, wird mit der Diktiergerät-Funktion des Handys in Kürzestform festgehalten, damit sie nicht verschwindet, bevor ich sie notieren kann.
Ich habe festgestellt, dass ich mir Ideen besser merken kann, wenn ich sie handschriftlich notiert und nicht getippt habe. Deshalb zwei große Notizbücher, eines zum aktuellen Projekt und eines für alle anderen Ideen, Formulierungen usw. Einen Ideenordner am PC habe ich auch. Muss ich mal wieder extern sichern, falls die Technik mal versagt.
Liebe Grüße von turbo
Jacky meint
Ich mag handschriftliche Notizen auch sehr, vor allem, wenn es ans Zeichnen geht. Hast du ein System, um dabei schnell wiederzufinden, was du gerade suchst?
Ganz liebe Grüße
Jacky
Janna meint
Liebe Jacky, ich habe früher immer einzelne Word-Dateien im „Schnipsel-Ordner“ gehabt. Auch deine Scrivener Idee ist klasse. Je älter man wird (und ich bin wahrscheinlich älter als die meisten deiner „Follower“), desdo häufiger hat man aber schon seinen Lpatop gewechselt, eine neue extrene Festplatte angeschafft (meine erste ist noch so groß wie ein 50er Jahre Transisterradio und enthält Dateien, die ich längst nicht mehr aufbekomme, weil kein System das Format mehr lesen kann).
Deswegen habe ich one-note i.V. mit der Cloud von Microsoft vor vielen Jahren eingeführt. Für Datenschützer ein rotes Tuch – zu Recht -, aber seitdem ist jeder Laptopwechsel kein Problem mehr, ich bin nicht auf die technische Lesbarkeit meiner externe Festplatten angewiesen, und ich habe es auch noch als App auf dem Handy – also auch Handywechsel kein Problem.
Und mit One-note kann man exakt nach dem gleichen System ordnen wie in Srivener – lediglich die Icons fehlen, die ich in der Tat auch gern nutze…
Liebe Grße an alle Plotbunny-Sammler (Jacky, super Name, habe ich sofor übernommen!).
Janna
Jacky meint
Hi Janna,
schön, dass du ein System gefunden hast, das für dich funktioniert.
Genau aus dem Grund der Portabilität speichere ich meine Scrivener-Datei gerne auch in Dropbox.
Außerdem probiere ich zur Zeit ein wenig mit Notizprogrammen herum, eben wegen der „Zukunftssicherheit“. Da gibt es ja so einige Möglichkeiten. Lediglich das „einfach rüberziehen in die aktive Scrivener-Datei“ werde ich wahrscheinlich immer vermissen
Aber wer weiß, welche Schreibprogramme es in der Zukunft geben wird. Ich bin sehr gespannt.
Ganz liebe Grüße
Jacky