Dies ist der erste Teil meiner Serie: „Wie veröffentliche ich mein Manuskript?“ Warum ist es so wichtig einen passenden Verlag auszuwählen und wie/wo kannst du ihn finden?
Dein erstes großes Ziel ist erreicht: Dein Manuskript ist fertig. Du hast nicht nur die Rohfassung geschrieben, sondern auch die Korrekturen beendet. Dein nächster Schritt ist es nun, einen Verlag für dich zu suchen und zu finden.
Was bedeutet das?
Einen Verlag auszuwählen, bedeutet nicht nur zu sagen „So, dem schicke ich jetzt mein Manuskript!“ Es heißt, den Verlag besser kennenzulernen, sich seine Grundeinstellung einzuverleiben, das Verlagsprogramm auf Kompatibilität zu überprüfen, einen Ansprechpartner zu finden, die Adresse rauszusuchen, die Einsendungsanforderungen herauszufinden, das Exposé, das Anschreiben und das Manuskript entsprechend anzupassen. Kurzum es erfordert eine intensive Recherche.
Aber das ist ja eine Menge Arbeit!
Oh ja! Aber immerhin hast du gerade Wochen, Monate oder sogar Jahre lang an deinem Manuskript geschrieben. Du hast an der Idee gefeilt, die Formulierungen überprüft, Plotlöcher gestopft, Fehler ausgemerzt, Probeleser bemüht, korrigiert, überarbeitet und verbessert.
Bei all der Arbeit, die du bis jetzt schon in dein Projekt investiert hast, solltest du deinem Manuskript Gerechtigkeit widerfahren lassen. Du solltest dafür sorgen, dass du es an Verlage schickst, die auch etwas damit anfangen können. Außerdem muss es in einer Form präsentiert werden, die deine Chancen auf eine positive Antwort maximieren.
Arbeit umgehen?
Natürlich kannst du dein Manuskript auch einfach an jeden Verlag schicken, der überhaupt existiert. Aber das wird teuer. Schließlich musst du dein Manuskript nicht nur drucken (Papier, Druckpatronen etc.) sondern auch verschicken (Verpackung, Versandkosten etc.). Außerdem ist es verdammt frustrierend, wenn ständig Standardabsagen ins Haus flattern.
Was ist ein Verlag?
Ein Verlag ist ein Unternehmen. Das bedeutet, ein Verlag hat in allererster Linie das Bedürfnis Gewinn zu machen und Geld zu verdienen. Wenn er das nicht schafft, dann hört er auf zu existieren und eine Menge Leute verlieren ihren Job.
Das bedeutet, dass nur Bücher in Frage kommen die 1. ins Verlagsprogramm passen und die sich 2. auch verkaufen lassen.
Was bedeutet das?
1. Ins Verlagsprogramm passen
Es gibt etliche Genres da draußen. Für jedes davon gibt es unterschiedliche Zielgruppen und unterschiedliche Werbemethoden. Was für einen Krimi funktioniert, kann für eine Scifi Geschichte völlig falsch rüberkommen. Was eine Romanze zum Bestseller macht, trifft nicht zwangsweise auch auf einen Thriller zu.
Programm
Genau deshalb spezialisieren sich die meisten Verlage auf einige wenige Genres bzw. Arten von Geschichten.
Jeder Verlag hat sein eigenes Programm, d.h. seine eigene Palette an Büchern, die er vertritt/verlegt. Von alt und gediegen bis jung und modern kann das alles sein.
Genre
Durch die Wahl der Manuskripte, die der Verlag veröffentlicht, entwickelt er sein Profil. So weiß ein Leser bald, was er von diesem Verlag zu erwarten hat. Außerdem erkennt dadurch ein Autor, ob sein Manuskript zum Verlag passt oder eben auch nicht.
Eigentlich kann man sich einen Verlag vorstellen, wie ein Restaurant. Zum einen gibt es die Ausrichtung, was ist das für ein Restaurant? Französisch? Griechisch? Italienisch? Das entspricht beim Verlag der Genreausrichtung. Welche Genres verlegt der Verlag? Romanzen? Fantasy? Krimis?
Stilrichtung
Als Nächstes kommt die Frage danach, was auf der Speisekarte steht und wie das Ambiente so ist. Gutbürgerlich? Haute Cuisine? Modern? Experimentell? Klassisch? Das entspricht der Stilrichtung in die die Geschichten gehen müssen, die überhaupt in Erwägung gezogen werden. Tragisch? Lustig? Modern? Experimentell? Klassisch?
Nur wenn deine Geschichte in beiden Hinsichten passt, wird der Verlag auch erwägen sie zu veröffentlichen. Diese Abwägung geschieht vollkommen unabhängig davon, wie gut oder schlecht die Idee selbst ist oder in welcher Qualität dein Manuskript verfasst wurde. Du wirst beim Haute Cuisine Franzosen eben niemals einen „ordinären“ Döner bekommen, egal, wie toll das Rezept vielleicht ist.
2. Sich verkaufen lassen
Was heißt das? Es heißt, dass ein Markt vorhanden sein muss. Es muss Leute geben, die den Roman kaufen werden – und davon möglichst viele. Aber was heißt das speziell?
Zielpublikum
Das Zielpublikum muss annehmbar groß sein.
Eine Romanze für 12 bis 40 Jährige, also Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene (Zielpublikum > 10.000.000), lässt sich hervorragend verkaufen. Aber wenn die Zielgruppe nur aus all denjenigen besteht, die männlich, anfang siebzig, Hobbygärtner und Silberfischsammler sind (Zielpublikum < 10), dann kann sich der Verlag mit der Vermarktung noch so sehr anstrengen, dann wird das Buch sich nur sehr schwer verkaufen lassen.
Achte also von Anfang an darauf, dass deine Geschichte ein beträchtliches Zielpublikum anspricht, und vergleiche auch, ob das übliche Zielpublikum des Verlags mit Deinem übereinstimmt.
Thematik
Dann muss auch die Thematik interessant bzw. „modern“ sein.
Modern heißt hierbei nicht, dass sie in der aktuellen Zeit spielen muss. Es geht viel mehr darum, dass einige Thematiken einfach völlig verstaubt sind, während andere komplett im Trend liegen.
Natürlich ist eine Trendgeschichte keine Garantie für Erfolg, aber die Thematik muss zumindest das Potential haben, von der heutigen Gesellschaft (und am allerbesten global) interessant gefunden zu werden. Das maximiert den möglichen Gewinn für den Verlag und damit deine Chancen, angenommen zu werden.
Konfliktreich
Die Geschichte sollte konfliktreich sein und auch diese Konflikte sollten zum Verlag passen. Nicht jeder Verlag beschäftigt sich mit gleicher Vorliebe mit Kindesmisshandlung, Elfenkriegen oder tragischen Trennungen.
Außerdem wird der zwölfjährige Peter, der über 723 Seiten immer wieder einen Kiesel von links nach rechts schiebt, ohne sich anderweitig zu bewegen oder geistig zu betätigen, wohl – weder beim Verlag noch beim Leser – auf Interesse oder Gegenliebe stoßen.
Verlag suchen
Was für Verlage gibt es überhaupt? Und woher sollst du wissen, ob sie zu dir passen?
Dein Bücherregal
Die erste Möglichkeit, um einen Verlag zu finden, der zu dir passt, ist dein eigenes Bücherregal. Vermutlich liest du auch genau die Geschichten gerne, die du schreibst.
Also wirf einen Blick in dein Regal und auf deine Lieblingsbücher. Bzw. beschränk dich auf solche, die dasselbe Genre, eventuell sogar eine ähnliche Thematik behandeln, wie das Manuskript, das du veröffentlichen möchtest. Dann mach dir eine Liste, mit den Verlagen, bei denen diese Bücher erschienen sind.
Damit hast du schon deinen ersten Anhaltspunkt, aber es geht weiter.
Die Bücherei/Der Buchladen
Dasselbe Verfahren kannst du auch in einem Buchladen oder in der Bücherei anwenden. Schnapp dir Zettel und Stift, schlendere durch die Reihen und mach dir eine Liste der Verlage, die im selben Genre veröffentlichen, in dem sich dein Manuskript bewegt.
Wenn dich Bücher mit ähnlichen Ideen wie deiner eigenen sonst abschrecken, sind sie jetzt ein Goldstück, das dich auf die richtige Fährte bringen kann.
Frag auch gerne eine Buchverkäuferin und beschreib ihr (ganz grob) deine eigene Geschichte, als das, was du gerade suchst. Vielleicht kann sie dich in die richtige Richtung weisen.
Verlagsliste
Eine weitere sehr gute Quelle für deine Verlagssuche ist die Verlagsliste (Literatur-Verlage.de) der Schreibwerkstatt. Hier findest du eine Genreübersicht, in die mehr als 500 Verlage eingetragen sind. Von Fantasy, über historische Romane bis hin zu Sachbüchern ist alles vertreten.
Hinter jedem Genre-Link befindet sich eine Liste der Verlage, die im entsprechenden Genre veröffentlichen. Und jeder Link in dieser Liste führt wiederum zu einer Kurzinformation über den entsprechenden Verlag bzw. zum Verlag selbst. Nimm auf deine Liste, was zum Genre deines Manuskripts passt.
Verlage im Internet finden
Wenn du die Genreübersicht der Verlagsliste verwendet hast, bist du schon so gut wie fertig. Hier findest du nämlich – wie bereits erwähnt – zu jedem Verlag eine kurze Übersicht (Adresse, Tel. etc.) sowie einen Link zur Verlagshomepage. Diese Links zur Verlagshomepage sind das, was du im nächsten Teil dieser Serie zur Manuskript Veröffentlichung dringend brauchen wirst.
Wenn du dein Bücherregal oder den Buchladen um die Ecke „geplündert“ hast, solltest du nun deine Notizen um eben diesen Link ergänzen. Das geht ganz einfach über die alphabetische Liste auf Literatur-Verlage.de. In dieser Liste sind dieselben Informationen (Adresse, Link zur Verlagshomepage etc.) enthalten, wie auch in der Genreübersicht, nur eben nach Alphabet sortiert.
Sollte ein Verlag nicht in der Liste stehen, wende dich gerne an mich, damit ich die Liste ergänzen kann. Falls du schnell ein Ergebnis brauchst, kann dir sicher auch Google weiterhelfen.
Notizen
Mach dir Notizen, während du die Verlagsliste und später auch die Verlagshomepages selbst durchsuchst. Das hilft dir nachher bei der endgültigen Auswahl des Verlags, mit dem du anfangen möchtest. Außerdem gibt es dir einen schönen Überblick und sorgt dafür, dass du in zwei Wochen nicht wieder ganz von vorne anfangen musst, dich durch die Verlagsseiten zu lesen.
Insbesondere die Einsendungsbedingungen solltest du dir (später) haarklein aufschreiben, um unter keinen Umständen etwas Wichtiges zu vergessen! Nichts ist ärgerlicher, als dein Manuskript, das wegen eines Formfehlers im Papierkorb landet.
Am besten ist für deine Noitzen ein Programm geeignet, das auch klickbare Links erzeugen kann. Damit kannst du dir ganz einfach die Quelle speichern, wenn du eine bestimmte Information gefunden hast. Falls eine Notiz dann später keinen Sinn mehr macht oder du es einfach noch einmal ausführlich lesen möchtest, reicht ein einziger Klick, um das Original wiederzufinden (es ist unglaublich, wie geschickt sich – selbst völlig offensichtliche Seiten – plötzlich verstecken können, wenn man nach ihnen sucht). Ich benutze am liebst MS Excel oder Open Office Calc. Beides bietet – gleichzeitig mit den klickbaren Links – auch noch eine annehmbare Übersichtlichkeit.
Notizen: Ich habe meine Liste schon während der Suche in meinem Bücherregal elektronisch aufgestellt. Die erste Spalte enthält deshalb einfach nur den Verlagsnamen. Die zweite Spalte – für die jeweilige Internetadresse – habe ich bei diesem Schritt noch leer gelassen.
Anschließend habe ich die Tabelle mit Verlagsnamen und Internetadressen (für mein Genre) aus der Verlagsliste in dieselbe Excel-Datei hineinkopiert. Dann habe ich beide Spalten komplett (also auch den Teil, der noch keine Internetadressen enthält) markiert und nach Alphabet sortiert. So ließen sich die Doppelten ganz leicht ausfindig machen und entfernen.
Diskussion
Wie gefällt dir dieser erste Teil der Serie? Erfüllt er deine Erwartungen? Was würdest du ergänzen? Wo würdest du einen Verlag für dein Manuskript suchen? Wie hast du deinen Verlag gefunden?