Da ich es nicht geschafft habe, alles, was ich bei 12in12 gelernt habe, in einen einzigen Artikel zu packen, ist das hier mein erster (kleiner) Versuch, ein bisschen davon nachzuholen.
Wenn du an Schreibwerkzeuge denkst, was kommt dir dann als erstes in den Sinn?
Wahrscheinlich Schreibprogramme (wie Scrivener oder Scapple), vielleicht auch technische Dinge wie Laptops oder Tastaturen, oder ganz oldschool Stifte bzw. Notizbücher.
Aber ich möchte heute von einem ganz anderen Werkzeug sprechen, nämlich von meinem Schreibtagebuch, das mir im letzten Jahr sehr gute Dienste geleistet hat.
Warum ein Tagebuch?
Das hat drei große Gründe.
Erstens ist es ein Time-Logbuch. Denn für mein Projekt im letzten Jahr wollte ich herausfinden, wie lange ich für welchen Schritt genau brauche. Der Versuch, mir das „einfach zu merken“ ist kläglich gescheitert ^^;
Zweitens dient es als ein Erfolgs- und Motivations-Tagebuch. Denn dadurch, dass ich jeden Tag aufschreibe, was ich gemacht habe, kann ich zurückblättern und sehen, dass ich (wahrscheinlich) wesentlich mehr geschafft habe, als mein Unterbewusstsein behauptet.
Und drittens merke ich mir so die vielen kleinen Tipps und Tricks, die ich auf meinem Weg zum Schriftsteller-Werden gelernt habe 8)
Der letzte Punkt wirkt sogar doppelt, wenn es gerade mal nicht so gut läuft. Denn entweder kann das Tagebuch bei der Lösung des aktuellen Problems helfen, oder es zeigt mir zumindest: Hey, du hast schon ganz andere Sachen gemeistert „das hier“ packst du auch.
Wie sieht mein Tagebuch aus?
Ich habe mich für eine digitale Version entschieden, weil die einfach durchsuchbar ist und ich sie überall dabei habe. Das heißt, ich benutze ein schlichtes Notizbuch in Evernote.
Dort lege ich für jeden Tag eine eigene Notiz an. Dabei ist der Aufbau immer der gleiche.
Was steht drin?
1. Das Datum
Damit sich das ganze einfach sortieren und wiederfinden lässt, befindet sich das Datum samt Wochentag im Titel:
2017 – 02 – 03. Februar, Freitag
[Jahreszahl] – [Monatszahl mit führender Null] – [Tageszahl mit führender Null]
2. Wie war’s?
Als Erstes schreibe ich in die Notiz einen kurzen Satz, wie es gelaufen ist. Dieser Teil ist optional, aber rückblickend häufig auch am interessantesten. Wenn mir aber „nichts besonderes“ einfällt, lasse ich ihn eben weg.
Wenn es mehrere Einträge für diesen Tag gibt, trenne ich sie übrigens mit einem horizontalen Strich und versuche, auch die Uhrzeit dazuzuschreiben.
3. Probleme/Lösungen
Falls Probleme aufgetaucht sind, dann schreibe ich sie hin. Meistens direkt in Verbindung mit einem Lösungsansatz. Das kann etwas sein, was direkt funktioniert hat oder etwas, das ich am nächsten Tag ausprobieren möchte. In diesem Fall kopiere ich es gleich in den Eintrag vom nächsten Tag hinein, damit ich es nicht vergesse.
Wenn ich etwas gefunden habe, was besonders gut funktioniert, dann kennzeichne ich es mit „LessonsLearned“, das ist ein Begriff, den ich sonst nie verwende und deshalb kann ich die entsprechenden Stellen mit der Suchfunktion besonders leicht wiederfinden.
4. Statistik
Ich schreibe mir am Ende des Tages auf, wie viel ich geschrieben bzw. korrigiert habe. Da ich Scrivener verwende, zeigt der mir natürlich auch die „Wortzahl der aktuellen Sitzung“ an, allerdings öffne ich das Programm manchmal mehr als einmal am Tag und um auf Nummer sicher zu gehen, schreibe ich einfach die Gesamt-Wortzahl des Projekts auf.
Gestern gesamt: 9.000
Heute gesamt: 12.100
Neu geschrieben: 3.100 (gestern: 2.700)
Wenn ich an einem Tag auch korrigiert habe, kopiere ich diesen Block und ersetze „geschrieben“ durch „korrigiert“.
Manchmal mache ich mir die Mühe, die Wortzahlen nach Excel zu übertragen, um zu sehen, wie es über den Monat hinweg gelaufen ist. Aber meistens flippe ich dazu nur durch meine Tagebucheinträge und mache mir ein mentales Bild.
Ja, ich könnte auch gleich in eine Excel-Tabelle schreiben, aber mir gefällt es, dass ich bei meiner Methode ausführliche Notizen schreiben kann, ohne mich von kleinen Tabellenfeldern einengen zu lassen.
Was habe ich davon?
Erstens natürlich einen Überblick darüber wann ich wie viel geschafft habe. Aber auch gleichzeitig eine Idee, warum es an manchen Tagen besser geklappt hat als an anderen.
Außerdem bekomme ich mit der Zeit eine schicke Sammlung all der Dinge, die ich gelernt habe und die mir bei „der nächsten Runde“ behilflich sein können. (Die werden übrigens noch mal in eine spezielle LessonsLearned-Notiz exportiert, um alles an einem Fleck zu haben.)
Zu guter Letzt finde ich mein Tagebuch einfach nur spannend. Denn besonders am Anfang eines Projekts landen häufig auch Plotprobleme im Tagebuch und es macht einfach Spaß, zurückzublättern und zu sehen, wie sehr manche Ideen sich verändert und entwickelt haben.
Fazit
Ich liebe mein Schreibtagebuch und möchte gar nicht mehr ohne. Wie geht es dir?
Hast du schon eins? Wenn ja, wie sieht es aus und was schreibst du rein?
Wenn du noch keins hast, dann versuch doch mal ein eigenes Schreibtagebuch/Erfolgstagebuch zu führen, um dich selbst zu motivieren und deinen Lernprozess zu optimieren. Dann kannst du ja zurückkommen und berichten wie/ob es dir geholfen hat.
Ich wünsche dir jede Menge Spaß dabei 🙂
Lana meint
Hallo Jacky.
Ich führe seit dem 1.1.17 ein Schreibtagebuch. Meins ist in Papierformat bzw. Ein docker Din a 3 ringblock. Ich benutze ihn als Tagebuch (was habe ich heute geschafft?), als Statistik (wortzahlenticker), zum plotten, Ideen behalten, den „Flow“ besänftigen, nachlesen und motivieren.
Es gibt noch viel mehr Dinge, die man mit so einem Schreibtagebuch machen kann und ich bin gespannt, was mir für dieses Jahr noch so alles einfällt.
Lg Lana
rita. meint
liebe jacky,
ich habe mal ein tagebuch in excel geführt (Kapitel/Szene, Titel/was, erstellt am, bearbeitet am, Wörter, Seiten, Anz. Stunden). Zuunterst gabs dann auch noch Anmerkungen (Kapitel planen, Umstellen/Ausbauen, Anpassen, etc.) der Vorteil war, dass die Wortanzahl sowie die Anzahl Stunden sofort aufaddiert werden. damals schrieb ich noch alles in Word.
ich zog die sache immerhin ein gutes jahr durch – dann kam Scrivener und mir wurde das aufdatieren schlicht zuviel (nochmals 15 minuten am rechner).
wer weiss, vielleicht fasse ich mir ein herz und probiere etwas ähnliches aus, wie du es gezeigt hast. danke für die inspiration.
schönes wochenende
rita.
Katharina meint
Hallo Jacky,
bei dir hört sich das immer alles so schön einfach an, dass ich immer direkt damit beginnen will, deine Tipps umzusetzen. Ich muss zur Zeit sehr viel für die Uni lernen und überlege sogar, ob mir der Tipp mit dem Schreibtagebuch nicht auch als Lerntagebuch helfen könnte, den Überblick über den Lernerfolg zu behalten!
Jedenfalls ist es echt einer Überlegung wert, um sich selbst den Prozess und das Geschaffte vor Augen zu führen. Ich kenne es nur zu gut, dass man unterbewusst gar nicht realisiert, was man schon alles „gepackt“ hat. Vielen Dank für die tolle Idee 🙂
Sanne meint
Hallo,
hier möchte ich mich auch zu Wort melden, denn seit ca. 10 Tagen benutze ich auch ein Schreib-Wörterbuch. Ich benutze eine kostenlose App die „Write-o-meter“ heißt.
In dieser App kann man verschiedene Projekte anlegen und ihnen Ziele und Daten zuweisen. Eins meiner aktuellen Ziele ist meine Doktorarbeit mit ca. 50000 Worten bis zum Oktober 2019 – also abgespeichert. Dann kannst du dir ein tägliches Schreibziel setzen, woran dich die App auch erinnert. „Heut schon 300 Wörter für Diss geschrieben?“ ^_^
Jeden Tag logge ich also meine geschriebenen Worte ein, inklusive der Dauer des Schreibprozesses, der Uhrzeit und einer kurzen Notiz wie es gelaufen ist oder was ich gemacht hab. Für besonders gute Sitzungen kann man sich auch sog. „Guavas“ verdienen, die einem dann die Erlaubnis geben, etwas angenehmes zu tun. 1 Guava = Spaziergang mit dem Hund. =)
Außerdem bietet sie natürlich auch eine Statistik, in der man die Tage im Vergleich hat, mit Wortanzahl und wie es einem ging usw.
Ich muss sagen, dass sich mein Schreibverhalten seit dem Tagebuch deutlich verändert hat. Ich schreibe mittlerweile nicht nur regelmäßig für meine beiden Projekte, sondern vor allem schreibe ich jetzt regelmäßig mehr. Es spornt mich an, mehr Wörter zu tippen oder noch 50 Worte mehr zu schreiben, um noch eine Guava zu verdienen ^_^“
Mein Lieblingstool an der App ist aber folgende: Auf der Hauptseite des jeweiligen Projektes, sagt sie dir, wieviele Wörter du täglich schreiben müsstest, um bis zu deinem Termin fertig zu werden (Bei der Diss momentan nur 43 Wörter – lachhaft) und sie rechnet dir auch aus, wann du bei deinem aktuellen Tempo fertig sein könntest! (Wieder die Diss als Beispiel: März 2018!) Ich liebe die Vorstellung, bereits in knapp 14 Monaten meinen Text stehen zu haben und genug Zeit für Kontrolle und Lektorat über zu haben.. <3
Und nun genug Werbung gemacht und ein kurzes Fazit:
Seit ich ein Schreibtagebuch führe, sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels. Ich habe auf einmal das Gefühl. dass alle meine Projekte schaffbar sind. Und das ist schon die halbe Miete. Keine Zweifel mehr, dass man niemals 50 000 Wörter schreiben könnte. nein.. Jeden Tag 50 Wörter – Ein Kinderspiel.
Man gewöhnt sich selbst ein besseres Schreibverhalten an und eine Routine, die ich bereits nach 10 Tagen spüre..
Ganz liebe Grüße und auf ein kreatives Schaffens-Jahr 2017!
Sanne
Anika meint
GROßARTIGER Tipp!
Vielen Dank!
Das motiviert mich gerade zum Schreibtagebuch, denn ich hab das Gefühl, dass es so kein bisschen anstrengend oder zum Zeitfresser wird.
Viele Grüße an Dr. Sanne 😉
Anika
Kimiko meint
Kann ich nur zustimmen.
Die App ist echt klasse und motiviert richtig.
Zudem hab ich sie immer dabei (Am Handy) und es ist einfach etwas einzutragen.
Finde ich fast einfacher als ein Tagebuch auf Word anzulegen.
Da hat mir bisher immer die Motivation gefehlt ^^
LG Kimiko
Ann Cathrin meint
Die App ist wirklich klasse. Leider konnte ich mir sie nur auf dem Rechner ansehen, da es eine reine Android-App ist. Gibt es da auch ein Äquivalent für IOS von Apple?
Jacky meint
Hi Ann,
ich hab mal nachgeschaut, die App scheint es tatsächlich nur für Android zu geben.
Ich behelfe mich im Augenblick mit einer Excel-Tabelle, die macht schicke Balkendiagramme und motiviert genauso 🙂
Liebe Grüße
Jacky
Ann Cathrin meint
Ich habe ein bisschen geforscht und drei Apps für Apple gefunden.
Optisch gefällt mir „Word Count Dashboard“ am besten, zumal es auch eine Version für den Mac gibt. Leider synchronisiert sich die App nicht auf unterschiedlichen Geräten.
Dann gibt es noch“Word Keeper“. Dort werden die Einträge über einen Server synchronisiert. Ist allerdings eine reine IOS-App.
„Wordly“ ist auch rein IOS. Die App ist jedoch mehr zur Aufzeichnung von Schreibsessions geeignet. Sie hat zwar eine ausführliche Statistik, zeigt aber keine Deadlines an.
Für ein Schreibtagebuch eignet sich die App „Simplenote“ auch sehr gut. Im Gegensatz zu „Evernote“ ist sie auf sämtlichen Geräten kostenfrei. Gibt es für alle Plattformen – Windows, Android, Mac OS und IOS – und synchronisiert sich über einen externen Server, der auch die Möglichkeit bietet, seine Aufzeichnungen zu exportieren.
Jacky meint
Cool, vielen Dank für den Hinweis 🙂
Sandra meint
Danke für diesen Tipp. Das ist wirklich eine sehr gute Idee. Evernote kannte ich noch nicht. Hab es mir gerade runtergeladen. Das ist wirklich prima für so ein Schreibtagebuch.
Ich kann dir auf jeden Fall nur zustimmen, wenn es darum geht, dass man sich auch das bereits Geschaffte vor Augen führen soll. Wenn man immer nur den Berg vor sich sieht, aber niemals den Weg, den man bereits zurückgelegt hat, kann das demotivierend sein. Wenn man sich aber für jeden geschafften Meilenstein feiert und auch anderen immer mal wieder mitteilen kann, was man schon alles so geschafft hat, erscheint das Ziel erreichbarer.
Mich hast du gepackt! Ich bin jetzt Schreibtagebuch-Führer 🙂
Nina meint
Hallo Jacky,
gerade das „lessons learned“ Prinzip habe ich schon eine Weile lang von dir übernommen und es ist super hilfreich! Vielen Dank für die Idee!
Es wäre super, wenn du in deinen Blogartikeln das Thema Veröffentlichtung als Selfpublisher aufgreifen könntest – woher du deine Lektorin hast, wie das mit der korrekten Textstetzung funktioniert, ob du ein extra Korrektorat hast oder ob das die Lektorin übernimmt … all diese kleinen verwirrenden Schritte von „da ist ein Text von mir“ zu „jetzt ist er als Buch da“, von denen der self-publisher-Anfänger keine Ahnung hat.
Das aber nur als Anregung und Wunsch – ich freu mich so oder so auf deine Newsletter & Blogartikel und bin gespannt, wie es bei dir weiter geht!
Alles Liebe
Nina
Martina Meininger meint
Hallo Jacky,
ich habe ebenfalls Evernote auf meinem Handy. Allerdings nutze ich es zurzeit einzig und alleine zum Ideen zu sammeln oder ganze Textpassagen zu notieren, wenn sie in dem Moment durch meinen Kopf schießen.
Allerdings ist ein Schreib Tagebuch hinsichtlich meiner Schreib Fortschritte vielleicht keine so schlechte Idee! Ich werde es direkt mal umsetzten!
Liebe grüße Martina
Kristin meint
Hallo Jacky,
ich bin vor kurzem auf deinen Blog gestoßen und lese seitdem begeistert! Ich habe mein Tagebuch erst seit gestern ;-), aber schon zwei Einträge (heute&gestern). Ich schreibe hinein,
– wie es gelaufen ist
– was ich geschafft/nicht geschafft habe
– was mein längerfristiges Ziel für die nächsten Wochen ist
– was mein Ziel für „nächstes Mal schreiben“ ist
– welche Tipps/Tricks ich für mich selbst gefunden habe
– welche Tipps/Tricks ich von anderen (z.B. auch aus deinem Blog;-)) ausprobiert habe und ob sie funktioniert haben
Ich hoffe, dass ich das durchziehen kann, jedes Mal einen Eintrag zu machen! :-))
Schreib auf jeden Fall weiter, Jacky! Deine Einträge helfen mir meistens sehr!
Liebe Grüße Kristin