Ich hab mich ja im letzten Dezember eine ganze Weile mit den Einsendungen zu unserem Weihnachtswettbewerb beschäftigt. Hier mein Fazit zum Thema: Was würde ich bei einer Einsendung zu einem Wettbewerb beachten?
1. Ganz wichtig: ein interessanter erster Satz.
Erste Sätze sind immer wichtig. Aber wenn ein Juror im Rahmen eines Wettbewerbs (gefühlt) siebenhundertzweiundfünzig Geschichten lesen muss, dann muss der erste Satz ganz besonders interessant/anders/ausgefallen sein. Dazu zählt auch, dass er möglichst kurz sein sollte. Denn wenn der Kopf sowieso schon von Wörtern schwirrt, dann brauche ich etwas Kurzes, Knackiges, dass mich einsaugt ^^;
2. Nicht die erste Idee nehmen, die dir kommt
Normalerweise fällt einem das als Erstes ein, was auch allen anderen als erstes einfällt. Und dann hat der Juror da zweihundert Geschichten mit genau demselben Thema. Da muss schon ein ganz besonderer Kniff drin stecken, damit so eine Geschichte gewinnt. Oder aber du betrachtest das Thema mal von einem ganz neuen Standpunkt und schwups hast du den uh-das-ist-neu-Bonus 8)
3. Kein out-of-character-den-man-erklären-muss
Wenn Anton Bohnsack jeden Montag um 7:32Uhr aufsteht, eine Tasse Kaffee trinkt, sich ein Ei brät und dazu einen Toast isst. Dann ist das eben so. Wenn Anton Bohnsack das in deiner (Kurz-) Geschichte ausnahmsweise nicht macht. Dann ist das auch in Ordnung. Diese Tatsache darf auch gerne wichtig sein.
Ein Problem entsteht dann, wenn der Leser Anton B. am Anfang der Geschichte noch nicht kennt. Denn dann kann er auch nicht wissen, dass es „außerhalb des Charakters“ wäre, würde Anton B. um 10:50Uhr Pfannkuchen frühstücken.
Das Langweiligste auf der Welt ist es nun aber, Anton B. die Pfannkuchen essen zu lassen und im Nebensatz zu erwähnen „obwohl ich doch sonst immer um 7:32Uhr Kaffe, Ei und Toastbrot esse“. Das ist so eine … Holzhammermethode, einfach langweilig und blöd. Wie vermeidest du das?
Ganz einfach, wenn diese Tatsache wichtig genug ist, um sie dem Leser per Info-Dump um die Ohren zu schmeißen, dann wäre sie auch wichtig genug, um sie dem Leser zu zeigen! Immerhin kannst du dieses „der Leser kennt A.B. ja gar nicht“, umgehen, indem du ihn dem Leser richtig vorstellst 8)
4. Bandwurmsätze, Wortwiederholungen und Rechtschreibfehler
Bitte vermeiden ^^; Du sendest eben nicht den ersten Entwurf ein, sondern eine (mehrfach!) korrigierte Version deiner Geschichte.
5. Deine Geschichte braucht einen Sinn
Auch wenn das gewünschte Thema der Geschichte allgemein gehalten ist, so braucht deine Geschichte – wie jede andere Geschichte auch – einen interessanten Hauptcharakter, einen Konflikt – respektive Antagonisten -, einen Höhepunkt und eine Auflösung.
Du kannst nicht einfach den Konflikt weglassen oder die Auflösung, „nur“ weil es eine Kurzgeschichte ist.
6. Aktiv schreiben
Lass den Leser bei den Ereignissen dabei sein. Wenn die Geschichte lautet: Peter stolpert über einen Stein, bricht sich die Nase und läuft dann blutend die 12 Kilometer ins Krankenhaus. Dann lass den Leser aktiv dabei sein. Nicht (!) Peter erzählt, dass er sich mal die Nase gebrochen hat und dann eine endlose Strecke zum Krankenhaus latschen musste.
7. Fass dich kurz
Die Jurore müssen meistens haufenweise Geschichten lesen. Das heißt, wenn du es schaffst dich kurz zu fassen, dann werden sie sicher nicht böse sein 🙂
Diskussion
Hast du schon mal bei einem Wettbewerb gewonnen? Was würdest du sagen, warum es gerade deine Geschichte geschafft hat? Kennst du Geschichten, die bei Wettbewerbe gewonnen haben? Woran hat es deiner Meinung nach gelegen?