Wir haben schon häufig über Gewohnheiten gesprochen und wie wichtig sie sind. Heute möchte ich dir eine etwas andere To-Do-Listen-App vorstellen, die dabei hilft, neue Gewohnheiten zu etablieren: Habitica.
Spoiler: Falls du einen Accountability-Partner suchst , ist dieser Artikel vielleicht etwas für dich 😉
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Wenn es darum geht, Gewohnheiten zu bilden, musst du natürlich wissen, wann du welche Gewohnheit tatsächlich durchgeführt hast. Dafür kannst du schlicht und ergreifend dein Gehirn benutzen. Aber spätestens nach einer Woche bin ich mir nicht mehr hundertprozentig sicher, an welchem Tag ich vielleicht einen Aussetzer hatte. Deshalb gibt es „Habit-Tracker“. Die kannst du einfach auf Papier führen. Alternativ gibt es dazu zahlreiche Apps. Heute möchte ich dir in dem Zusammenhang die Internetseite Habitica.com vorstellen.
Was ist Habitica?
Das ist eine Webseite, um deine Gewohnheiten zu tracken. Allerdings verfolgt Habitica dabei einen sehr innovativen Ansatz, der „Gamification“ genannt wird. Das heißt, Habitica macht aus deinem ganz normalen Alltag und den darin enthaltenen Gewohnheiten ein Spiel. In dem du gewinnst, wenn du deine Gewohnheiten durchhältst und in dem du verlierst, wenn du deine Pflichten vernachlässigst, aber auf eine spielerisch spannende Weise und mit einer Menge Unterstützung (wenn du möchtest).
Um zu erklären, warum das so cool ist und wie dir das nützen kann, muss ich dir zuerst einen kleinen Überblick darüber verschaffen, was du auf der Seite machst und wie ihre Funktionen ineinandergreifen. Oder du kannst diesen Absatz als Sprungbrett benutzen und einfach auf Habitica gehen, um es selber herauszufinden 😎
Wie funktioniert Habitica?
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Zuerst erstellst du dir einen virtuellen Charakter, deinen Habiticaner. Dann versuchst du, diesen Avatar zu einem mächtigen Krieger/Magier/Heiler/Schurken weiterzuentwickeln.
Die Weiterentwicklung geschieht durch das Ausführen von Gewohnheiten in der realen Welt (dazu weiter unten mehr). Zur Unterstützung wirst du dabei am besten Mitglied einer Gilde und einer Partei.
Dabei besteht dein Charakter übrigens lediglich aus einem Pixelbild und sieht am Anfang wenig spektakulär aus.
Das ändert sich erst mit der Zeit, wenn dein Charakter „wächst“. Dann gewinnt er nicht nur Stärke im Kampf (siehe unten), sondern er kann auch schickere Rüstungsteile bekommen, neue Waffen, niedliche Haustiere, und mächtige Reittiere. All das spiegelt sich in deinem Avatarbild wider.
Was ist eine Gilde?
Eine Gilde ist so etwas wie ein themenspezifisches Forum. Ich habe die am Anfang größtenteils ignoriert, weil ich mich nicht ablenken lassen wollte, aber theoretisch findest du hier zu allen möglichen Themen Gleichgesinnte, die dich unterstützen.
Viel interessanter und nützlicher finde ich allerdings die Parteien.
Was ist eine Partei?
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Eine Partei ist eine Gruppe von Accountability-Partnern , die dich motivieren sollen, deine selbst ausgesuchten Gewohnheiten einzuhalten.
Dabei können die Ziele der Partei-Mitglieder vollkommen unterschiedlich sein. Vielleicht möchte der eine für sein Studium lernen, der andere eine Beförderung bekommen und der dritte ein Buch schreiben.
Es geht einzig und alleine darum, sich gegenseitig zu unterstützen und zu motivieren.
Anmerkung: Es wird nicht gern gesehen, wenn du „überall“ nach einer Partei suchst. Dafür gibt es eine spezielle Gilde. Alternativ kannst du auch selbst eine Partei gründen und nach Mitgliedern suchen.
Wie funktioniert eine Partei?
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In einer Partei kannst du gemeinsam mit anderen gegen Monster „kämpfen“.
Dafür nimmt einer von euch eine Herausforderung an. Der Gegner, dem ihr euch in dieser Quest stellt, hat eine bestimmte Anzahl an Lebenspunkten und du musst helfen, ihn zu bekämpfen , indem du reale, selbst gewählte Aktionen/Gewohnheiten/To-Dos ausführst und in deinem Profil regelmäßig abhakst.
Je mehr Leute in deiner Partei sind, desto schneller sind die Gegner besiegt und desto größer die Motivation, deine Gewohnheiten auch durchzuhalten, um die anderen nicht im Stich zu lassen.
Um das besser zu verstehen, schauen wir uns das ein bisschen genauer an.
Das „Kampfsystem“
Das ist der Teil der Seite, der dich eigentlich motivieren soll. Denn hier spielt es eine Rolle, ob du deine Gewohnheiten tatsächlich durchgeführt oder schleifen gelassen hast. Und (!) es hat Auswirkungen auf die anderen Mitglieder deiner Partei.
Aber zuerst: Was kannst du eigentlich genau tracken (und was fügt deinen „Gegnern“ Schaden zu)?
Du hast drei Möglichkeiten:
- Habits/Gewohnheiten: Das sind Dinge, die du mehrmals täglich machen (oder auch falsch machen) kannst. (z.B. Wasser trinken, Treppe statt Fahrstuhl benutzen)
- Dailies: Das sind täglich/wöchentlich/monatlich wiederkehrende To-Dos.
- To-Dos: Das sind einmalige Aufgaben, die nicht wiederkehren.
Erfolgreich erledigt?
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Wenn du einen dieser Punkte abhakst
- bekommst du Erfahrungspunkte
- erhältst du „Gold“
- kannst du „Schätze“ finden
- und du fügst einem Questboss Schaden zu.
Wenn der Gegner besiegt wird, bekommt die ganze Partei entsprechend Gold, Erfahrungspunkte und Schätze.
Klingt toll. Allerdings …
Wenn du deine Gewohnheiten versäumst
Wenn du eins der „Dailies“ nicht abhakst, dann
- erhältst du Schadenspunkte
- und verlierst Gold.
Das Interessante an der Sache ist, dass in dem Fall deine ganze Partei Schaden erhält . Deshalb ist es so wichtig, in einer aktiven Partei zu sein. Denn das Wissen, dass dein Nicht-Einhalten deiner Gewohnheiten anderen Menschen schadet, kann unheimlich motivierend sein. (Das ist ein bisschen so wie beim gemeinsamen Bäume-Pflanzen in Forest, allerdings sehr viel ausgefeilter.)
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Natürlich ist kein Mensch perfekt, um das also ein bisschen auszugleichen, sind in den meisten Parteien nicht nur Krieger und Magier, die viel Schaden austeilen und den Questboss erledigen, sondern auch Heiler, die dafür sorgen, dass alle Mitglieder am Leben bleiben.
Sollten deine Lebenspunkte trotzdem auf Null sinken, „stirbst“ du bzw. dein Habiticaner. Das heißt, du
- velierst alles Gold
- steigst ein Level ab
- und verlierst einen zufälligen Gegenstand.
Im Endeffekt ist es ein geschickt eingefädeltes System, um Accountability-Partner zusammenzubringen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Anmerkung: Wenn du krank bist o.ä., kannst du in der Taverne einchecken, dann erhältst du keinen Schaden. Und solltest du das „vorher“ nicht schaffen, kannst du deine Werte nachträglich einfach ändern.
Moment, das heißt, ich kann offiziell cheaten?
Wenn du dich ein wenig auf der Seite herumgetrieben hast, wirst du merken, dass du die Möglichkeit hast, alle deine Werte auf eine beliebige Zahl zu setzen. Diese Funktion ist offiziell dafür da, um Fehler im System auszugleichen.
Im ersten Moment hat mich das ein bisschen verwirrt, denn es bedeutet ja, du kannst einfach cheaten. Geht das nicht am Sinn der Seite vorbei?
Aber im Endeffekt, ist es völlig in Ordnung. Denn die einzige Person, die du damit veräppelst, bist du selber. Und (!) wenn cheaten dich tatsächlich dazu motiviert durchzuhalten, dann ist es ja gar kein cheaten mehr, oder?
Damit sind wir dann auch bei der eigentlich wichtigsten Frage:
Was motiviert dich bei Habitica?
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Das ist für jeden etwas anderes und du musst es für dich selbst herausfinden .
Für den einen sind es die neuen Ausrüstungsgegenstände, für andere sind es die „Haustiere“, die du finden und füttern kannst (manche sind Begleiter, auf anderen kannst du reiten). Wieder andere motiviert das Gold und vielleicht ist es für dich auch einfach „nur“ das Zusammengehörigkeitsgefühl, das in deiner Partei entsteht.
Dabei musst du am Anfang gar nicht so genau wissen, was dich später motiviert. Solange du dich darauf einlässt, findest du es mit der Zeit heraus. Und unter Umständen ändert sich deine Motivation auch mit der Zeit, wenn du nette Leute für deine Partei findest oder ein ganz besonders cooles Tier/Item, das du gerne haben möchtest.
Wichtig ist, dass du dich von Habitica am Anfang nicht überwältigen lässt. Fang einfach mit ein paar kleinen Dailies an, dann such dir eine Partei und der Rest kommt ganz von allein .
Fazit
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Als ich Habitica ausprobiert habe, bin ich damit super zurechtgekommen und habe mich schnell eingefunden. Das Einzige, was mir damals wirklich gefehlt hat, war ein „Rückblick“. Was ich damit meine, ist eine Ansicht, die mir sagt, wie lang meine „aktuelle Kette“ der jeweiligen Gewohnheit bereits anhält.
Es sieht fast so aus, als gäbe es mittlerweile dafür ein kleines Werkzeug. Es heißt Data Display Tool. Das habe ich allerdings nicht ausprobiert, deshalb kann ich nicht sagen, ob oder inwieweit es meinen Bedarf nach „Erfolgsgefühl“ erfüllt hätte.
Weil es das (zumindest damals) nicht gab, habe ich noch einige andere Habit-Tracker ausprobiert und arbeite gerade an einem Blogartikel, der sie alle sammelt 😎
Bis dahin bist du gefragt.
Jetzt du
Jetzt würde mich natürlich interessieren, ob du überhaupt Gewohnheiten hast, die du etablieren möchtest, wie die aussehen und wie du diese Gewohnheiten trackst.
Hast du ein Programm, das ich unbedingt vorstellen soll? Ich bin immer offen für Vorschläge.
Hast du Habitica schon einmal ausprobiert? Wie sind deine Erfahrungen damit? Klingt es nach etwas, das du einmal ausprobieren würdest? Wie trackst du deine Gewohnheiten?
Ich hab vor ein paar Jahren mit Habitica angefangen – hauptsächlich, weil ich in der Früh immer vergessen habe eine Tablette zu nehmen. Ich wollte auch Freunde dazu übereden, es mit mir zu „spielen“ aber leider waren sie wenig motiviert. Mir hat es zumindest mit der Tablette sehr geholfen – beim Rest (mehr und regelmäßiger schreiben) arbeite ich noch.