In kurz heißt das:
freier Kopf + ruhige Umgebung = Schreibvakuum
Oder als Satz:
Sei vorbereitet, schieb alles andere zur Seite und schütze dich mit aller Macht gegen Ablenkungen jeder Art.
Denn …
Du kennst das bestimmt auch: Du hast Zeit, dein Computer läuft und du willst eigentlich schreiben, aber irgendwie klappt es nicht.
Du landest auf Facebook, in deinem Posteingang oder versackst irgendwo im Internet, ohne dass du genau sagen könntest, was du in den letzten Minuten (oder im schlimmsten Fall Stunden) gemacht hast. Bis du feststellst, dass deine „freie“ Zeit schon wieder vorbei ist, und du deinen Verpflichtungen nachkommen musst – oder du einfach zu müde bist.
Die Lösung?
Dein ganz persönliches Schreibvakuum.
Vielleicht hast du sogar schon eins. Es ist ein „Raum zum Schreiben“, den du dir schaffst. Das muss kein ganzes Zimmer sein. Für mich ist es zum Beispiel mein Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers. Das ist „mein Reich“.
Doch das Schreibvakuum ist nicht nur ein physikalischer Raum, es ist auch eine Einstellung.
Noch bevor wir also uns dran machen, dir einen Schreibort einzurichten, müssen wir beide eine Abmachung treffen. Das heißt, eigentlich triffst du die Abmachung mit dir selbst, deiner Muse und dem inneren Schweinehund. Sie lautet:
Wenn ich mich ans Schreiben setze, bin ich gut vorbereitet und persönliche Probleme bleiben draußen.
Es gibt – immer – Dinge, die dich ablenken wollen und wichtig erscheinen. Fakt ist: Sie stören. Das bedeutet für dich:
In deiner Schreibzeit gilt „Denkverbot“
Wobei sich das natürlich nicht auf deine Geschichte bezieht, sondern auf dein reales Leben und die alltäglichen Probleme. Persönliche Dramen sind auf Pause geschaltet. Okay, wenn irgendetwas passiert ist, das selbst den härtesten Arbeitgeber dazu bewegen würde, dir einen Tag freizugeben, dann darfst auch du dir natürlich einen Tag frei nehmen vom Schreiben. Es wird dann aber auch bitte wirklich nicht geschrieben. In jedem anderen Fall gilt:
Drama zur Seite schieben. Fokus setzen und loslegen.
Um sich erfolgreich eine neue Gewohnheit anzueignen, ist es wichtig, dass du es dir so einfach wie möglich machst. Verändere also deine Umgebung so, dass es möglichst leicht ist, die neue Gewohnheit auszuüben, und keine Stolpersteine im Weg liegen. Dafür gibt es die Vakuumliste, die dir hilft, ein kreatives Schreibvakuum zu schaffen.
Was braucht dein Schreibvakuum?
0. Die Vakuumliste
Das ist im Zweifelsfall einfach ein Stück Papier, auf dem draufsteht, was du alles erledigt und vorbereitet haben musst, damit du dich ablenkungsfrei an dein Projekt setzen kannst.
1. Werkzeuge
Für mich sind das mein PC, der Bildschirm und eine Tastatur (alternativ mein Laptop). Für dich ist das vielleicht Papier und Stift oder ein Diktiergerät. Egal was es ist, Hauptsache es ist da und es funktioniert. Das bedeutet, der PC hat Strom, der Stift ist gespitzt, die Tastatur ist nicht klebrig und das Notizbuch nicht voll.
2. Fläche & Platz
Natürlich kannst du — wenn du dein Werkzeug hast — auch dann schreiben, wenn dir dein Po auf dem harten Holzstuhl weh tut. Aber wirklich erstrebenswert ist das nicht. Genau so etwas kann der unterschwellige Grund sein, weshalb du dich dann doch nicht an deine Geschichte setzt.
Das heißt, du brauchst eine halbwegs freie Arbeitsfläche* und einen Stuhl, der so bequem ist, dass du eine Weile darauf sitzen kannst, ohne dass dir der Hintern einschläft.
Du könntest also „Schreibtisch freiräumen“ als einen Punkt auf deine Vakuumliste setzen 🙂
Minitipp: Wäschekorbmethode
Was die freie Schreibfläche angeht: In Zeiten der Not praktiziere ich die Wäschekorbmethode. Dazu brauchst du offensichtlich einen Wäschekorb. Tja, und dann wird einfach ein großer Stapel auf der Arbeitsfläche gebaut, der aus allem besteht was zum Schreiben überflüssig ist. Anschließend wird der „ganze Mist“ in den Wäschekorb verfrachtet — zumindest so lange, bis die Schreibsitzung vorbei ist. 😉
Als nächsten Punkt wollte ich auf das Thema „Ruhe“ eingehen. Der Punkt ist allerdings so wichtig und umfassend, dass ich drei daraus gemacht habe. Deshalb sind die Grenzen der folgenden drei Punkte jedoch ein wenig fließend.
3. Geräuschkulisse
Zum Schreiben braucht man Ruhe, zumindest zu einem gewissen Grad*. Also, Radio aus und Störgeräusche entfernen. Zur Not gibt es „Noise cancellation Kopfhörer“, die halten die Außenwelt samt Baustelle draußen. Ich empfehle die ohrumschließende Form (statt ohraufliegend), weil sie auch über einen längeren Zeitraum bequem zu tragen sind ☺️
Wenn es keine Musik sein soll, verwende ich z.B. gerne Noisli, das ist eine kostenlose Internetseite, die einem entweder Hintergrundrauschen einspielt oder individuell einstellbare Naturgeräusche (Blätter, Fluss, Regen, Donner, Eisenbahn, Café …).
Die Links findest du, wie gesagt, weiter unten.
4. Ablenkungsfreiheit — von innen
Schnell die E-Mails checken, Mutti anrufen oder eine kleine Recherche durchführen?
Plötzlich öffnet sich ein gigantisches schwarzes Loch und verschluckt dich und dazu zwei Stunden deiner Zeit. Schon passiert? Mir ja ^^;
Schalte dein Handy auf lautlos (besser ganz aus) oder leg es in einen anderen Raum und schalte das Internet ab (Stecker ziehen hilft 8) ). Wenn Letzteres nicht so einfach geht, gibt es sogar Programme, die dir zeitweise den Zugriff verweigern.
Aber was, wenn du wirklich etwas nachschlagen musst? Dann lass die Stelle frei, tippe ein * zum leichten Wiederfinden, mach eine Notiz und prüfe die Details in einer Zeit, die du dir fürs Recherchieren frei hältst. Das ist übrigens auch ein guter Augenblick, um eine XXX-Datei zu starten 😉
5. Unterbrechungsfreiheit — von außen
Wenn du schreibst, bringt dich alles, was dich ablenkt, aus dem Rhythmus und du musst dich erst wieder „warm schreiben“, bevor es richtig weitergehen kann. Ich habe gelesen, dass man 20 Minuten braucht, um nach einer Störung „wieder in den Fluss zu kommen“.
Also, wenn dir etwas auffällt, das dich ablenkt, schreib es auf deine Vakuumliste und finde vor „der nächsten Runde“ ein Gegenmittel. Sorge dafür, dass die Störung beim nächsten Mal nicht auftreten kann 🙂
Das Handy klingelt, die Kinder stürmen in den Raum oder du musst dringend auf die Toilette?
Alles Dinge, für die du vorher bereits Abhilfe schaffen solltest.
Geh vorher aufs Örtchen und mit dem Hund nach draußen. Mach dir etwas zu trinken, besorg dir einen Anspitzer oder Ersatzbatterien. Überleg dir, was du in der kommenden Schreibzeit brauchen könntest, und sorg dafür, dass du deinen Platz dafür nicht verlassen musst.
Ganz wichtig: Kommuniziere deine Schreibzeit mit eventuellen Mitbewohnern. Ja, auch und vor allem mit Kindern, Lebenspartnern und Eltern.
Ich weiß, dass das unangenehm sein kann, vor allem, wenn du nicht jedem auf die Nase binden möchtest, dass du schreibst. Aber es ist notwendig und du musst ja nicht unbedingt sagen – was – du machst, sondern nur, – dass – du nicht gestört werden willst 🙂
6. Der Flow
Der Grund für all diese Vorbereitungen ist: Du willst deinen Flow finden und unter keinen Umständen unterbrechen. Sollte er sich also zu einem Besuch herablassen, denk daran, alles auf deine Vakuumliste zu schreiben, was ihn zum Vorbeischneien eingeladen hat. So kannst du deine effiziente Schreibzeit beim nächsten Mal maximieren 😎
7. Die Vakuumliste weiter füllen
Die Vakuumliste ist nicht statisch, sie ändert sich und wächst mit dir. Wenn dir während deiner Schreibzeit etwas auffällt, das dich ablenkt oder zum Aufstehen bewegt — alles, was deine Finger davon abhält weiterzutippen –, dann mach dir eine kleine Notiz auf deiner ganz persönlichen Vakuumliste. Bevor du dich das nächste Mal ans Schreiben machst, finde eine Lösung. Bevor du schreibst, lies deine Liste kurz durch und stelle sicher, dass dir diesmal nichts in die Quere kommt.
Hier habe ich dir nun eine Liste aus Links zusammengestellt, die dir dabei helfen können, dein Schreibvakuum so effektiv wie möglich zu gestalten.
Linkliste für dein Schreibvakuum:
Hier also ein paar konkrete Empfehlungen für dein ganz persönliches Schreibvakuum 🙂
1. Werkzeuge:
Mein Laptop ist im Augenblick ein MacBook Air 💖.
Was die Tastatur angeht, war ich Jahre lang begeisterter Fan einer beleuchteten Logitech Tastatur. Die bietet viel Platz und durch die einstellbare Helligkeit der Tasten können auch die Nicht-10-Fingertipper noch im Halbdunkel Romane verfassen. Mittlerweile bin ich auf eine Logitech G410 Atlas Spectrum umgestiegen. Bzw. ein Apple Magic Keyboard, wenn ich am Laptop arbeite.
Ansonsten noch eine Sache, von de ich lieber früher gewusst hätte, auch wenn ich sie im Augenblick nicht benutze:
Spracherkennung:
Handschriftliche Notizen abtippen nervt? Mittlerweile gibt es sehr gute Spracherkennungssoftware, die es dir zumindest einfacher macht. Dragon Naturally Speaking war schon gut, als ich das vor – puh – mindestens 20 Jahren ausprobiert habe. Allerdings macht mittlerweile auch fast jedes Handy einen guten Job. Vorausgesetzt, dass du dich daran gewöhnen kannst, die Satzzeichen mitzusprechen.
2. Fläche & Platz schaffen:
Du willst Platz schaffen? Nun, einen Wäschekorb hat wohl jeder ^^;
3. Geräuschkulisse bestimmen:
„Noise Cancellation“-Kopfhörer
Das sind Kopfhörer, die die Umgebungsgeräusche herausfiltern, am besten und bequemsten in der Over-Ear-Variante (ohrumschließend). Schaltet man sie an, wird es plötzlich ganz still. Nähere Infos zu meiner Nutzung findest du hier. Absolut nicht kostenlos, aber jeden Pfennig wert 😉
Jackys Tippgeräusche
Du schreibst allein? Jetzt nicht mehr.
Im Augenblick treffen wir uns ja jeden Sonntag um 20:00 Uhr auf Twitch und schreiben gemeinsam, jeder an seiner eigenen Geschichte und du bist ganz herzlich eingeladen, mitzumachen. Aber falls das zeitlich nicht passt, habe ich dir meine Tippgeräusche aufgezeichnet, damit hast du jederzeit einen Schreibpartner. Als motivierendes Hintergrundgeräusch kannst du die Audio-Tracks in Dauerschleife laufen lassen, oder die 20-Minuten-Tracks nutzen, um deine Schreibsessions zu timen. Aufgezeichnet auf einer Logitech G410 Atlas Spectrum Tastatur bist du (fast) live dabei, während ich an einer meiner Geschichten arbeite 😎
Noisli
Ein kostenloser Onlineservice. Hier kannst du dir deine eigene Mischung aus Hintergrundräuschen, Wald, Wasser, Wellen etc. zusammenstellen. Jedes Geräusch ist separat zuschaltbar und lautstärkereguliert. Mit einem ebenfalls kostenlosen Account kannst du deine Einstellungen sogar speichern und bei der nächsten Benutzung zeitsparend laden.
Musik
Für Playlists aller Arten muss ich wohl eigentlich keine Links setzen oder? Zur Sicherheit trotzdem.
- Youtube — kostenlos
- iTunes — kostenpflichtig
- Pandora — kostenloses Internetradio mit Genre/Musiker-Sendern, funktioniert nicht in allen Ländern, werbefreie Premium-Version gegen Bezahlung (funktioniert nur mit amerikanischer IP)
- Last.fm — kostenlos, ähnlich wie Pandora aber „sozialer“, es gibt eine kostenlose und eine Premium-Version
4. Ablenkungsfreiheit — von innen
Einen vollständigen Artikel dazu findest du hier.
- GetColdTurkey — kostenlose Version vorhanden. Zum Blockieren ausgewählter Internetseiten, Apps etc. Ich benutze dieses Programm selbst nicht. Falls du es also testest, freue ich mich über Feedback.
- Freedom.to — kostenpflichtig. Zum Blockieren ausgewählter Internetseiten etc. und ebenfalls bisher ungetestet.
- OmmWriter —
kostenlosFrüher war er kostenlos. Aktuell kannst du selbst aussuchen, was du dafür bezahlen möchtest (Durchschnitt ca. 7$). Ablenkungsfreies Schreibprogramm ohne viel Schnickschnack. - Du könntest auf deinem PC auch einen zweiten Account einrichten, der keinen Zugang zum Internet hat. Meistens ist das Wechseln so nervig, dass du es dann doch nicht machst und lieber später recherchierst.
5. Unterbrechungsfreiheit — von außen
- Eine Türe
- Falls du eine Türe hast: ein Schlüssel oder ein Türschild mit der Aufschrift „Nicht stören — Lebensgefahr“
- Falls du keine Türe hast, solltest du a) klar kommunizieren, wann deine Schreibzeiten sind, und b) dir für diese Zeiten „ein Grunzen“ zulegen. Das heißt, spricht dich in deiner Schreibzeit irgendwer an, einfach grunzen und weitermachen.
- Ein heißer Tee und Stulpen gegen kalte Hände im Winter (ich suche immer noch nach fingerlosen Handschuhen, die nicht beim Tippen stören)
- Ein Glas mit Wasser
- Einen Ventilator für den Sommer
- Eine Hand voll Halsbonbons für Hustenattacken und Frösche im Hals beim Für-sich-selbst-laut-Vorlesen
6. Der Flow
Dafür gibt es das Schreibvakuum 😎 Außerdem habe ich noch einige andere Möglichkeiten gesammelt, um dich zu motivieren. Wenn du ein weiteres Mittel kennst, freue ich mich immer über eine Mail.
Ansonsten habe ich mir sagen lassen, dass die MotivationsMails ein guter Startpunkt sind 😎
7. Die Vakuumliste
Zu Inspirationszwecken hier meine aktuelle Vakuumliste (und aus Nostalgie-Gründen auch die von 2015) als PDF. Nichts Aufwendiges, nur eine kleine Liste. Natürlich kannst du sie per Rechtsklick und „Speichern unter“ runterladen oder drucken. Aber viel besser wäre es, wenn du dir deine eigene machst. Denn ich bin ich, und du bist du, und was für dich funktioniert, musst du selbst herausfinden 🙂
Los geht’s!
Schreib deine eigene Vakuumliste und finde den Flow!
Was sind deine liebsten Werkzeuge, um dein Schreibvakuum zu optimieren?
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